Darkstars Fantasy News


6. Dezember 2011

Robert Jordan: Der neue Frühling

Category: Comics,Rezensionen – Darkstar – 21:30

Der neue FrühlingRobert Jordans High Fantasy-Zyklus um Das Rad der Zeit zählt zu den ambitioniertesten – und epischsten – Sagas dieser Gattung. Über ein Duzent Romane umfasst die Serie in den USA, in Deutschland sind bereits über dreißig Bücher erschienen.

Der neue Frühling“ ist die Graphic Novel-Adaption einer Novelle aus Jordans Feder, die rund zwanzig Jahre vor dem ersten Buch des Zyklus spielt und somit ein Prequel zum Rad der Zeit darstellt:

Im Mittelpunkt der Handlung steht die junge Adelige Moiraine Damodred, die als Novizin der Weißen Burg von Tar Valon zur Aes Sedai ausgebildet wird. Die Aes Sedai sind eine Gemeinschaft von Schwestern, die die sogenannte Eine Macht kanalisieren können – in gewisser Weise die Magierinnen der Rad der Zeit-Welt. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin ist Moiraine durch einen Zufall gerade in dem Augenblick zugegen, als eine hochrangige Aes Sedai von einer so starken Vision heimgesucht wird, dass sie sie nicht überlebt. Die Sterbende kündigt die Rückkehr des Wiedergeborenen Drachen an, der alten Legenden zufolge gegen den bereits vor Jahrhunderten besiegten Dunklen König in den Kampf ziehen wird. Die Anführerin der Aes Sedai lässt die beiden Novizinnen schwören, kein Wort über die letzte Prophezeiung der toten Schwester zu verraten. Moiraine ahnt, dass ihre Herrin befürchtet, in den eigenen Reihen gäbe es Verräterinnen, die dem neugeborenen Kind nach dem Leben trachten würden. Deshalb macht sich Moiraine, nachdem sie ihre Prüfung abgelegt und den Titel einer Aes Sedai tragen darf, auf eigene Faust auf die Suche nach dem Wiedergeborenen Drachen …

Fans der Saga kennen die Geschichte natürlich bereits. Inwiefern diese von der Adaption begeistert sind, kann ich nicht beurteilen. Als relativer Rad der Zeit-Neuling war ich allerdings angenehm überrascht, wie gut mir die Story gefallen hat. Das liegt vor allem daran, dass die Handlung sich stark auf die politischen Intrigen innerhalb der Weißen Burg konzentriert. Abgesehen von ihrer besten Freundin weiß Moiraine nicht, welcher Aes Sedai sie wirklich trauen kann und welche gegen sie arbeitet oder sie für ihre eigenen Zwecke missbrauchen will. Vieles wird in der Graphic Novel nur angeschnitten, was innerhalb dieses Mediums jedoch gut funktioniert.

Weniger gelungen hingegen ist der Einstieg in die Geschichte, der sich zunächst auf ein genretypisches Schlachtengetümmel konzentriert, das wenig Neues bietet und deshalb sehr zäh daher kommt. Der Eindruck wird immens verstärkt dadurch, dass sich Texter Chuck Dixon eingangs sichtlich schwer tut, einen adäquaten Erzählrhythmus zu finden. Gerade zu Beginn klebt er passagenweise viel zu stark am Prosatext der Vorlage. Zu viele Sätze werden in Kastentexte gestopft und überschütten den Leser mit Informationen, die nicht nur für das Verständnis unnötig sind, sondern darüber hinaus auch noch aus dem Lesefluss reißen. Zudem wechselt er mehrfach schlampig von der Vergangenheit in die Gegenwart, was auch unangenehm aufstößt. Erst ab dem zweiten Kapitel begreift Dixon, dass er sich darauf verlassen kann, dass auch die Bilder und Dialoge die Story voranbringen – denn das gelingt ihnen hier wunderbar.

Die Zeichnungen sind klassisch gehalten und passen zum Ton der Erzählung. Dadurch, dass sich in der Weißen Burg so viele Aes Sedai tummeln, fällt es zwar mitunter etwas schwer, den Überblick zu behalten, aber sowohl was Farbgebung als auch Zeichnungen angeht, gefällt die Comicadaption. „Der neue Frühling“ ist bei einem US-Verlag erschienen, der auf monatlich erscheinende Reihen spezialisiert ist. Zeichnungen wie aus frankobelgischen Fantasy-Comics sollte man deshalb freilich nicht erwarten. Obwohl die Künstler offenbar mehrfach wechselten, passen die Zeichnungen über die Graphic Novel hinweg sehr harmonisch zueinander. Nur bei den letzten beiden Bänden fällt auf, dass die Pinselstriche offenbar jemand anderes ausgeführt hat. Der Unterschied ist aber Gott sei Dank nicht so groß, als dass es einen nachhaltig stören würde.

Ergänzt wird die in acht Kapitel untergliederte Story durch ein umfassendes Glossar, in dem diverse Fachbegriffe der Serie sowie zahlreiche Figuren kurz und prägnant vorgestellt werden. Das Glossar liefert zusätzliche Informationen, die man nicht unbedingt braucht, um der Geschichte zu folgen, die jedoch das Verständnis erleichtern und mit interessanten Fakten aufwarten.

„Der neue Frühling“ erzählt eine mehr oder minder in sich abgeschlossene Geschichte, der zwei Dinge definitiv gelungen sind: Mich zu unterhalten und mich wirklich neugierig auf den eigentlichen Fantasy-Zyklus zu machen. Mit etwas Glück veröffentlicht Panini demnächst ja vielleicht auch die Comicadaption der originären Serie, die derzeit in den USA erscheint. Die Graphic Novel ist jedenfalls meiner Meinung nach ein Fantasycomic-Lesetipp – nicht nur für Jordan-Fans!

Fakten:

Titel: Der neue Frühling
Texter: Chuck Dixon (nach einer Novelle von Robert Jordan)
Zeichner: Mike Miller, Harvey Tolibao, Joseph Cooper
Farben: Etienne St. Laurent, Kieran Oates
Originaltitel: New Spring
Übersetzung: Joachim Körber
Aufmachung: Softcover mit Klappbroschur, 224 Seiten
Verlag: Panini Comics
Preis: 19,95 €

Die Graphic Novel bei Amazon bestellen: hier!

Tags:

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

XHTML ( You can use these tags): <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong> .