Fabelheim war einer der Romane, mit denen damals frisch gegründete All Age-Fantasy-Verlag Penhaligon sein Programm eröffnete. Die Jugendfantasyreihe ist in den USA extrem erfolgreich und wurde bzw. wird gern mit Harry Potter verglichen. Diese Parallele hinkt zwar, der Serienauftakt der Reihe um zwei Teenager, die in den Sommerferien erfahren, dass die Farm ihrer Großeltern keine gewöhnlichen Tiere beherbergt, sondern Fabelwesen wie Feen, Kobolde, Najaden, Satyre und Hexen hat mir aber immerhin so gut gefallen, dass er sich einen Platz auf den Top 5 meiner besten Leseerfahrungen 2009 sicherte.
Entsprechend gespannt war ich auf die Fortsetzung, die unter dem Titel Fabelheim: Die Gesellschaft des Abendsters jüngst im Paperback mit Klappbroschur erschienen ist. (Parallel dazu ist bei Blanvalet übrigens die Taschenbuchausgabe des ersten Bandes herausgekommen; für alle, die in die Serie einsteigen wollen).
Worum geht’s diesmal?
Seit dem ersten Sommer von Kendra und Seth auf Fabelheim ist ein gutes Jahr vergangen und die Geschwister können es kaum abwarten, endlich wieder über die Ferien zu ihren Großeltern zu reisen und in die magische Welt des geheimen Reservats für Fabelwesen einzutauchen. Der Alltag erscheint ihnen um so trister, seit sie die geheime Wunderwelt entdeckt haben. Dann überschlagen sich kurz vor Ende des Schuljahres die Ereignisse: ein neuer Schüler taucht auf, den offenbar nur Kendra als das ecklige Monster erkennt, das er in Wirklichkeit ist, und ein undurchsichtiger Fremder, der auch um die Existenz der Fabelwesen weiß, bittet die Geschwister um Hilfe.
Welche Motive hinter dem Auftauchen dieser beiden Personen wirklich stecken, erfahren Kendra und Seth jedoch erst in Fabelheim: Die Gesellschaft des Abendsterns, jene mysteriöse Organisation, die es sich offenbar zum Ziel gemacht hat, die magischen Reservate unserer Welt zu Fall zu bringen, streckt nicht nur die Finger nach Fabelheim aus, sondern auch nach Kendra und Seth! Um das Schlimmste zu verhindern, haben ihre Großeltern drei Fremde engagiert, die ihre beiden Enkel in ihren unterschiedlichen Künsten – der Destillation von Zaubertränken, der Pflege magischer Geschöpfe und dem Umgang mit magischen Artefakten – unterrichten und einen gut verborgenen, überaus mächtigen magischen Gegenstand finden sollen, der der Gesellschaft des Abendsterns unter keinen Umständen in die Hände fallen darf …
Meine Meinung
Um es gleich vorwegzunehmen: So begeistert wie der erste Teil hat mich Die Gesellschaft des Abendsterns nicht. Zwar beginnt der Roman süffig (wenn auch gemächlich), kann aber sein Niveau leider nicht halten und hat trotz zahlreicher guter Einfälle zwischendurch kleine Durchhänger. Trotzdem macht Brandon Mull vieles richtig: Seine jugendlichen Protagonisten werden mit neuen Fähigkeiten ausgestattet, was dem Zielpublikum sicher gefallen dürfte; die düstere Bedrohung durch die Gesellschaft des Abendsterns wird spürbarer und dadurch, dass sich offenbar ein Maulwurf unter den Fabelheim-Bewohnern befindet, der in Wirklichkeit für die gegnerische Seite arbeitet, erzeugt der Autor Spannung. Zudem greift Brandon Mull kleine Fragen aus dem ersten Band auf und präsentiert diesmal Antworten, was dem Serien-Gefühl zuträglich ist.
Warum der Funke diesmal nicht übergesprungen ist, kann ich selbst nicht wirklich in Worte fassen. Vielleicht sind mir die neu eingeführten Charaktere zu sehr an der Oberfläche geblieben. Vielleicht waren die Handlungsmuster schlussendlich doch nicht überraschend genug, vielleicht ist Die Gesellschaft des Abendsterns für mich eine Spur zu sehr Jugendbuch (wobei ich Jugendbücher in der Regel sehr gern lese). Vielleicht liegt es auch nur daran, dass das Konzept von Fabelheim nach dem ersten Roman und einem sehr ähnlichen Jugendbuch von Tad Williams & Deborah Beal (Die Drachen der Tinkerfarm) mir ein bisschen zu breitgetreten ist. Nach dem wirklich tollen Seriendebüt hätte ich jedenfalls mehr erwartet. Bleibt abzuwarten, ob der dritte Band die Qualität wieder steigern kann.
Fakten:
Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns
Autor: Brandon Mull
Reihe: Fabelheim (2 von ?)
Originaltitel: Fablehaven: Rise of the Evening Star
Übersetzung: Hans Link
Aufmachung: Paperback mit Klappbroschur, 448 Seiten
Verlag: Penhaligon
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Meine Rezension zum ersten Teil: hier!