Wie ihr bester Freund James ist Deirdre eine begabte Musikerin – so begabt, dass sogar das Feenvolk dem Zauber ihrer Lieder verfällt. Das erkennt Deirdre zu ihrem eigenen Schrecken, als überall um sie herum vierblättrige Kleeblätter zu wachsen beginnen und seltsame Gestalten auftauchen. Zu ihnen zählt allerdings auch der charismatische Luke, zu dem sie sich von Anfang an hingezogen fühlt, der ihr aber auch Angst macht. Bald schon muss Deirdre erkennen, dass sie nicht die erste in ihrer Familie ist, die Kontakt zum Feenvolk hatte. Trotzdem scheint niemand bereit dazu zu sein, mit ihr darüber zu reden. Ihre herrschsüchtige Tante Delia, ihre Mutter, ihre Großmutter – sie alle verhalten sich undurchsichtig. Deirdre beschließt, dieses seltsame Verhalten zu ignorieren und trifft sich immer wieder mit Luke.
Dadurch erkennt sie nach und nach, wie gefährlich ihre musikalische Gabe für sie ist: der Zauber, den sie verströmt, hat das Missfallen der Feenkönigin geweckt. Und Luke, in den sich Deirdre inzwischen verliebt hat, ist in Wahrheit ihr Gesandter, den sie ausgeschickt hat, um das junge Mädchen zu beseitigen …
Nach einem sehr spannenden Prolog tut sich „Lamento“ erst einmal etwas schwer. Maggie Stiefvater beschreibt ihre Hauptfigur Deirdre in einer Art und Weise, die beim Leser zunächst die Alarmglocken schrillen lassen: Handelt es sich dabei gar um eine Mary Sue?
Die gute Nachricht: Der Eindruck rückt recht schnell wieder in den Hintergrund und selbst, wenn das der Fall sein sollte, so stört das nicht den Ablauf der Geschichte oder verhindert, dass man einen Bezug zu Deirdre entwickelt.
Die nächste Befürchtung, die sich einstellt ist, dass es sich beim Buch um einen weiteren Biss-Ableger handeln können. Immerhin ist der gutaussehende Luke, dem Deirdre gleich Anfangs begegnet, düster, geheimnisvoll und wirkt auch ein bisschen gefährlich. Erfreulicherweise ist er allerdings weder ein Vampir, noch hat die sich sehr langsam anbahnende Liebesgeschichte viel mit der aus „Biss zum Morgengrauen“ gemeinsam. Deirdre muss sich mit ganz anderen Problemen auseinander setzen als Stephenie Meyers Protagonistin. Das Feenvolk, dass es auf sie abgesehen hat, hält sie viel zu sehr in Atem, als dass sie sich allein auf eine sich anbahnende Romanze konzentrieren könnte. Da tauchen Hunde aus dem Nichts auf, die nur sie sehen kann, sowie charismatische Gestalten und geheimnisvolle Wesen, die alle ein gewisses Interesse an Deirdre erkennen lassen. Obwohl die Faszination der Anderweltlichen vor allem auf Deirdres Kunstfertigkeit als Musikerin beruht, scheinen auch Ereignisse aus der familiären Vergangenheit dazu beizutragen, dass die überirdischen Wesen im Hier und Heute aufgetaucht sind. Nur langsam gelingt es Deirde, Familiengeheimnissen auf den Grund zu gehen. Die bilden übrigens einen gelungenen Kontrast zur Haupthandlung und sorgen für zusätzliche Spannung.
Am Ende von „Lamento“ werden die meisten Fragen zwar ausreichend, aber nicht vollständig gelöst. Da bleibt dem Leser nur zu hoffen, dass Maggie Stiefvater diese Fäden in „Ballad“ noch einmal aufgreift, dem zweiten Buch der Reihe, dass in diesen Tagen gerade in den USA erschienen ist. Alles in allem ist „Lamento“ jedoch eine Geschichte, die für sich stehen kann. Es ist ein modernes Feenmärchen, das sich traditioneller Elemente bedient, diese aber sehr geschickt in die Gegenwart verlagert. Dadurch bekommt die Geschichte eine neue, interessante Dynamik. Maggie Stiefvaters Stil (sie schreibt aus der Ich-Perspektive) ist unaufdringlich, von Katharina Volk wirklich gelungen übersetzt und das Buch entwickelt sich, nachdem sich die oben erwähnte anfängliche Skepsis gelegt hat, zu einem echten Pageturner, der Laune macht.
Fakten:
Titel: Lamento – Im Bann der Feenkönigin
Autorin: Maggie Stiefvater
Originaltitel: Lament – The Fairy Queens Deception
Übersetzung: Katharina Volk
Verlag: Pan
Aufmachung: Hardcover mit Schutzumschlag, 349 Seiten
Preis: 14,95
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