Darkstars Fantasy News


17. Juni 2014

Ein Nachfolger für Game of Thrones?
Welche Fantasy-Epen würdet ihr gern im TV sehen?

Category: News – Darkstar – 17:20

Game of Thrones Staffel 1 DVDAm vergangenen Sonntag ging in den USA die vierte Staffel von “Game of Thrones” zu Ende.

Die Serie erweist sich weiterhin als riesiger Erfolg für den US-Kabelsender HBO, der  jüngst nicht nur eine, sondern gleich zwei weitere Staffeln in Auftrag gegeben hat.

Ein Erfolg wie “Game of Thrones” dürfte leider kaum kopierbar sein – zumindest nicht, wenn man sich im gleichen Genre bewegt. Trotzdem habe ich mir Gedanken darüber gemacht, welche noch unverfilmten Fantasy-Epen sich noch dazu eignen würden, als hochwertige / hochpreisige TV-Serie verfilmt zu werden (dann gerne auch mit deutlich weniger Gewalt und Sex).

Weil an “Game of Thrones” vor allem dessen Nähe zum “dreckigen Mittelalter” gelobt wird, fallen mir vor allem historisch-phantastische Stoffe ein wie etwa

Die Nebel von Avalon

Ja, die Artus-Sage wurde bereits unzählige Male verfilmt und ja, es gibt sogar einen TV-Zweiteiler, basierend auf dem Roman, doch der hat (trotz einiger toller Momente) vor allem eins klar gemacht: Man kann ein 1.118 Seiten starkes Buch nicht ordentlich in drei Stunden adaptieren — aber vielleicht als zehnteilige TV-Serie zu je ca. einer Stunde Laufzeit. Vielleicht könnte man sogar zwei Staffeln daraus machen, aber warum ein unnötiges Risiko investieren. Eine Mini-Serie über zehn Folgen bietet auch einen gewissen Reiz, zumal sich die Crew vor und hinter der Kamera nicht über Jahre an ein Projekt binden müsste. Und hey, wenn es ein massiver Erfolg wird, könnte man “Die Wälder von Albion” als Prequel-Serie nachschieben.

Die Keltenkönigin

Gerade lese ich (zum dritten oder vierten Mal) Diana L. Paxsons historisch-phantastischen Roman “Die Keltenkönigin”. Nicht nur, dass ich ihn auch diesmal wieder bestechend großartig finde. Beim Lesen drängte sich mir bereits mehrfach der Gedanke auf, dass man die Geschichte wirklich toll filmisch umsetzen könnte. “Die Keltenkönigin” spielt in Britannien im 5. Jhd. vor Christus und ist eine faszinierende Nacherzählung der alten Sage um König Leir und seine drei Töchter: Leir ist hier ein Eroberer vom Festland, der die Insel unterworfen und das Matriarchat beendet hat. Hauptfigur ist seine jüngste Tochter Cridilla, die auf einer schottischen Insel zu einer Kriegerin und Schamanin ausgebildet wird und schließlich in den Krieg verwickelt wird, den ihre beiden älteren Schwestern gegen den eigenen Vater anzetteln. Das Buch ist toll, und das Setting – das vorchristliche Britannien mit alten Ritualen, Visionen, Geistererscheinungen – faszinierend.

Die Nibelungen

Bleiben wir bei Sagenstoffen. Artus-Verfilmungen gibt es zuhauf. Ordentliche Verfilmungen der Nibelungen-Saga – vor allem des nordischen Nibelungenstoffes – leider nicht. Dabei würde sich dieses Drama doch perfekt für eine Serienumsetzung eignen: höfische Intrigen, Schutzzauber, die Bedrohung durch das hunnischen Reiterheer aus dem Osten – und ein Kampf gegen einen Drachen. Hell, yes, sage ich. Ähnliches würde gelten für

Troja

denn die Hollywood-Verfilmung mit Brad Pitt in der Hauptrolle war ja wohl mega-enttäuschend! Was könnte man aus dieser Sage um eine belagerte Stadt, um Helden wie Achilles, Hektor und Odysseus, um die Königin der Amazonen und die Seherin Kassandra alles machen … Zudem würde das antike Setting einen tollen Kontrast zu den ganzen Mittelalter-Serien bilden. Und die Sender müssten niemandem Rechte für eine TV-Adaption zahlen, da der Stoff ja Allgemeingut ist.

Aber eigentlich hatte ich ja von High Fantasy-Stoffen gesprochen, also modernen Roman-Zyklen, die dem Genre High Fantasy zuzuordnen sind.

Da wird es schwieriger. So gern ich eine Saga wie Tad Williams “Der Drachenbeinthron” verfilmt sähe, ich habe das Gefühl, das würde nicht so gut funktionieren. Was sich aus der Feder des Autors vielleicht besser eignen würde wäre

Shadowmarch

Dieses Epos habe ich zwar – noch nicht – zu Ende gelesen, aber “Shadowmarch” würde als TV-Serie sicher gut funktionieren. (Nicht zuletzt deshalb, weil Tad Williams den Stoff eigentlich als TV-Serie angedacht hat, ehe sie zu einer Fortsetzungsgeschichte im Web wurde und dann zu einem Roman). Tatsächlich wurde der Stoff bereits mehrfach mit “Game of Thrones” verglichen, denn im Mittelpunkt steht ein Königreich im hohen Norden, das von übernatürlichen Wesen aus noch nördlicheren Gefilden bedroht wird, die bisher hinter einer Schattengrenze aus Nebel gefangen waren: die elfenhaften Zwielichtler.

Sie ziehen in den Krieg gegen die Menschen. Die Lage für die letzten verbliebenen Mitglieder der Herrscherlinie der Eddons hat sich aber nicht nur dadurch dramatisch verschlechtert: Der König wird im Süden gefangen gehalten, sein ältester Sohn wurde ermordet und die königlichen Zwillinge verlassen aus unterschiedlichen Gründen die heimatliche Burg, um sich auf eine gefahrvolle Reise zu begeben. Am anderen Ende des Kontinent versucht die junge Qinnitan ihrer Bestimmung als Braut des Gottkönigs Sulepis zu entkommen, der sich anschickt, sich die restliche Welt untertan zu machen. 

Wer jetzt an Winterfell, die Mauer und die Weißen Wanderer und Daenerys Targaryen denkt — der hat die Erklärung, warum “Shadowmarch” als TV-Serie gut funktionieren könnte. Sie ist “Game of Thrones” ähnlich genug, um das Publikum zu faszinieren, und anders genug, um es nicht zu langweilen und wie ein Abklatsch zu wirken. 

Green Rider

Wesentlich weniger Point of View-Charaktere hätte Kristen Britains Saga von den Magischen Reitern. Auch hier geht es um Intrigen, Elfen, um Liebe und einen drohenden Krieg, aber Britains Bücher sind etwas fokussierter als Martins ausuferndes Epos. Zudem ist die Hauptfigur sehr reizvoll. Worum es genau geht, erfahrt ihr hier.

ElfQuest

ElfQuest ist eine Comicserie und es stehen keine Menschen im Mittelpunkt, sondern Elfen. Wir befinden uns auf einer Welt, in der sich die Kultur der Menschen eher auf spätem Steinzeit-Niveau befindet, die Elfen sind da allerdings schon weiter. Die Darstellung der Figuren wäre sicher optisch eine Herausforderung, aber die CGI-Künste werden ja immer besser. Zudem steht schon so lange eine potentielle Kino-Filmumsetzung im Raum, dass in Fankreisen eigentlich niemand mehr daran glaubt, dass die noch kommt.

Die erste ElfQuest-Ausgabe erschien Ende der 70er Jahre – und war aus heutiger Sicht revolutionär, was die Kampfszenen und vor allem den offenen Umgang der Elfen mit Nacktheit und Sex angeht. Das zentrale Liebespaar war zudem ein weißhäutiger “Barbar” und eine dunkelhäutige “Heilerin” und bei den Kindern der beiden war der Junge der sanfte, stille und das Mädchen die wilde, abenteuerlustige. Daran war schon einmal eine filmische Umsetzung gescheitert, der Sender wollte dieses Rollenbild nicht umsetzen. Lächerlich, aus heutiger Zeit. Lange hielt ich eine filmische Umsetzung auch für problematisch, weil der Stoff oft recht düster und wie gesagt auch zügellos war. Nach den ersten paar Staffeln “Game of Thrones” muss ich aber feststellen, dass das eigentlich genau der Stoff ist, nachdem Kabelsender wie HBO ja eigentlich händeringend suchen …

Das Schwert der Schatten

J. V. Jones High Fantasy-Epos ist ein echter Leckerbissen, der sich extrem spannend liest. Wie das seit George R. R. Martin sehr modern ist, wird die Reihe aus Sicht mehrere Point of View-Charaktere erzählt, unter ihnen der Clans-Krieger Raif, der eine geheimnisvolle Begabung hat, die ihn unweigerlich jedes Ziel mit Pfeil und Bogen treffen lässt und das Waisenkind Ash Marsh, in der große magische Kräfte erwachen und die aus diesem Grund vor ihrem Ziehvater, dem düsteren Stadthalter von Spire Vanis, fliehen muss.

Angesiedelt sind die Romane im rauhen Norden einer phantastischen, teils mittelalterlichen, teils archaischen Welt: Splitterndes Eis, Bäume, die in der Kälte zerbersten, von Eis überzogene Höhlen, eine rauhe Clan-Kultur, geheimnisvolle Wesen, ein Turm, der nach unten führt … – das und noch viel mehr bietet die Saga. Und J. V. Jones Romanreihe hat mit George R. R. Martins Epos noch etwas anderes gemein: Sie ist noch nicht beendet und die Autorin ist eine eher sorgfälltige und langsame Schreiberin, die ungefähr das gleiche Tempo an den Tag legt wie Geroge R. R. Martin. Womit wir wieder beim Thema wären:

Game of Thrones-Prequel

Wenn ich HBO wäre, würde ich George R. R. Martin bestürmen, mir die Rechte an einem Prequel zu überlassen, das nicht auf Martins “Heckenritter”-Kurzgeschichten basiert, sondern das Roberts Rebellion nachzeichnet: der Sturz der Targaryens durch die Häuser Baratheon und Stark.

Das wäre auch ein “Spiel um den Thron” und wir würden junge Versionen von bekannten Charakteren wie Ned Stark, Cersei und Jaime Lannister und Robert Baratheon zu Gesicht bekommen – Charles Danes könnte sehr gern wieder den alternden Lord Tywin geben und wir würden Rhaegar Targaryen und Lyanna Stark (Neds Schwester) zu Gesicht bekommen.

Aus den Büchern wissen wir einiges über diese Zeit. Die TV-Serie gibt dieses Wissen jedoch aufgrund der gegebenen Struktur des Mediums nur sehr spartanisch weiter. Die Serie würde in sich abgeschlossen funktionieren, aber sicher die Fans von “Game of Thrones” ansprechen – und hey, man könnte doch z.B. sogar Richard Madden (Robb Stark in “Game of Thrones”) als jungen Eddard Stark besetzen. Und das ganze Drama ist überschaubar genug, als das man es in einer Staffel oder auch in mehreren erzählen könnte.

Was denkt ihr?

Was wären eure High Fantasy-Favoriten für eine TV-Serienverfilmung?

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11 Comments »

  1. Ich glaube, dass weder DRACHENBEINTRHON noch SHADOWMARCH eine Chance haben verfilmt zu werden, da sie doch insgesamt viel zu ähnlich und zu nah dran an GOT sind.

    Aber OTHERLAND würde sich perfekt eignen. Ebenso die Bobby Dollar Bücher für eine Serie wie True Blood.

    Kommentar by Olaf — 17. Juni 2014 @ 08:44

  2. Oh, Bobby Dollar – ich weiß nicht, dann hätte ich doch lieber nochmal ein neuer (besserer) Aufleger der DRESDEN FILES oder noch viel lieber Seanan McGuires “TOBY DAYE”-Bücher oder “InCryptid” — aber das ist cheating. Das ist Urban Fantasy. Ich meinte High Fantasy.

    Kommentar by Darkstar — 17. Juni 2014 @ 09:56

  3. Und eine Chance hätte vermutlich eh kaum eine weitere Serie. Das klappt einmal herausragend gut, und der Rest floppt (vermutlich)

    Kommentar by Darkstar — 17. Juni 2014 @ 09:56

  4. Otherland oder Shadowmarch wären meine Favoriten.

    Kommentar by Anja Helmers — 17. Juni 2014 @ 11:17

  5. Nun ja, es stehen ja zur Zeit einige High Fantasy Serien in den Startlöchern. Terry Brooks Shannara wird bei MTV entwickelt, Lev Grossmans Fillory Bücher bei Syfy und Patrick Rothfuss KINGKILLER ist auch in Entwicklung. Scott Lynch GENTLEMEN BASTARDS ebenso. Also wird in den nächsten Jahren wohl kein Mangel herrschen.

    Wenn ich mir von Tad Williams was wünschen dürfte, dann OTHERLAND. Das ist High Fantasy fürs 21. Jahrhundert!

    Kommentar by Olaf — 17. Juni 2014 @ 12:42

  6. Wer auf die hirnrissige Idee war, die KINGKILLER Chronicles würden als TV-Serie funktionieren, das möche ich mal wissen …

    Und “in Entwicklung” heißt doch in 80% der Fälle: werden nie über einen Probe-Pilotfilm hinaus gehen ,-)

    Ich (habe OTHERLAND nie gelesen) dachte immer, OTHERLAND sei SciFi …

    Kommentar by Darkstar — 17. Juni 2014 @ 13:27

  7. Muss es unbedingt ein Nachfolger sein? Also “im Stile von”? Du weißt ja, ich mags einfach nicht …
    “Die Nebel von Avalon” neu verfilmt, das würde ich mir ansehen. Die bereits existierende Verfilmung war einfach nix.
    Wenn ich ehrlich sein soll, würde ich nichts von dem, was mir gefällt verfilmt/verseriet sehen wollen. Das Endergebnis ist doch immer … schwierig. Hier vielleicht was gestrichen, da was gekürzt oder umgedichtet. Was ist so schlecht am Kopfkino?
    Außerdem … wie ist Fernsehen heute? Seicht und auf die niederen Bedürfnisse ausgerichtet. Echt? Eine heißgeliebte Buchserie in dieses Korsett gequetscht? Lieber nicht!
    Ich stell mir grad vor, was man z.B. aus der Schwesternschaft in den Darkover-Romanen machen würde. Vermutlich alle in Bikini oder zumindest hautenge Sachen stopfen, Haare lang und offen (egal ob das in den Büchern anders ist) und posieren lassen.
    Und Karigan aus Britains Reiter-Saga hätte vermutlich tatsächlich eine Affäre mit dem König, schön lang und explizit im Bett gezeigt, alles andere irgendwie abgehandelt.
    Da schweigen wir lieber über Kampfszenen. Und ein bisschen Inzest wird vermutlich einfach hinzugedichtet. Und Folter nicht vergessen.
    Ach, haben wir dann ja doch “im Stile von”. Na ja.

    Kommentar by Soleil — 17. Juni 2014 @ 17:27

  8. DAS SCHWERT DER SCHATTEN wäre schon sehr geil – würde ich mir sicher anschauen und ist, soweit ich weiß, auch machbar. Ich kenne leider erst die ersten 2 englischen Bücher. Sollte da bald mal weiterlesen.

    SCOTT LYNCH’s Bücher hätten auch Potential!

    SANDERSON ist noch zu groß. Das würd dann eher wie “das Schwert der Wahrheit” aussehen und das will man hoffentlich niemandem mehr antun.

    Lieber gar keine Buch-Verfilmung, als eine schlecht gemachte und verhunzte.

    Gerne würde ich die TIDE LORDS von Jennifer Fallon verfilmt sehen oder etwas von Robin Hobb.. Am liebsten die LIVESHIP TRADERS oder die Fitz-Reihe..

    Einer guten HARRY DRESDEN-Serie, die sich an die Bücher hält, wäre ich auch nicht abgeneigt.

    Kommentar by Mila — 18. Juni 2014 @ 06:17

  9. Die TIDE LORDS wären sicher auch spannend – aber meinst Du, das würde als TV-Serie funktionieren? Und stimmt, die Robin Hobb Romane sowieso!

    Kommentar by Darkstar — 18. Juni 2014 @ 17:55

  10. Nein, bitte nicht Robin Hobb! *schnüff*
    Das kriegt doch keiner hin.

    Kommentar by Soleil — 19. Juni 2014 @ 17:19

  11. @Soleil: Das haben viele bei GAME OF THRONES auch gedacht – und egal, ob man jetzt die Serie mag oder nicht: Die Macher haben es wahnsinnig gut hinbekommen

    Kommentar by Darkstar — 19. Juni 2014 @ 20:01

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