Das Königreich des Nordens und das Königreich des Südens liegen miteinander im Krieg. Um sie vor potentiellen Feinden zu schützen, hat der König des Nordens seine einzige Tochter Margarethe in einem Kloster an der rauen Meeresküste versteckt. Hier lernt diese ein völlig neues Leben kennen. Als Margarethe eines Tages am Stand steht, beobachtet sie etwas Unglaubliches: Eine Meerjungfrau taucht aus den Wogen der stürmischen See auf und legt einen halb ertrunkenen Fremden an den Strand. In diesem Moment verknüpft sich das Schicksal der Meerjungfrau, der Prinzessin und des Fremden für immer zu einer süßen, tragischen Geschichte …
In “Mermaid – A Twist on the Classic Tale” bedient sich Carolyn Turgeon Hans Christian Andersens wunderschönem Kunstmärchen „Die kleine Seejungfrau“ und erzählt es als phantastischen Roman nach. Trotz des „Twists“ im Titel weicht sie dabei in vielerlei Hinsicht gar nicht so sehr von der originären Handlung ab, sondern ergänzt diese nur durch zahlreiche Details und dadurch, dass sie vor allem dem Prinzen und der Prinzessin einen durchdachten Background gibt. Auch das Ende unterscheidet sich etwas von Andersens Vorlage, wenngleich Turgeon es dabei nicht den Fehler macht, der Geschichte ein zuckersüßes Disney-Ende aufzustülpen. (Einige Elemente –z. B. Lenias Besuch bei der Meerhexe) scheinen allerdings dem Disney-Film sehr ähnlich).
“Mermaid” wird abwechselnd aus der Sicht von Prinzessin Margarethe und der Meerjungfrau Lenia erzählt. Dadurch lernt man ihre beiden Seiten kennen und fühlt sich mit beiden verbunden, so dass es mit zunehmendem Voranschreiten der Handlung schwerer fällt, Partei für eine der beiden Frauen zu ergreifen. Margarethe stammt aus einem Reich, das von Krieg gezeichnet ist. Mit einer potentiellen Vermählung mit dem Erben des Südreichs erhofft sie sich, ihrem Volk dauerhaften Frieden zu schenken. Lenia hingegen sehnt sich nicht nur nach der Liebe des Prinzen, sondern vor allem nach einer unsterblichen Seele, die sie nur durch eine Vermählung mit einem Menschensohn erhalten kann. Was die Autorin erhält, ist die bittersüße Atmosphäre, die das ursprüngliche Märchen durchdringt. Einerseits ist es zwar schön, dass sie sich so sehr an Andersen orientiert und die bekannte Geschichte nur ausschmückt und logisch nachvollziehbar macht, andererseits hätte ein bisschen mehr Variation die Adaption des alten Märchens vermutlich etwas reizvoller gemacht.
Sehr angenehm ist die Lesung der Sprecherin, die für beide Erzählstränge ruhige, adäquate Stimmen findet. Einzig die Art und Weise, wie sie den Prinzen spricht, scheint etwas übertrieben. Da dieser nicht allzu oft zu Wort kommt, ist das aber nicht weiter schlimm. Für Fans des Märchens ist Carolyn Turgeons Nacherzählung deshalb durchaus empfehlenswert. Die rund achteinhalb Stunden Laufzeit vergehen wie im Flug.
“Mermaid – A Twist on the Classic Tale” gibt’s als Download bei Audible.
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