“Es ist die berühmteste Geburtsszene des Mittelalters: Konstanze, Frau des deutschen Kaisers Heinrich VI, vierzigjährig, als unfruchtbar verschrien, hochschwanger. Um jeden Preis muss sie die Legitimität ihres Kindes sicher stellen. Und so bringt sie ihren Sohn öffentlich, auf dem Marktplatz, zur Welt …”
Zwar gehört meine große Liebe der Fantasy, aber manchmal muss es auch mal historisch für mich sein. Und als ich den oben zitierten Klappentext zu Sabine Weigands neuem Roman “Das Buch der Königin” gelesen habe, wußte ich: diese Geschichte willst du hören!
“Das Buch der Königin” zeichnet das Leben von Königin Konstanze von Sizilien nach, der Tochter Roger II aus dem Adelsgeschlecht der Hauteville, der Schwiegertochter des berühmten Kaisers Barbarossa und der Mutter von Friedrich II. Nicht ihrem ganzen Lebensweg folgt Waigand in ihrem Roman, sondern vor allem ihre Zeit als Kaiserin und Ehefrau des Heinrich VI.
Sie zeichnet Konstanze als willensstarke, gutherzige Frau, der es gelingt, trotz ihrer glücklosen Ehe – Heinrich und sie sind sich alles andere als zugetan – ein gewisses Maß an Zufriedenheit zu erfahren, und die sich nicht brechen lässt. Ihr Selbstbewusstsein, ihr Stolz und ihre Gerechtigkeitsliebe sind es, die sie in diesem Roman auszeichnen, ebenso wie ihr unbedingter Wunsch, als Regentin über Sizilien die Geschicke ihrer geliebten Heimat allein zu lenken.
Inwiefern das Bild, dass die Autorin von Konstanze von Sizilien zeichnet, der Wahrheit entspricht, ist zweifelhaft. Auch die Korrektheit der berühmten Geburtsszene, wie sie der Klappentext beschreibt, wird heute von Historikern stark angezweifelt. Aber ob wahr oder unwahr: “Das Buch der Königin” erzählt eine spannende Geschichte.
Und es ist nicht nur Konstanzes Geschichte, sondern auch die von Gottfried von Streitberg, der hier zum Erschaffer der berühmten Liber ad honorem Augusti sive de rebus Siculis wird, einer Lobschrift auf den Kaiser Heinrich VI. Im Roman von Sabine Weigand ist es aber das “Buch der Königin”, ein Werk, dass Konstanze und ihr Schreiber Gottfried gemeinsam ersinnen, um die Geschichte Siziliens zu erzählen. Das alles anders kommt, liegt an schrecklichen Intrigen, Mord und Erpressung. Auch hier gehe ich davon aus, dass Weigand es zugunsten einer guten Geschichte mit der Wahrheit nicht zu Ernst genommen hat, aber da mag ich mich auch irren. Vielleicht hätte das Nachwort der Autorin mehr Licht ins Dunkel gebracht, aber dieses ist leider auf dem rund achtstündigen Hörbuch nicht enthalten.
Eingelesen wird der Roman von Birgitta Assheuer, deren Tonlage und Interpretation gut zu der mittelalterlichen Geschichte passt. Sabine Weigand erzählt abwechselnd aus der Sicht von Konstanze und Gottfried und zitiert auch aus historischen Dokumenten – das macht “Das Buch der Königin” kurzweilig.
Wie nah wir mit diesem Hörbuch der echten Konstanze von Sizilien wirklich kommen, kann ich nicht einschätzen. Als Unterhaltungsroman hat mir die Geschichte jedoch recht gut gefallen, und es wird wohl nicht das letzte Werk der Autorin sein, dem ich mich widme.
Wer spannende Frauenfiguren und das europäische Mittelalter mag, kommt hier auf seine Kosten!
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