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16. August 2010

Cayla Kluver: Alera – Geliebter Feind

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 00:01

Alera - Geliebter FeindAls älteste Tochter ihrer Eltern ist es Prinzessin Aleras Schicksal, an ihrem siebzehnten Geburtstag zu heiraten und den Königsthron zu besteigen. Wahre Macht wird sie allerdings nicht besitzen, die Königsmacht wird einzig und allein ihrem Ehemann obliegen. Kein Wunder also, dass sich die adeligen Sprößlinge ihres Landes allesamt um sie bemühen. Dabei ist die Wahl ihres Gatten ohnehin schon beschlossene Sache: Ihr Vater will, dass sie den attraktiven und talentierten Stendor heiratet. Leider kann Alera sich so gar nicht für den arroganten Schnösel erwärmen.

Dann taucht auch noch Narian am Königshof auf und schnell erliegt Alera dem Charme des verschlossenen, geheimnisvollen jungen Mannes. Narian scheint das Kind befreundeter Adeliger zu sein, das vor vielen Jahren als Kriegsbeute von Soldaten des feindlichen Nachbarreichs entführt wurde. Weshalb sie ihn jetzt haben gehen lassen und wieso er zurücgekehrt ist, weiß niemand so recht.

Dann jedoch spitzt sich die Situation gefährlich zu: Während ihr Vater Alera wegen der bevorstehenden Heirat das Messer auf die Brust setzt und zwischen Alera und Narian das zarte Pflänzchen Liebe erwächst, rüstet der uralte Feind aus dem Nachbarreich erneut zum Krieg. Und auf welcher Seite Narian stehen wird, bleibt ungewiss …

Auf ein Wort – Zur Entstehungsgeschichte des Romans

Immer mal wieder (und in den letzten Jahren häufiger als früher) geschieht es, dass ein Roman veröffentlicht wird, der aus der Feder eines Jugendlichen stammt. Spätestens seit Christopher Paolinis Eragon hoffen die Verlage auf Wunderkinder, die ihnen – nicht zuletzt Dank des marketingstrategisch günstigen Alters des Autors bzw. der Autorin – traumhafte Absatzzahlen bescheren. Die Amerikanerin Cayla Kluver zählt zu ihnen. Gerade mal süße vierzehn Jahre alt war sie, als sie ihren Debütroman Alera – Geliebter Feind begann. Da zunächst kein Verlag den Roman veröffentlichen wollte, gründete ihre Familie kurzerhand selbst einen Verlag und veröffentlichte das Buch in Eigenregie. Dank engagierter Promotionarbeit gelang es den Kluvers, auf ihren Roman aufmerksam zu machen – und nachdem Alera – Geliebter Feind einige Online-Awards einheimsen konnte, bot sich Amazon Encore (ein neu gegründeter, traditioneller Verlag aus dem Hause Amazon) an, das Buch zu veröffentlichen: dies verhalf Cayla Kluver und ihrem Debüt zum endgültigen Durchbruch. Der Roman der mittlerweile 16jährigen heimste weitere Awards und zahlreiche positive Kritikerstimmen ein und erscheint heute offiziell im Hardcover auf Deutsch.

Meine Meinung zum Buch

Jugendlichen Autoren stehe ich prinzipiell erstmal mit einer gesunden Skepsis gegenüber. Schlussendlich will ich einen Roman aber an seiner Qualität messen und nicht am Alter des Verfassers und deshalb greife ich in solchen Fällen durchaus trotzdem zum Buch, wenn das Thema mir reizvoll erscheint. Und eins macht Alera – Geliebter Feind sehr schnell deutlich: Cayla Kluver hat Talent. Ihr Stil liest sich sehr flüssig und angenehm und hält mühelos mit dem älterer Kollegen mit. Tasächlich bin ich schon auf weitaus schlechtere Stile bei weitaus älteren Autoren gestoßen. (Ein Kompliment deshalb auch an die Übersetzung durch Henriette Zeltner). Die Liebesgeschichte zwischen Alera und Narian entwickelt sich sehr zögerlich, aber glaubhaft; der Umgang der Figuren untereinander ist meist recht glaubwürdig, wenn Kluver jedoch mehrfach gewisse Klischees bedient und ihre Figuren mitunter naiv reagieren (deutlich anzumerken im Handlungsstrang, in dessen Mittelpunkt Aleras Leibwächter steht). Sehr beeindruckt haben mich hingegen Kluvers Kenntnisse der Ettikette bei Hof, die doch deutlich über das hinausgeht, was man sonst in einem Standard-Fantasy-Roman geboten bekommt. Da Bälle, Teegesellschaften und Audienzen eine große Rolle spielen, kommt das der Geschichte sehr zu gute.

Trotzdem hatte ich Mühe, den Roman zu Ende zu lesen. Der Grund ist simpel. Das Problem von Alera – Geliebter Feind ist nicht, dass es kein gutes Buch wäre, sondern vielmehr, dass es auf den ersten Blick den Eindruck erweckt, etwas anderes zu sein, als es ist. Alera – Geliebter Feind wird als Fantasyroman vermarktet, der seinen Schwerpunkt auf das romantische Element legt. Tatsächlich ist das Buch aber ein Liebesroman in einem fiktiven, pseudo-mittelalterlichen Setting, in dem so gut wie keine Fantasy-Elemente zum Tragen kommen. Warum diese Unterscheidung so wichtig ist? Ich selbst mag Fantasy-Romane, in denen eine sich zart entwickelnde Beziehung oder eine Liebesgeschichte eine signifikante Rolle spielen. Aber ein bisschen Mystik, Spannung und magische Momente brauche ich schon. Die finden sich in Alera – Geliebter Feind so rar, dass sie eigentlich nicht vorhanden sind. Es entspricht also nicht meinem Beuteraster. Ganz wichtig ist übrigens auch der Hinweis, dass das Buch das erste einer Trilogie ist und mitten in der Handlung endet.

So nett das höfische Geplänkel der königlichen Geschwister, das Zurschaustellen der neuesten Ballmode, das Rebellieren gegen die Eltern und das zarte Erblühen unschuldiger Liebe auch ist – eine düstere Prophezeiung und ein paar sehr wage eingestreute Anspielungen auf potentielle magische Momente genügen nicht, um aus einem Liebesroman einen Fantasyschmöcker zu machen. Alera – Geliebter Feind ist die Coming of Age-Geschichte einer jungen Prinzessin zwischen Pflicht und Sehnsucht, der man kaum anmerkt, dass sie in einem Fantasy-Setting angesiedelt ist. Wer das sucht, kommt hier auf seine Kosten – der typische Fantasyleser wird jedoch enttäuscht.

Fakten:

Titel: Alera – Geliebter Feind
Autorin: Cayla Kluver
Originaltitel: Legacy
Übersetzung: Henriette Zeltner
Verlag: Piper
Aufmachung: Hardcover mit Schutzumschlag, 556 Seiten
Preis: 19,95 €

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Ein Kommentar »

  1. Meine Meinung zum Roman folgt morgen, aber ich kann schon sagen, dass ich ihn abgebrochen habe, weil ich ihn so furchtbar fand. Allerdings sind wir uns in den Grundmeinungen (für das Alter sehr gut geschrieben, aber kein Fantasywerk etc.) gleich.

    Kommentar by Soleil — 17. August 2010 @ 07:43

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