HBO hat mit George R. R. Martin einen Zwei-Jahres-Vertrag abgeschlossen, der nicht nur beinhaltet, dass er weiterhin Co-Executive Producer von „Game of Thrones“ bleibt, sondern auch, dass er neue Serienkonzepte für den Pay TV-Sender entwickelt und vorschlägt. (Nur zur Klarstellung: Das bedeutet nicht, dass auch nur einer seiner Vorschläge auch wirklich realisiert werden wird).
Eine wahrscheinliche potentielle Serie wäre die Adaption seiner „Dunk & Egg“-Novellen, die mit „The Hedgeknight“ (dt. „Der Heckenritter“) begannen und die in der gleichen Welt wie „Game of Thrones“ spielen – allerdings 90 Jahre vor Handlung der Romane / der Serie. Dafür spricht, dass HBO Gerüchten zufolge sehr an einem Prequel zu „Game of Thrones“ interessiert ist. Ob das freilich eine Umsetzung der „Heckenritter“-Geschichten sein müsste / sollte / dürfte, ist diskutabel.
Die Vorlage könnte passen: Derzeit sind bereits drei Kurzgeschichten bzw. Novellen um Dunk & Egg erschienen, eine vierte soll angeblich noch in der erste Hälfte diesen Jahres folgen. Laut eigener Aussage hat George R. R. Martin noch Ideen für weitere neun oder zehn Novellen. Zudem spielen in den Geschichten die Vorfahren der „Game of Thrones“-Figuren wesentliche Rollen, nicht zuletzt die berühmten Targaryen-Könige.
Reizvoll an diesen Vorlagen finde ich zudem, dass man nicht gleich eine komplette Serie aus dem Stoff machen müsste. Das Projekt könnte auch als Mini-Serie realisiert werden oder als einzelner TV-Film, dem, wenn er beim Publikum ankommt, weitere Produktionen folgen könnten. Budget und Risiko wären bei einem Film überschaubar und könnten ggf. sogar von einer B-Crew während bzw. im Anschluss an die Dreharbeiten einer künftigen TV-Staffel der Mutterserie erledigt werden.
Die Frage bleibt allenfalls, ob die Heckenritter-Geschichten interessant genug sind, auch ein Publikum zu begeistern, das nicht zu den Hardcore-Fans zählt. Das halte ich für eher fraglich.
Die „Dunk & Egg“-Geschichten sind jedoch nicht die einzige Möglichkeit, die HBO meiner Meinung nach in Betracht ziehen sollte.
Folgende Projekte wären meiner Ansicht nach ebenfalls denkbar:
Möglichkeit A)
Naheliegend wäre meiner Ansicht nach eine (Mini-)Serie über die Rebellion von Robert Baratheon und den Sturz der Targaryen-Könige. Der Vorteil liegt auf der Hand: Dies ist sicher die Geschichte, die sowohl die Fans als auch die gewöhnlichen Zuschauer am brennendsten interessieren dürfte. Was geschah damals wirklich?
Allerdings stellt das die Macher vor nicht unerhebliche Probleme:
Diese Geschichte spielt nur wenige Jahre vor „Game of Thrones“ und die meisten Figuren, in denen wir im Verlauf der Serie begegnen, müssten dort auftreten – allerdings wesentlich jünger: ein jüngerer Eddard Stark, ein junger Robert Baratheon, eine junge Cercei, ein junger Jaime, eine junge Catelyn, ein junger Littlefinger … ihr seht, worauf ich hinaus will. Diese Figuren können unmöglich glaubhaft von den gleichen Schauspielern verkörpert werden, die sie in „Game of Thrones“ darstellen. Gleichzeitig sollten sie ihnen aber doch stark ähnlich sein, da sie sich in fünfzehn Jahren nicht allzu sehr verändert haben.
Zudem würden in dieser Serie gewisse Geheimnisse zwangsläufig gelüftet, mit denen die Hauptserie noch kokettiert – das wichtigste davon: Wer ist Jon Snow wirklich?
So bleibt die Frage, ob diese Geschichte – in Flashbacks erzählt – nicht viel eher in „Game of Thrones“ integriert werden sollte. Angeblich wurden bereits für die erste Staffel solche Flashbacks gedreht, aber nie verwendet. Sie wären, glaubt man an die Hinweise, die George R. R. Martin in seinen Büchern gestreut hat, wichtig für die Auflösung der kompletten Geschichte und für das Gesamtverständnis, weil dadurch auch klar gestellt werden dürfte, wer Jon Snow in Wirklichkeit ist. Die Schwierigkeit hier: Bei nur zehn Episoden pro Season scheint mir kaum Platz, die komplizierte Vorgeschichte um Robert, Lyanna und Rhaegar ansprechend und opulent zu integrieren. Vielleicht weichen die Produzenten auch auf einen kurzen, erklärenden Dialog am Ende aus.
Möglichkeit B)
Die Produzenten suchen sich gemeinsam mit George R. R. Martin ein anderes Ereignis aus der reichen Historie Westeros aus, das in den Büchern bereits erwähnt wurde – ein Bürgerkrieg oder ähnliches – und entwickelt daraus ein TV-Konzept.
Der Vorteil: Der Bezug zur Serie ist da, aber die Thematik ist schwammig genug, als dann Martin die Chance ergreifen kann, gemeinsam mit HBO etwas Neues, Überraschendes zu erzählen, dass sowohl Romanfans als auch Serien-Zuschauer begeistern könnte.
Möglichkeit C)
Gemeinsam mit HBO entscheidet man sich für eine völlig fiktive Vorgeschichte, die in den Büchern bis dato noch gar nicht erwähnt wurde. Die Welt, die Martin für seine Buchserie geschaffen hat, ist reich genug dafür. Vielleicht könnte man sich auch dafür entscheiden, einfach die Vorgeschichte eines der Adelshäuser zu erzählen – oder eine Geschichte aus der Welt der Dothraki – oder oder oder …
Der Vorteil wäre sowohl der Überraschungsmoment für die Fans sowie die Vertiefung der „Game of Thrones“-Welt um neue Details und der kreative Freiraum der verantwortlichen Machen. Der Nachteil wäre hier vermutlich, dass einige Fans auf die Barrikaden springen würden – leider.
Möglichkeit D)
George R. R. Martin entwickelt für HBO etwas, dass “Game of Thrones” ähnelt, ohne mit diesem Universum irgend etwas zu tun zu haben.
Wie gesagt, noch steht nicht fest, ob aus den potentiellen Ideen überhaupt jemals etwas wird (oder wie schnell).
Aber wenn HBO clever ist, schmieden sie das Eisen, so lange es noch heiß ist.
Eine zweite Serie könnte so konzipiert werden, dass sie nur ein Bruchteil so viel kostet wie die Mutterserie und könnte irgendwann zwischen den „Game of Thrones“-Staffeln ausgestrahlt werden, um die Abonnenten des Pay TV-Senders bei der Stange zu halten.
Oder man wagt es, darauf zu warten, dass “Game of Thrones” in einigen Jahren ausläuft, um dann ein Nachfolgeprodukt ins Rennen schicken zu können. Das wäre allerdings vermutlich mit höheren Kosten verbunden und ggf. etwas riskanter …
Man darf gespannt sein …
Ich persönlich würde mir ein Prequel über Roberts Rebellion wünschen – trotz all der Schwierigkeiten, die damit einher gehen.
Wie seht ihr das? Was würdet ihr euch wünschen?