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27. Februar 2012

Sarah Beth Durst: Ice – Hüter des Nordens

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 07:00

Ice - Hüter des NordensAls sie klein war, hat ihre Großmutter ihr immer erzählt, ihre Mutter sei die Tochter des Nordwinds und in Wirklichkeit nicht tot, sondern am Ende der Welt in einer Festung der Trolle gefangen. Natürlich hat Cassie das ihr Leben lang für ein Märchen gehalten – bis zu jener Nacht, in der sie einem sprechenden Eisbären begegnet. Er behauptet, der König der Eisbären zu sein. Cassie sei die ihm versprochene Braut, die er nun abholen wolle.

Cassie sträubt sich zwar zunächst gegen diese absurde Vorstellung. Sie lässt sich allerdings überzeugen, als der Bär ihr verspricht, ihre Mutter aus der Gefangenschaft der Trolle zu befreien, wenn sie für einige Wochen zu ihm zieht. Im Eisschloß des Bären geschieht dann das Undenkbare: Im Schutz der Nacht kommt er in menschlicher Gestalt zu ihr und Cassie beginnt, sich in ihren magischen Bräutigam zu verlieben. Doch gerade, als sie sich an ihre neue Zweisamkeit gewöhnen, gerät Bär in die Gefangenschaft der Trolle. Um ihren Liebsten zu retten, wagt Cassie das Unmögliche: Sie begibt sich auf die gefahrvolle Reise zur verbotenen Festung östlich der Sonne und westlich des Mondes …

Urban Fairy Tale

In „Ice – Hüter des Nordens“ verarbeitet die amerikanische Jugendbuchautorin Sarah Beth Durst das in unseren Breitengraden eher unbekannte Märchen Östlich der Sonne, westlich des Mondes. Das Besondere an der Neuinterpretation ist, dass Durst ihre Handlung allerdings nicht in einem mythischen Es war einmal-Zeitalter ansiedelt, sondern in unserer Gegenwart: Cassie lebt gemeinsam mit ihrem Vater und dessen Team in einer kleinen Forschungsstation mitten in der Arktis. Sie ist eine moderne, rationale junge Frau, die selbst von einer wissenschaftlichen Karriere im Packeis träumt. Ihre Konfrontation mit einem offensichtlichen magischen Wesen zwingt sie jedoch dazu, zu akzeptieren, dass es auch Dinge gibt, die sich nicht mit Naturgesetzen und moderner Technik erklären lassen.

Auf den ersten Blick scheint es unmöglich, dass es einer Autorin gelingt, eine Liebesgeschichte zwischen einem Mädchen und einem Bären glaubhaft zu schildern. Sarah Beth Durst überstürzt allerdings nichts – und sie macht das Kennenlernen zwischen Bär und Cassie nicht zur Hauptgeschichte des Romans. Dadurch, dass sie ihre Figuren größtenteils in einer märchenhaften, zeitlosen Szenerie agieren lässt, kann man diesen Storyverlauf deshalb akzeptieren. Auch, weil es zwar wenige, aber einige schöne Szenen zwischen Cassie und Bär gibt, die es dem Leser erlauben, deren Liebesgeschichte für sich zwischen den Zeilen zu ergänzen.

Das Hauptaugenmerk von Durst liegt in diesem Jugendbuch auf Cassies gefahrvoller Quest über das Ende der Welt hinaus. Dabei begegnet sie zahlreichen magischen Gegnern und Gefährten und wächst über sich selbst hinaus. Offensichtlich hat sich die Autorin ausführlich mit der Geographie beschäftigt, in der sie ihre Handlung ansiedelt. Durch viele Details und bildhafte Beschreibungen gelingt es ihr packend, die eisige Kälte der Arktis und die Gefahren, die von ihr ausgehen, für den Leser spürbar zu machen. Man leidet mit Cassie, wenn sie sich gegen den schneidenden Wind stemmt, der ihr Schneeflocken und Eiskristalle ins Gesicht weht, während sie verzweifelt versucht, bei der Durchquerung des Packeises am Leben zu bleiben. Auch ihr mühsamer Weg durch die Tundra ist äußerst plastisch beschrieben. Durst macht begreiflich, dass es für Cassie kein Spaziergang ist, ihren Mann zu retten.

Das Buch steht in der Tradition von modernen Märcheninterpretationen, in denen der Zuschauer und die Helden oftmals auch so manches als gegeben akzeptieren, damit die Story in Schwung bleibt. Durst überzeugt nicht 100%, erzählt aber eine spannende, abwechslungsreiche Geschichte, in der eine junge Frau unmöglich scheinendes auf sich nimmt, um ihre große Liebe nicht zu verlieren. Dadurch steht auch „Ice – Hüter des Nordens“ trotz seines modernen Settings ganz in der Tradition alter Märchen und Mythen, in denen die Liebe die treibende Kraft ist. Ein nettes Jugendbuch mit einigen Schwächen, aber auch mit diversen Highlights, das sich zum Lesen in der kalten Jahreszeit eignet.

Fakten:

Titel: Ice – Hüter des Nordens
Autorin: Sarah Beth Durst
Originaltitel: Ice
Übersetzung: Katrin Harlaß
Aufmachung: Taschenbuch mit Klappbroschur, 292 Seiten
Verlag: Lyx
Preis: 12,99 €

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