Meine Mutter kannte jede Geschichte, die jemals an den Feuerstellen Erins erzählt worden war, und darüber hinaus noch viele andere. Aber es gab eine Geschichte, die sie nie erzählen wollte, und das war ihre eigene.
Liadan ist die Tochter von Sorcha, einer Frau, um die sich Legenden ranken. Sie glaubt jedoch, dass sie – anders als ihre berühmte Mutter, die in ihrer Jugend den Fluch einer Hexe gebrochen hat – ein ruhiges, gewöhnliches Leben erwartet. Sie soll sich irren! Denn Liadan steht außerhalb des Musters, dass das Feenvolk webt: Ihre Geburt wurde nicht prophezeit und dadurch besitzt sie, ohne es zu wissen, die Macht, Einfluss auf das Schicksal zu nehmen.
Als sie ihre Schwester auf einer Reise begleitet, fällt sie einer Bande Gesetzloser in die Hände. Zunächst bangt Liadan um ihr Leben. Dann jedoch erkennt sie, dass die wilden Kerle mit den tätowierten Gesichtern auch eine weiche Seite haben. Sie haben sie aus Verzweiflung in ihre Gewalt gebracht, damit sie einen schwer verwundeten Kameraden heilt. Während sie sich um den Kranken kümmert, geschieht etwas Unerwartetes: Liadan verliebt sich in Bran, den Anführer der Gesetzlosen. Sie weiß, dass eine Beziehung zu ihm ein Ding der Unmöglichkeit ist. Sie müsste sich für ihn gegen ihre Familie stellen – und gegen den Willen des Feenvolks, das auch für sie bereits Pläne geschmiedet hat …
Mit „Sohn der Schatten“ kehrt der Hörer nach Sevenwaters zurück – eine Generation nach „Tochter der Wälder“. Sorcha hat inzwischen erwachsene Kinder, und diese stehen nun im Mittelpunkt der Erzählung, wenngleich sie und ihre Brüder als Nebenfiguren noch vorkommen und man erfährt, was aus ihnen geworden ist.
Obwohl Marillier erneut folkloristische Erzählungen und Mythenelemente in ihren Plot einwebt, ist „Sohn der Schatten“ keine Märchennacherzählung. Vielmehr ist der zweite Teil der Sevenwaters-Trilogie eine historisch-phantastische Liebes- und Familiensaga. Liadan ist eine sehr sympathische Hauptfigur, die man schnell ins Herz schließt. Um jene zu retten, die sie liebt – auf welche Weise auch immer -, ist sie bereit, viel zu wagen. Das erlaubt es der Autorin, eine mitreisende, romantische Saga zu weben, die berührt. Wie bereits bei „Tochter der Wälder“ findet Sprecherin Tanja Geke auch hier immer den richtigen Ton. Obwohl das Hörbuch rund 25 Stunden umfasst, kommt keine Langeweile auf, weil es Marillier gelingt, ihre Geschichte interessant zu halten und Tanja Geke die Spannung hält und die Atmosphäre gut einfängt. Wer den ersten Teil der Sevenwaters-Saga mochte, wird auch am zweiten (übrigens in sich abgeschlossenen) Teil der Reihe lieben!
Das Hörbuch bei Audible downloaden: hier!