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5. Oktober 2011

Wonder Woman #1 (2011)

Category: Comics,Rezensionen – Darkstar – 17:59

Wonder Woman #1 (2011)In den USA ist gerade ganz frisch die Comicserie “Wonder Woman” neu gestartet worden – übrigens zusammen mit sämtlichen anderen Superheldenserien des US-Comicriesen DC. Inwiefern das wirklich nötig war, sei einmal dahin gestellt. DC erhofft sich dadurch, die gesunkenen Verkaufszahlen wieder etwas aufzufangen und hat deshalb die fiktive Zeit seines Superheldenuniversums einige Jahre zurückgedreht. Ausführliche Details zum Reboot und den Gründen findet ihr bei Interesse bei Mein Comic Leben, einem meiner Lieblingsblogs.

Da “Wonder Woman” seit meiner Kindheit meine Lieblings-Superheldin ist – und ich mit ihr schon einige erzählerische Höhen und Tiefen durchlebt habe – betrachtete ich den “neuerlichen Neustart” mit gemischten Gefühlen, denn ehrlich gesagt haben diverse Neustarts eigentlich vieles verschlimmbessert (wie z. B. hiermit). Und als der neue Serien-Autor Brian Azzarello verkündete, dass “Wonder Woman” nun eher ein Horror- als ein Superhelden-Comic sei, regte sich bei mir ein ganz mulmiges Bauchgefühl.

Inzwischen habe ich die Nr. 1 gelesen – und ich muss sagen, ich bin erleichtert. Im Heft passiert zwar meiner Ansicht nach zu wenig, als dass man schon abschätzen kann, ob der Neustart für “Wonder Woman” gelungen ist oder nicht, aber er sieht zumindest sehr vielversprechend aus.

Aber gehen wir ins Detail:

Worum geht’s:

Die Götter sind los: Während ein Olympier in Singapur sein Unwesen treibt, taucht in Virginia eine Göttin, die in einen Mantel aus Pfauenfedern (! – wohl dem, der seine griechische Mythologie kennt) auf und erweckt auf recht drastische Weise dort Ungeheuer zum Leben, die sich auf eine uns unbekannte junge Frau stürzen, um sie zu töten.

Die wiederum wird gerade rechtzeitig von einem anderen (Flügel-Sandalen tragenden) Gott gerettet, indem er sie nach London “beamt” – direkt ins Schlafzimmer von Prinzessin Diana (aka Wonder Woman). Die erklärt sich freilich nach kurzem Schock über ihren nächtlichen Besucher bereit, der “Jungfer in Nöten” zu helfen … und ist deshalb kurz darauf in ein sehr blutiges Schlachtgetümmel mit den Monstern der griechischen Mythologie verwickelt.

Was gut war:

Azzarellos Einstand ist ziemlich vielversprechend! Besonders gut gefällt mir, dass die griechische Mythologie – schon immer Bestandteil der besten Wonder Woman-Storylines – offenbar eine sehr große Rolle in seiner Serie spielen wird.

Der Comic funktioniert auch für die, die sich bei den griechischen Göttern nicht so gut auskennen. Clever finde ich aber, dass der Autor durch geschickte Details wie den Mantel aus Pfauenfedern deutliche Hinweise gibt, um welche Gottheit es sich handelt, wenn man sich auskennt. Das hat für mich den Lesespaß erhöht – zumal man dadurch auch recht leicht das Motiv erraten kann, weshalb diese “Pfauengöttin” tut, was sie tut: Immerhin, in diversen griechischen Sagen gibt es immer eine Sache, die ihr ein besonders großer Dorn im Auge ist ,-)

Wonder WomanDiana / Wonder Woman ist auch recht gut getroffen. Sie scheint in diesem Neustart keine “Geheimidentität” zu haben – das finde ich sehr gut, das hat mich im letzten Neustart extrem gestört, weil es einfach nicht zur Prinzessin (und Botschafterin) der Amazonen passt.

Welche Fähigkeiten sie als Diplomatin hat, kann man nach dieser Nummer noch nicht beurteilen, da Azzarello vor allem ihren kriegerischen Aspekt betont, was auch in Ordnung war.

Last but not least: Es ist kein Horrorcomic. Ich wiederhole: Es ist KEIN Horrorcomic. Die Brutalität ist durchaus stark vorhanden, aber das passt zur griechischen Mythologie sehr gut und ich halte es da wie die Bloggerin von Ein Comic Leben: “Man könnte es durchaus auch als Urban Fantasy bezeichnen”.

Ein anderer Superheld aus dem DC-Universum wird zudem in diesem Band nicht erwähnt.

Vom Feeling her hat mich der Comic an die gelungene und empfehlenswerte Wonder Woman-Graphic Novel “The Hiketeia” erinnert.

Was mir nicht so gefallen hat:

Auch wenn der Auftakt interessant ist, für einen Staffelauftakt kam mir definitiv viel zu wenig Wonder Woman in “Wonder Woman” vor. Ein durchschnittlicher US-Superheldencomic hat rund 22 Seiten (glaub ich). Hier taucht Wonder Woman/Diana erst auf der zehnten Seite auf. Das bedeutet, in fast der kompletten ersten Hälfte dieses Bandes kommt sie gar nicht vor!

Außerdem erfährt man praktisch nichts über ihren aktuellen Background. Es wird keine Erklärung geliefert, weshalb Diana in London lebt (und nicht in Amerika). Wie ist ihre aktuelle Lebensgeschichte, wie sind ihre Lebensumstände, welche Beziehung hat sie zum Volk der Amazonen, ist sie noch Athenas Champion, wo sind die Amazonen, wie ist deren Beziehung zur restlichen Welt, welche Rolle nimmt sie als Superheldin ein und wie verdient sie sich ihre Brötchen. (Außerdem, aber das hätte einfach mich interessiert und ist für den Neustart nicht möglich: Gibt es im Reboot weiterhin noch ihre “Schwester” Donna Troy?!)

Ich denke, Azzarello hat einen guten Comic vorgelegt, der viel verspricht, aber er hätte die Gewichtung etwas anders legen können. Ich bin mir sicher, dass er alle Infos, die er hier unterbringt, auch hätte unterbringen können, wenn er Wonder Woman hier zur Haupt- und nicht zur Nebenfigur gemacht hätte! Das ist schon ein böser Schnitzer.

Zeichnungen:Wonder Woman Page-Preview

Daran werden sich die Geister scheiden. Die Zeichnungen sind dynamisch. Mir persönlich sind sie zu kantig (und ich mag auch nicht das neue Kostüm, dass sich jedoch nur schwach vom klassischen unterscheidet; diverse Accessoires sind jetzt silbern statt golden – andererseits ist mir diese Version lieber als Wonder Woman mit Hosen *schauder*). Die Brüste sind nicht überdimensioniert ,-) Die Farbgebung gefällt mir allerdings gut!

Fazit:

Vielversprechend und Hoffnungmachend – ich bin gespannt, wie es weiter geht. Ein solider, wenn auch nicht fehlerfreier oder 100% befriedigender Auftakt.

Wer eine zweite Meinung will. Eine weitere Rezension findet ihr hier.

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Ein Kommentar »

  1. Hallo Christian!

    Die von dir beschriebene Serie habe ich schon einige Male im Comicladen durchgeblättert aber es hat mich so nichts angesprochen. Jetzt höre ich gerade Aera, die Rückkehr der Götter und zusammen mit deiner Besprechung hier wächst nun doch mein Interesse an dieser Interpretation von Wonder Woman.
    Für Ende April ist bei DCs Rebirth wieder eine neue Wonder Woman Serie angekündigt. In der Panini Vorschau steht, dass Diana von sich widersprechenden Erinnerungen geplagt wird. Was mich nicht wundert, wenn ich mir ansehe was die Amazone die letzten 20 Jahre durch Autoren, Zeichner und Redakteure durchgemacht hat.
    Was war das doch etwa Mitte der 90er für eine tolle Serie. Als Artemis kurze Zeit Diana als Wonder Woman ablöste. Überhaupt Mike Deodato’s Run… aber ich gestehe ich finde sämtliche Comics der 90er toll.

    Ich freue mich auf deine nächste Wonder Woman Besprechung. Bis dahin ziehe ich mich auf die Paradiesinsel zurück.
    Gruß
    Marcel

    Kommentar by Marcel — 29. Januar 2017 @ 19:31

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