Volle drei Jahre wurden wir von Christopher Paolini auf die Folter gespannt, bis nun endlich der vierte und letzte Band der Tetralogie erschienen ist und damit die Geschichte um Eragon und seine Drachendame Saphira zufrieden stellend abschließt. Das Phänomen „Eragon“ spaltet die Fantasygemeinde seit der Veröffentlichung des Erstlingsbandes im Jahr 2004, welchen Paolini damals bereits im zarten Alter von 15 Jahren zu Papier brachte. Neben den Lesern, die den zahlreichen Helden der Geschichte gnadenlos verfallen sind und jede Silbe der umfangreichen Erzählung förmlich in sich aufsaugten, gibt es jene, die wenig bis keinen Gefallen an der Story finden konnten. Sie sei zu langatmig und effekthascherisch, die Ideen und Figuren geklaut und der Held benehme sich wie ein pubertierender Jugendlicher, um nur einige Meinungen der Kritiker wiederzugeben. Damit mögen sie nicht vollkommen im Unrecht sein, bedenkt man, dass die komplette Reihe stolze 3072 Seiten umfasst, die Charaktere der klassischen High-Fantasy entsprungen sind und die Hauptfigur das selbe Alter aufweist, in welchem der Autor mit dem Schreiben begann.
Viele potentielle Leser sind leider nach wie vor von den ersten Kritiken so abgeschreckt, dass sie um die Bücher mit dem charakteristischen Drachenkopf einen weiten Bogen machen, ohne je eine Seite darin geblättert zu haben. Zu meinem persönlichen Verdruss hat der gleichnamige Kinofilm aus dem Jahr 2006 in dieselbe Kerbe geschlagen, da dieser selbst für einen treuen Fan wie mich kaum zu ertragen war. Leider wird kaum erwähnt, dass sich Paolinis schriftstellerische Fähigkeiten in den letzten 6 Jahren beachtlich weiterentwickelt haben und sich diese Veränderung mit jedem erschienen Band immer deutlicher abzeichnete. In seiner Gesamtheit betrachtet, ist die „Eragon“-Reihe eine wunderschöne und fantastische Erzählung, die den Weg eines unscheinbaren Bauernjungen zu einem mutigen und machtvollen Drachreiter beschreibt und an einigen Stellen sicherlich zum Nachdenken und Sinnierung anregt. Unentschlossene, deren Neugier ich doch wecken konnte, sollten an dieser Stelle der Rezension mit dem Lesen stoppen, da der folgende Inhalt zwar nicht den endgültigen Showdown offenbaren, jedoch soviel preisgeben, dass danach ein unbedarfter Einstieg in die Reihe wohl kaum noch möglich sein wird.
Darum geht’s im 4. Band:
Ein gewaltiges Heer schlängelt sich einem trägen Wurm gleich durch Alagaësia und hält Kurs auf Urû’baen. Auf dieser Etappe des Weges gilt es, die wenigen Städte, die noch unter Galbatorix Herrschaft stehen, unter die Kontrolle der Varden zu bringen. Doch obgleich die Verbündeten über enorme Kräfte und Fähigkeiten verfügen, fordert auch diese Herausforderung viele Leben und die Reihen der Menschen, Elfen, Zwerge, Urgals und Werkatzen werden zunehmend schwächer. Der Kampf scheint in jener Nacht endgütlich verloren, als Murtagh und sein Drache Dorn in das Lager einbrechen und Nasuada verschleppen. Nun stehen die Varden ohne ihre Anführerin da und das zerbrechliche Friedensabkommen zwischen den verbündeten Völkern Alagäsias hängt mehr denn je an einem seidenen Faden. Obgleich zu keiner Zeit der Sieg über die Tyrannei Galbatorix realistischer war, schwindet die Hoffnung darauf mit jeder verstreichenden Sekunde.
Einem letzten Hoffnungsschimmer folgend macht sich Eragon und Saphira auf den Weg nach Vroengard, um dort das Geheimnis um das Verlies der Seelen zu lüften. Es scheint ein Menschenleben zurück zu liegen, als die Werkatze Solembum die rätselhafte Prophezeiung um die Felsen von Kuthian ausgesprochen hat. So fliegen sie einer Ungewissheit entgegen, begleitet von dem Gefühl, das Heer der Verbündeten im Stich gelassen zu haben. Wie hätten sie auch zu diesem Zeitpunkt ahnen können, dass selbst dieser verzweifelte Akt und die spektakuläre Entdeckung, die sie dort machen sollten, nichts daran ändert, dass die Stärke Galbatorix in den letzten Jahrzehnten ins scheinbar Grenzenlose angewachsen ist. Mehr noch, nun endlich verfügt er über die Macht des „Einen Wortes“, und ist damit in der Lage, jeden Zauber zu brechen und diesen nach seinem Willen umzuformen. Das Schicksal des Landes liegt mehr denn je in den Händen Eragons. Auf dem Rücken seiner Drachendame Saphira fliegt er seiner letzten großen Schlacht entgegen…
So ist das Finale:
Zunächst sei gesagt, dass Paolini seinem ausschweifenden und detailreichen Erzählstil durchaus treu geblieben ist. Wie gewohnt räumt er auch diesmal den Geschehnissen und landschaftlichen Darstellung viel Zeit ein und widmet sich umfassend den Hauptfiguren und insbesondere deren Gedanken und Gefühlen. Dagegen ist natürlich grundsätzlich nichts einzuwenden. Allerdings zehrt gerade diese Detailverliebtheit in den ersten Stunden des Hörbuchs an den Nerven. Nachdem wir jahrelang auf den Showdown warten mussten, wirken die Nebensächlichkeiten der Handlung zunächst lästig und frustrierend. Dieses Gefühl hat sich glücklicherweise bald wieder gelegt und letztlich war ich dann doch dankbar um jede Minute, die das Ende hinauszögerte und damit die Geschichte etwas länger werden ließ.
Wie bereits erwähnt, ähnelt „Das Erbe der Macht“ in seinem Stil denen seiner Vorgänger. Da es sich um den letzten Teil der Reihe handelt, garantiert dieser Umstand automatisch einen Anstieg der Spannungskurve. Wie schon in den vorhergehenden Romanen, teilte der Autor die Story in verschiedene Handlungsstränge und knüpfte sie an die Hauptpersonen. Zusätzlich interessant wurde es jedoch diesmal dadurch, dass man als Zuhörer dasselbe Ereignis aus mehreren Blickwinkeln miterleben kann. So wechseln sich die Perspektiven Eragons, Rorans, und Nasuadas immer wieder ab und gewähren den Einblick in die unterschiedlichen Persönlichkeiten der genannten Charaktere und deren Umgebung. Andreas Fröhlich trägt gekonnt dazu bei, dass dieser Switch immer wieder gelingt. Der Gewinner des Deutschen Preises für Synchron im Jahre 2003 hat wie erwartet auch diesmal ausgezeichnete Arbeit geleistet.
Ich muss gestehen, dass ich mir bis zuletzt nicht recht vorstellen konnte, ob, und wenn ja, wie der Sieg über Galbatorix aussehen könnte. Ohne das Ende preiszugeben lässt sich jedoch bedenkenlos sagen, dass der Abschluss der Geschichte gelungen und in sich rund ist. Alle offenen Handlungsstränge wurden zufrieden stellend abgeschlossen und obgleich die Tatsache, dass die imposante Geschichte nun zu Ende ist, wollte sich das sicher bekannte Gefühl der Schwermut nicht wirklich bei mir einstellen. Vielmehr ist es genau richtig so, wie es ist. Schließlich soll man aufhören, wenn´s am Besten ist.
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Diese Rezension stammt von Axel Fischer, von dem ihr künftig hoffentlich bald weitere Gastbeiträge hier lesen könnt.
Eine schöne Rezension, die mir direkt aus der Seele spricht :) Genau diese Gedanken hatte ich beim Lesen auch. Es war ein guter Abschluss, manchmal ein bisschen zuviel aber doch spannend genug um dran zu bleiben und natürlich wollte man nach all der langen Wartezeit endlich wissen wie es ausgeht. Und Christopher Paolini hat die Geschichte wunderbar abgerundet und auch seine leicht philosophische Sicht der Dinge beibehalten und es nicht zu einer reinen Actiongeschichte gemacht, hat gut gepasst.
Kommentar by Sandra — 28. Januar 2012 @ 10:09