Darkstars Fantasy News


19. Juli 2010

Trudi Canavan: Sonea – Die Hüterin

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 12:16

SoneaMit der Trilogie um „Die Gilde der Schwarzen Magier“ gelang der australischen Autorin Trudi Canavan vor einigen Jahren ein beachtlicher Überraschungserfolg. Das lag sicher auch ein bisschen an stimmungsvollen Covern, die es schafften, in Deutschland einen neuen Titelbild-Trend auszulösen, sowie an der geschickten Marketingstrategie, letztendlich aber auch an der süffigen Geschichte, die die Leser überzeugte. Canavan setzte auf klassische Motive – eine junge, sture Außenseiterin als Heldin; einen dunklen, mysteriösen und gleichsam anziehenden Antagonisten; den klassischen Charme einer Internatsgeschichte und einer sich zaghaft entwickelnden Liebesgeschichte. Sie traf damit den Nerv des Publikums. Auch meinen, obwohl doch sowohl die Rezeptur als auch die Zubereitung nicht so ungewöhnlich war.

Mit „Sonea – Die Hüterin“, dem Auftaktband einer neuen Trilogie, ist Canavan nun in die Welt der Schwarzen Magier zurückgekehrt und will an alte Erfolge anknüpfen. Bereits vor rund einem Jahr hatte die Australierin im für sich stehenden Roman „Magie“ ihr Publikum in die Welt von Sonea & Co. mitgenommen. Allerdings siedelte sie diese Geschichte ein paar hundert Jahre früher an als die originäre Trilogie. Mit „Magie“ konnte Canavan damals leider nicht bei mir punkten. Zu zäh und unspektakulär erschien mir die Geschichte, und offenbar ging es vielen anderen Lesern ebenfalls so.

Um diesen Fehler nicht ein weiteres Mal zu machen, hat sich die Autorin nun dazu entschlossen, ihre neue Trilogie mit altbekannten, liebgewonnenen Figuren zu bevölkern. „Sonea – Die Hüterin“ spielt rund zwanzig Jahre nach dem Ende der „Gilde der Schwarzen Magier“. Einiges hat sich seither in Imardin geändert. Auf der Akademie der Magier werden inzwischen auch Novizen aus den Reihen der einfachen Bevölkerung aufgenommen und Cery, Soneas einstiger Jugendfreund, ist zu einem der Diebeskönige der Stadt aufgestiegen. Sonea selbst ist eine der zwei Magier der Gilde, die in Schwarzer Magie bewandert sind. Sie und ihr Kollege sollen sich gegenseitig im Auge behalten und so sicherstellen, dass sie den Verlockungen der dunklen Künste nicht verfallen und ihre Magie missbrauchen. Vielleicht liegt dieses ständige Misstrauen daran, dass das Verhältnis der beiden eher von respektvoller Abneigung geprägt ist als von kollegialer Freundschaft. Sorgen bereitet Sonea jedoch vor allem ihr inzwischen erwachsen gewordener Sohn Lorkin, der sich in den Kopf gesetzt hat, in Begleitung von Lord Dannyl ausgerechnet ins feindliche Sachaka zu reisen. Obwohl Lorkin sich der Gefahr bewusst ist, dass man ihm dort aufgrund der Taten seines Vaters nach dem Leben trachten könnte, lässt sich der junge Mann nicht von seinem Vorhaben abbringen …

Sonea – Die Hüterin“ lässt mich mit arg gemischten Gefühlen zurück. So schön es war, liebgewonnen Bekannten einen erneuten Besuch abzustatten, es war schwierig, mich auf die Handlung einzulassen: Obwohl der Roman mit über 570 Seiten nicht gerade ein schmales Bändchen ist, tut er sich schwer, Tempo aufzunehmen. Die Handlung plätschert lange vor sich dahin und kommt nicht ohne Längen aus.

Da ändert auch die Tatsache, dass Trudi Canavan die Handlung in parallel verlaufende Stränge aufteilt, nicht viel daran. Während Lorkin in Sachaka das Abenteuer seines Lebens erlebt, versucht Sonea Cery zu helfen, der herausfinden will, wer seine Familie brutal ermordet hat. Vielleicht erzählt Canavan zu routiniert, zu unspektakulär: trotz der tragischen Prämisse wollte bei mir keine so rechte Spannung aufkommen.

Was allerdings sehr positiv ins Gewicht fällt ist die Entwicklung, die Canavan ihrem Titelcharakter hat angedeihen lassen. Man erkennt in Sonea zwar noch das Mädchen der originären Trilogie. Aus der Rebellin von einst ist jedoch eine erwachsene, mit beiden Beinen im Leben stehende Frau geworden, die sich von der großen Tragödie – dem Verlust ihrer Liebe – nicht hat unterkriegen lassen, sondern daran gewachsen ist. Mit anderen Charakteren (etwa mit Cery, Lord Dannyl oder aber Soneas altem Konkurrenten Regin) gelingt Canavan ähnliches.

Insgesamt würde ich den Roman deshalb vor allem jenen Lesern empfehlen, die große Sonea-Fans sind und gerne wissen möchten, wie es mit der liebenswerten Figur weiter geht. Wer schon die „Gilde“-Romane nur durchschnittlich fand oder noch nichts von Canavan gelesen hat, sollte „Sonea – Die Hüterin“ allerdings eher im Regal stehen lassen.

Fakten:

Titel: Sonea – Die Hüterin
Autorin: Trudi Canavan
Reihe: Sonea (1 von 3)
Originaltitel: The Ambassadors Mission
Übersetzung: Michaela Link
Verlag: Penhaligon
Aufmachung: Hardcover mit Schutzumschlag, 576 Seiten
Preis: 19,95 €

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3 Comments »

  1. Wie es scheint, habe ich nichts verpasst. Ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder traurig darüber sein soll.

    Kommentar by hwm — 19. Juli 2010 @ 20:02

  2. […] holt die australische Bestsellerautorin Trudi Canavan (”Sonea“) bereits im Frühjahr nach Deutschland; eine Station in Berlin wird es auch geben. Nähere […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Tad Williams & Trudi Canavan in Deutschland | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 22. März 2011 @ 20:00

  3. […] in Leipzig erfahren habe, dass Random House die australische Autorin Trudi Canavan (”Sonea“) nach Deutschland holt. Die Termine stehen inzwischen auch schon […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Trudi Canavan Deutschlandtour - Die Termine | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 7. Mai 2011 @ 14:00

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