Darkstars Fantasy News


16. Mai 2011

Von Blogger zu Blogger: Tempted by Books

Category: Interviews – Darkstar – 19:45

BücherstapelEin “Von Blogger zu Blogger-Interview” hatten wir auf Darkstars Fantasy News jetzt schon länger nicht mehr. Heute ist es aber mal wieder soweit! Diesmal beantwortet nija meine Fragen, deren Blog Tempted by Books ich vor einigen Monaten entdeckt habe und auf dem ich seitdem beinahe täglich vorbeischneie.

Nija beschreibt ihren Blog als ihren persönlichen Spielplatz zum Quasseln, Nörgeln und Schwärmen – hauptsächlich über Bücher, die sie kauft, hortet, besitzt, betrachtet, katalogisiert, entdeckt, stapelt, sucht, sortiert, riecht, fühlt, streichelt und vor allem liest, wie sie selbst sagt …

Liebe nija, welches Buch, das du im letzten Jahr gelesen hast, war dein persönlicher Favorit?

Ich hatte ein eher schlechtes Lesejahr 2010, da hat mich nichts so richtig vom Hocker gehauen.

Cold MagicPositiv in Erinnerung blieb mir aber Kate Elliotts „Cold Magic“, das eine sehr atmosphärische Geschichte in einem alternativen Europa des 19. Jahrhunderts erzählt.

Eine neue Eiszeit hat diese Welt fest im Griff und die beginnende Industrialisierung gerät in Konflikt mit den Magiern, die ihre Macht schwinden sehen. Das Ganze ist aus der Sicht eines achtzehnjährigen Mädchens erzählt, ist für einen Jugendroman aber fast ein wenig zu komplex. Das Buch hat seine Problemchen, ist aber dennoch ein vielversprechender Reihenauftakt.

Welcher Autor ist deiner Meinung nach “DIE” Neuentdeckung des letzten Jahres?

Gail Carriger, die ihre Bücher so unglaublich witzig und vor allem charmant erzählt, dass man sie einfach lieben muss. Wer hätte gedacht, dass man in heutigen Zeiten noch so erfrischend über Vampire und Werwölfe schreiben kann.

Außerdem Oliver Dierssen, dessen Bücher nicht nur äußerst amüsant, sondern auch grundsätzlich sehr gut geschrieben sind. Da ich sonst mit deutschen Autoren eher selten so richtig warm werde, ist er für mich eine echte Entdeckung.

Was muss man nicht gelesen haben?

Geschmäcker sind verschieden, das respektiere ich auch, selbst wenn ich manchmal verwundert den Kopf schüttele oder mich ein klein wenig ärgere. Grundsätzlich „muss“ man gar nichts lesen. Aber manchmal werden einem Bücher ja so nachdrücklich von so vielen Menschen empfohlen, dass man das Gefühl hat, sie tatsächlich lesen zu „müssen“. Und hat man sich überzeugen lassen und sie gelesen, fragt man sich, was die ganze Aufregung sollte.

Für mich ist Naomi Noviks „Drachenbrut“ so ein Fall. Eher nettes Lesefutter mit vielen Schwächen. Das Buch hatte Potential für interessante Konflikte, greift aber keinen davon auf. Wenn man da nicht von Drache Temeraire und der Freundschaft zu seinem Reiter verzaubert ist, bleibt nicht mehr viel. Kein richtig schlechtes Buch, aber keines, das so besonders ist, dass man es „lesen muss“.

Welches noch unveröffentlichte Buch erwartest du sehnlich?

Magic Slays“ und „Fate’s Edge“ von Ilona Andrews, die unter den Autoren der Urban Fantasy definitiv mein Liebling ist.

Außerdem „Heart of Steel“ von Meljean Brook. Ich bin eigentlich kein Fan von phantastischen Liebesromanen im Nackenbeißerstil, aber Meljean Brooks düsterer Iron Seas Welt, die förmlich überquillt mit Seeungeheuern, Zombies, Luftschiffen, Piraten, Automaten und genialen Mechanikern, kann ich einfach nicht widerstehen. Definitiv ein „guilty pleasure“, auf das ich mich in diesem Jahr freue.

Must Love HellhoundsWas war deiner Meinung nach das unpassendste und / oder hässlichste Cover des letzten Jahres?

Die amerikanische Anthologie „Must Love Hellhounds“, die im Original noch viel schlimmer aussieht als auf den Fotos im Netz (der Schriftzug ist nicht golden, sondern neonorange). Hat aber immerhin zu einem amüsanten Dialog mit der Kassiererin geführt. *g*

Gibt es einen Fantasy-Roman, der bereits älter ist und momentan nicht unbedingt überall im Buchhandel ausliegt, den man deiner Meinung nach aber trotzdem mal gelesen haben sollte?

Carol Bergs „Transformation“ (“Das Tor der Verwandlung“), tolle Fantasy mit zwei starken Protagonisten von einer Autorin, die auf dem deutschen Markt leider etwas untergegangen ist.

Gibt es ein Buch, das du im letzten Jahr eigentlich unbedingt lesen wolltest, aber bisher noch nicht dazu gekommen bist?

Einige sogar:

China Mievielle: Kraken
Scott Lynch: The Lies of Locke Lamora
Brent Weeks: The Way of Shadows

Generell wollte ich wieder mehr „normale“ Fantasy lesen, nachdem ich in den letzten Jahren sehr stark in der Urban Fantasy und im Jugendbuchbereich gewildert hatte.

Wer ist deiner Meinung nach der meist unterschätzte Fantasy-Autor, der ein größeres Publikum wirklich verdient hätte?

Carol BergAuf Deutschland bezogen sind es für mich Robin Hobb und Carol Berg. Beides tolle Autorinnen, die starke, tiefe, eher auf die Charaktere konzentrierte Fantasy schreiben, sich aber gegen die populären Themen nie so richtig durchsetzen konnten.

Zumindest Hobb ist ja in Amerika durchaus sehr erfolgreich, aber hier werden ihre Bücher eher von Verlag zu Verlag geschoben, während man Carol Berg nach der ersten Trilogie wohl ganz aufgegeben hat.

Hörbücher: Ja oder Nein?

Jein. Ich greife selten zum Hörbuch, weil ich zu unkonzentriert dafür bin und benutzte es dann meistens nur zum Einschlafen oder Bügeln. Woran ich aber wirklich Spaß entwickelt habe, das sind die Gruselkabinett-Hörspiele von alten Klassikern der Schauerliteratur (mit wunderbar trashigen Covern).

Was wünschst du dir von einem guten Fantasy-Buch?

Ich mag tiefe, glaubwürdige Charaktere, die nicht nur rein gut oder böse sind und die ein spannendes Beziehungsgeflecht verbindet.

Wichtig ist mir auch ein solides oder zumindest interessantes Weltenkonzept. Dabei sollte der Autor die für das Verständnis der Handlung wichtigen Informationen geschickt in das Geschehen einfließen lassen können. Bei plumpen, ausufernden Informationsblöcken zu Beginn eines Buches ist die Gefahr groß, dass ich gar nicht erst weiterlese.

Magic SlaysIch wünsche mir außerdem einen sicheren, eher schnörkellosen Schreibstil (wenn „schnörkelig“, dann bitte souverän und mit gutem Sprachgefühl).

Ansonsten mag ich es, wenn Autoren ein wenig mit den Konventionen und Motiven des Genres spielen, Subgenres mischen und dem Buch ihren eigenen Stempel aufdrücken, statt leidenschaftslos das zu kopieren, was schon einmal da war. Ein wenig Selbstironie an der richtigen Stelle kann meistens auch nicht schaden.

Ein gutes Fantasybuch ist für mich eine Mischung aus all diesen Dingen in unterschiedlich starker Ausprägung. Letztlich muss das Ergebnis vor allem mitreißend sein und Spass machen.

Vielen Dank für die interessanten Antworten!

Nijas Blog findet ihr hier!

Tags:

5 Comments »

  1. Sehr schönes Interview. Hatte den Blog bislang noch gar nicht auf meinem Radar. Und erinnert mich wieder einmal daran das Carol Bergs Romane seit fünf Jahren ungelesen in meinem Regal stehen…
    Ich weiss ja nicht ob nija hier antwortet, aber mich würe interessieren warum du mit deutschen Fantasy Autoren nicht so richtig warm wirst? Ich hatte in den letzten Jahren den genau umgekehrten Effekt und würde sagen, dass mit Ju Honisch, Oliver Plaschka, aber auch z.B. Thomas Finn und Nina Blazon geniale AutorInnen für qualitativ gute deutschsprachige Fantasy / Phantastik stehen.

    Kommentar by Feenfeuer — 18. Mai 2011 @ 11:23

  2. Gute Frage @ Feenfeuer.
    Die deutschen Autoren habe ich auch ganz lang ignoriert, aber die letzten Jahre haben bewiesen, dass wir wirklich auch ganz klasse Schriftsteller haben, die den internationalen Vergleich so überhaupt nicht zu scheuen brauchen!!

    Kommentar by Darkstar — 18. Mai 2011 @ 17:02

  3. Die Einleitung hast du ja nett aus meinem Profil zusammengebastelt. *g* Ich sollte wirklich aufpassen, was ich über meinen Umgang mit Büchern erzähle, man könnte es irgendwann gegen mich verwenden. *lach* Danke noch einmal, dass ich als relativer Neuling unter den Bloggern an der Rubrik teilnehmen durfte, hat mich sehr gefreut. :)

    @Feenfeuer:
    Ich muss zugeben, dass meine gescheiterten Versuche mit deutscher Fantasy nun bereits einige Jahre zurückliegen. Ich habe Hohlbein, Heitz, Hennen, Felten und einige andere versucht. Meistens fielen sie in eine oder mehrere der drei Kategorien “kann nicht schreiben”, “nimmt sich selbst zu ernst” oder “ist thematisch nicht mein Fall”. Mir waren deutsche Autoren auch oft nicht ungewöhnlich genug, es waren immer wieder die gleichen, eher traditionellen Stoffe, die erzählt wurden. Mit Völkerromanen kann man mich zum Beispiel jagen.
    Mittlerweile hat sich die Landschaft aber doch sehr verändert und es sind einige auch für mich sehr spannende Autoren und Bücher aufgetaucht. Von Oliver Plaschka liegen 2 Bücher auf meinem Stapel, Ju Honisch habe ich auf der Wunschliste und einige andere sind auch bei mir eingezogen. Jetzt scheitert mein Neuanfang mit der deutschen Fantasy eher an meiner eingeschränkten Lesezeit.

    Kommentar by nija — 18. Mai 2011 @ 19:32

  4. Das ist spannend. Als Leserin vertraue ich deutschen Autoren viel mehr als den ausländischen. Damit ich ein übersetztes Buch in die Hände nehme, muss viel mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden.

    Kommentar by Olga A. Krouk — 19. Mai 2011 @ 08:05

  5. […] Fragen beantworten. Wer es noch nicht gesehen hat und wen es interessiert, der kann meine Antworten hier […]

    Pingback by Chronik der erlegenen Versuchungen im Mai 2011 « — 2. Juni 2011 @ 13:26

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

XHTML ( You can use these tags): <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong> .