Darkstars Fantasy News


14. Februar 2010

HWMs Paranormal Fantasy Highlights IV/2009

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 16:38

Tempest RisingEtwas verspätet (das geht auf mein Konto) freue ich mich, euch die quartalsmäßige Auslese bemerkenswerter englischsprachiger Urban Fantasy-Romane, zusammgestellt von hwm, endlich präsentieren zu können.

Wer wissen will, welche Schätze, die auf der anderen Seite des Großen Teichs veröffentlicht wurden, von hwm im letzten Quartal 2009 gehoben wurden, hat jetzt Gelegenheit.

Hwm’s Paranormale Fantasy Auswahl Oktober bis Dezember 2009

SoullessTitel: Soulless
Autor: Gail Carriger
Genre: Steampunk
Seitenanzahl: 384
Erscheinungsdatum: 10/09
Reihe: Soulless, Changeless, …
hwm’s Bewertung: 9 von 10 Sternen

Lange habe ich nicht mehr so viel gelacht wie bei diesem Buch. Soulless ist eine köstliche Mischung aus Steampunk, Paranormaler Fantasy und Romance und Sittenkomödie.

Miss Alexia Trabotti ist eine geborene Jungfer. Wenn sie ihren Mund halten könnte, würden Verehrer vielleicht über ihre halb italienische Abstammung und über ihre große Nase hinwegsehen. Doch sie ist viel zu starrköpfig, viel zu gebildet und viel zu clever.

Jungfer mag Miss Alexia sein, doch sie weiß, was sich gehört. Darum ist sie rechtens schockiert, als ein Vampir sie unvorgestellt und uneingeladen während eines Balles überfällt. Zum Glück ist Alexia ein Preternatural, ein Mensch ohne Seele, und kann übernatürliche Wesen und Magie durch Berührung neutralisieren. Leider verstirbt der Vampir während der Nachhilfestunden in Etikette – wie unhöflich – und Lord Maccon, der Werwolfalpha und Chefinspektor in Paranormalen Angelegenheiten, eilt zur Stelle. Seit dem Igelvorfall ist Lord Maccon Miss Alexia nicht sonderlich wohlgesonnen. Aber Jungfer oder nicht, Alexia mischt sich nur zu gern in seine Ermittlungsarbeiten ein.

Soulless war ein Spontaneinkauf, von dem ich mir nicht viel erwartet hatte. Mit Steampunk bin ich noch nicht recht warm geworden und Romance war noch nie mein Fall. Also fing ich an zu lesen und ehe ich mich versah, hatte ich das Buch durch und Muskelkater vor lauter Grinsen (ich scherze nicht – meine Mundwinkel schmerzten tatsächlich).
Es handelt sich um ein spannendes Abenteuer voll Witz und Frivolitäten. Von Etikette, exzentrischen Hüten, Teekessel und anderen Steampunk Gerätschaften über fliegenden Fäuste in Pferdekutschen, schottische Lords mit beeindruckendem Oberkörper, verrückte Professoren, heiratssüchtige Debütantinnen und deren furchteinflößenden Mütter gibt es alles was das Herz begehrt. Die Welt des Übernatürlichen wird perfekt in dieses etwas andere viktorianische London eingebaut.

Gail Carrigers Schreibstil sorgt zusätzlich für Atmosphäre. Er ist sehr zugänglich und flüssig zu lesen, obwohl er sich an zeitgenössischer Literatur anlehnt (à la Jane Austen). Der Witz und der leicht lesbare Stil steigern zudem das Tempo der Geschichte, sodass man kaum merkt, dass wie schnell die Zeit vergeht.

Alexias und Lord Maccons Liebesgeschichte ist das Zusammentreffen zweier starker Charaktere, die keine Kompromisse eingehen und die sich nur mit Widerwillen zueinander hingezogen fühlen. Es fliegen die Funken (und Fetzen), dass es eine wahre Freude ist! Die eigentliche Handlung wird davon etwas in den Hintergrund gedrängt, was aber nichts daran ändert, dass sie interessant und spannend ist. In den folgenden Bänden soll der Fokus nicht mehr auf der Beziehung, sondern auf anderen Dingen liegen. Gail Carriger hat spannendes Setting mit viel Potential für weitere Geschichten entworfen und ich bin neugierig, was sie daraus machen wird.

Soulless gehört zu der kleinen Auswahl an Büchern, die wieder und wieder lesen könnte. Perfekte Unterhaltung.
Wem eine kleine Kostprobe gefällig ist, kann sich das erste Kapitel kostenlos als Podcast von der Homepage der Autorin herunterladen.

—–

Tempest RisingTitel: Tempest Rising
Autor: Nicole Peeler
Genre: Paranormale Fantasy
Seitenanzahl: 368
Erscheinungsdatum: 11/09
Reihe: Tempest Rising, Tracking the Tempest, …
hwm’s Bewertung: 8 von 10 Sternen

Kompliment. Wer auch immer sich für dieses kontroverse, mangaartige Cover verantwortlich zeigt muss ein verrücktes Genie oder vollkommen eingeraucht gewesen sein. Der Verlag nimmt es in Kauf, manche Leser abzuschrecken, um aufzufallen. Bei der Flut an Paranormalen Fantasytiteln ist diese Taktik durchaus verständlich und nachdem ich das Buch gelesen habe, kann ich sagen, dass das Cover nicht unpassend ist. Tempest Rising ist ein unterhaltsamer, leichter Paranormaler Fantasyroman, in dem hin und wieder Chick Lit Elemente aufblitzen.

Wie die Mutter, so die Tochter, davon sind die Einwohner des Touristenstädtchens Rockabill überzeugt. Janes Mutter tauchte während eines Sturmes völlig nackt am Stadtplatz auf, verführte einen begehrten Junggesellen und zeugte mit ihm ein Kind, das genau so aussieht wie sie. Nur wenige Jahre darauf verschwand sie wieder in einem Sturm.
Dass Janes bester Freund und Liebhaber beim Versuch sie zu retten ertrank und die junge Frau daraufhin einen Nervenzusammenbruch erlitt, erschwert ihre Situation. Denn Jane hätte ihm nur ihr Geheimnis anvertrauen müssen, dass sie völlig gefahrlos in den wilden, kalten Wellen des Ozeans schwimmen kann. Manchmal hat Jane sogar das Gefühl, dass sie schwimmen muss.

So fristet die Jane mehr schlecht als recht ihr Leben in Rockabill, arbeitet in einem Buchladen, pflegt ihren Vater und schwimmt im Ozean. Alles ändert sich, als sie abermals eine Leiche aus dem Wasser fischt. Der Ermittler, der an ihre Tür klopft, ist nämlich übernatürlicher Art und Jane fällt kopfüber in eine Welt voll Magie, seltsamer Wesen und gefährlichen Rivalitäten.

Ich kann mich nicht entscheiden, ob mir das Setting oder die Charaktere vom Tempest Rising besser gefallen haben. Debütautorin Nicole Peeler stellt den Touristenort Rockabill und seine Einwohner so frisch und lebendig dar, dass ich am liebsten selbst dort Urlaub machen würde. Die Methoden um das Örtchen in eine profitable Touristenfalle zu verwandeln, verleiten zum Schmunzeln. Vielleicht hat meine Begeisterung auch damit zu tun, dass Rockabill am Nordatlantik liegt und sich damit deutlich von Schauplätzen anderer Paranormaler Fantasyreihen unterscheidet. Auf jeden Fall sind die Nebencharaktere sehr gelungen und ich hoffe mehr zu erfahren.

Die Geschichte wird in der ersten Person erzählt. Jane ist halb Selkie, weiß aber nichts von ihrer Abstammung. Von ihrer Mutter hat sie nur die Liebe zum Meer, etwas Elementarmagie, das Aussehen und den schlechten Ruf geerbt. Den Selkiemythos so verwendet zu sehen, ist sehr interessant. Mit Jane ist Peeler ein vielschichtiger, sympathischer Charakter gelungen. Sie hat viele Schutzmechanismen entwickelt, lässt sich aber letztendlich nicht unterkriegen bewahrt ihren Humor. Jane ist jedoch keine besonders aktive Heldin. Vielmehr ist sie ein Katalyst. Ihr Beitrag beschränkt sich meistens darauf, durch ihre Existenz Dinge in Bewegung zu bringen und im richtigen Moment die richtigen Fragen zu stellen. Nicht jede Paranormale Fantasyheldin muss eine vorlaute Schlägerin sein, aber sie sollte die Handlung aktiv beeinflussen. . Zum Glück sollte sich das im nächsten Band ändern, da Jane in ihrer Elementarmagie unterrichtet wird und sich damit ihr aktives Arsenal vergrößern wird.

Manchmal blitzen in Tempest Rising Chick Lit Tendenzen hervor. Da wäre natürlich der Humor. So richtig los geht es erst, als der sexy Vampir Ryu and Janes Tür klopft. Als er sie sie in die Mordermittlungen und die Welt des Übernatürlichen verwickelt, fühlt sie sich anfangs wie befreit. Die beiden werden wenig überraschend ein Liebespaar und haben jede Menge Sex. Der Sex ist nicht besonders graphisch, die Szenen nicht allzu lang (oft nur Andeutungen), aber es gibt eine Menge davon. Habe ich bereits erzählt, dass Tempest Rising jede Menge Sex enthält? Und Kleidung, aber die ist Nebensache. Für mich war diese Überfülle nur deswegen ertragbar, weil sie in der Charakterentwicklung Sinn macht, die Handlung nicht darunter leidet und Ryu und Jane ihre eigennützigen Gründe dafür haben. Ich glaube nicht, dass die beiden auf Lange Sicht zusammenbleiben werden. Aber lest das Buch und bildet euch selbst eine Meinung.

Man sollte sich nicht durch das eigenwillige Cover abschrecken lassen, denn Tempest Rising ist der Auftakt zu einer tollen, neuen Paranormalen Fantasyreihe mit einer sympathischen Heldin.

—– 

Amazon InkTitel: Amazon Ink
Autor: Lori Devoti
Genre: Paranormale Fantasy
Seitenanzahl: 372
Erscheinungsdatum: 5/09
Reihe: Amazon Ink, Amazon Queen, …
hwm’s Bewertung: 8 von 10 Sternen

Als Leser habe ich gewisse Vorurteile und nur selten mache ich mir die Mühe sie auf die Probe zu stellen. Als Amazon Ink erschien, hätte ich es nicht einmal mit einer Zange angefasst. Erstens nennt sich die Autorin Lori Devoti. Ich betone: DEVOTI. In Erotika verwenden Autoren gerne zweideutige Pseudonyme, aber für eine Paranormale Fantasyreihe birgt dieser Name zu starke, unpassende Anspielungen. Zweitens wusste ich, dass die Autorin normalerweise Liebesromane für Harlequin schreibt, was für mich keine Empfehlung darstellt. Drittens handelt der Roman dieser Romance Autorin mit einem zweideutigen Pseudonym von Amazonen. Ich betone: AMAZONEN. Meine Vorstellungskraft lief auf Hochtouren und die Bilder, die mir in den Kopf schossen, waren wenig schmeichelhaft. Viertens fand ich das Cover unansprechend.

Dann kam meine Freundin ins Spiel, mit der ich gelegentlich Bücher tausche. Unsere Geschmäcker ähneln sich genug, dass ich ihrem Urteil vertraue, wenn sie mir ein Buch in die Hand drückt, das ich normalerweise nicht lesen würde. Das letzte Buch dieser Art war Amazon Ink.

Das 21. Jahrhundert mag angebrochen sein, doch die Amazonen haben ihre Traditionen bewahrt. Noch immer ziehen sie von Ort zu Ort, üben sich in Kampfkünsten sowie Magie und verehren Artemis. Aber auch weniger schöne Traditionen haben sich erhalten. Sie fühlen sich den Menschen überlegen, leben in strengen Kasten und setzen ihre männlichen Nachkommen aus.
Melanippe Saka wollte ihren Sohn nicht aufgeben. Als sie eine Fehlgeburt erlitt, musste sie die die Stammeszauberin verdächtigen. Erbittert verließ Mel als erste Amazone den Stamm und baute sich unter den Menschen eine neue Existenz auf. Bald folgten ihr ihre Großmutter, eine Magierin, und ihre Mutter, eine Kriegerin. Zusammen führen sie ein Tätowierladen und ziehen Mels Tochter auf, bis eines Tages zwei Leichen von jungen Amazonen auf ihrem Grundstück landen und die Vergangenheit sie einholt.

Mel ist die Ich-Erzählerin und Hauptfigur des Buches und die ersten paar Seiten macht sie es einem noch schwer. Während der Leser sich erst in die Geschichte einlesen muss, wirkt sie bereits gestresst und fahrig. Doch sobald man mehr über die Hintergründe erfährt, baut dieser Stil große Spannung auf und reißt den Leser mit. Devoti versteht es hervorragend Emotionen zu transportieren.

Im Laufe der Geschichte muss sich Mel mit zahlreichen Konflikten auseinandersetzen. Der Serienmörder ist dabei noch der harmloseste. Obwohl sie den Stamm hinter sich gelassen hat, muss sie erkennen, dass sie noch sehr von alten Vorurteilen geprägt wird. Dabei muss man verstehen (und akzeptieren), dass Amazonen eine eigene Rasse – eine Art Übermensch – sind. Sie sind stärker, leben länger, werden von ihren Instinkten getrieben (vor allem Rachsucht und Wut) und manche von ihnen beherrschen Magie. In gewisser Hinsicht ist ihre Arroganz also gerechtfertigt. Als Mels Vergangenheit sie einholt, prallen Weltanschauungen aufeinander. Mel kann zwar die Beweggründe der Amazonen verstehen, sie aber nicht mehr gutheißen. Schlussendlich muss Mel erkennen, dass selbst sie noch von ihrer Erziehung geblendet ist.

Nachdem sie ihren Sohn verloren hat, ist es Mels größte Motivation ihre Tochter zu beschützen. Diese ist im Teenageralter und weiß nicht von ihrer Abstammung. Zu sehen, wie Mel mit den besten Absichten Fehler begeht und sich mit den Konsequenzen auseinandersetzen muss, ist sehr interessant.

So begeistert ich von dieser neuen Reihe bin, habe ich auch kleinere Kritikpunkte. Zum einen wiederholt sich die Autorin oft in ihren Aussagen. Die aufgebaute Spannung hilft darüber hinweg. Zum anderen betont Mel immer wieder, dass sie niemandem vertrauen kann, nicht einmal ihrer Familie und das zu Recht. Doch selbst wenn Mel mit dem Missbrauch ihres Vertrauens konfrontiert wird, zieht sie keine Konsequenzen. Sie lässt die Situation einfach weiterlaufen – vermeidet sogar eine Aussprache. Das hat mir nicht gefallen.

Amazon Ink hat mich vollkommen überrascht. Es ist der Auftakt zu einer spannenden, emotionsreichen Paranormalen Fantasyreihe, die ohne Vampire, Werwölfe, Hexen und Dämonen auskommt.

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Bleibt mir noch, vielen Dank zu sagen an hwm für ihren Gastbeitrag!

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2 Comments »

  1. Kuhl :) Die ersten beiden Bücher sind mir auch ins Auge gefallen. Ich glaube, Nicole Peeler wusste auch erst nicht recht, was sie von dem Cover halten sollte, so klang das jedenfalls für mich im Interview. ;)
    Die Künstlerin hat eine eigene Seite übrigens und da sind noch mehr schöne Cover dabei. Unter anderem auch eines für eine Autorin, die ich selbst auch sehr mag und zwar Julie Cohen. (“The Girl from Mars”)
    Soulless liegt bei mir noch rum, leider ungelesen, ich trau mich nicht recht.
    Danke für Deinen Beitrag hwm (ich wüsste übrigens auch gern mehr von Dir), gefiel mir gut!

    Kommentar by Soleil — 15. Februar 2010 @ 16:33

  2. […] Worum es in dem Buch geht – und warum es so gut ist – hat hwm in ihren Highlights 2009-Gastblog ja bereits verraten. Eine ausführliche Rezension zum Roman findet ihr hier. […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Gail Carriger auf Deutsch | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 7. Januar 2011 @ 13:19

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