Er gilt als der eigentliche Star von “Guardians of the Galaxy“: Rocket Raccon, der schießwütige Waschbär, der sich Peter Quill aka Star-Lord anschließt und Seite an Seite mit ihm, der grünhäutigen Kriegerin Gamora, Drax dem Zerstörer und dem Baumweesen Groot kämpft.
Zumindest war Rocket die Lieblingsfigur von Nina und Stephan, meinen moageek-Kollegen, wie sie im Podcast zum Film ja bereits vermeldet haben. Deshalb freut es uns besonders, dass Nina für die moageeks und für Fantasy News die Gelegenheit bekommen hat, sich mit Fahri Yardim, der deutschen Synchronstimme des liebenswert bekloppten Waschbären, im Rahmen der Pressetour zum Film zu unterhalten.
Fahri Yardim kennen die meisten von euch sicher eher als Schauspieler denn als Synchronsprecher. So spielte er u. a. in Männerherzen, der Tatort-Reihe und in Der Medicus mit. Nina hat ihm auf den Zahn gefühlt, was er von Comicverfilmungen hält:
Interview mit Fahri Yardim zu Guardians of the Galaxy
Wie war es für dich, den Film zum ersten Mal zu sehen?
Eine eigenartige Erfahrung, die eigene Stimme, die einem so exklusiv selbst zu gehören scheint, die so unbedingt mit dem eigenen Körper in Verbindung tritt, aus einem schiesswütigen Waschbären zu hören, der eigentlich eine miese kleine Ratte ist.
Nach den ersten Integrationsschwierigkeiten flutschte es aber!
Wie hat dir Guardians of the Galaxy denn insgesamt gefallen?
Er ist ein ganz ungewöhnliches Spektakel. Alle, die Marvel mögen, werden gerne in den Film gehen, aber er ist ein Bruch und gleichzeitig eine Erweiterung des Marveluniversums.
Allein die Helden sind schon ungewöhnlich. Diese unwillentlich zusammengewürfelten Antihelden., Outlaws, Misfits: eine geile Truppe!
Und es ist mit Abstand der witzigste Marvelfilm! Die Brüche zwischen Ernst und Wahnsinn gelingen grossartig. Sie sind nie trashig.
Guardians of the Galaxy ist eine Wundertüte – Unter anderem findet sich: eine Liebeserklärung an die Freundschaft. Das Böse wird durch die tiefe Freundschaft von ein paar Außenseitern gerettet, die nicht glatt oder besonders hübsch oder sonst etwas sind. Eine WG rettet das Universum. Könnte der Film des Jahres sein.
Aber spätestens wenn es um den Abwasch geht, würden sicher wieder Mord und Totschlag herrschen.
Stimmt. Wer würde den wohl machen? Wahrscheinlich Groot.
Kanntest du den Comic zu Guardians of the Galaxy vorher?
Den Comic kannte ich vorher nicht. Aber Marvel ist mir ein Begriff und ich mochte deren Comics schon früher. Eine Comicfigur zu sprechen ist die Erfüllung eines Jugendtraums, ohne dass ich gewusst haben konnte, dass sie mal eine solche filmische Blüte erfahren würden.
Ich habe früher unterschiedliche Comics gelesen. Die Transmetropolitan Reihe mochte ich gerne, die Maus-Comics und Akira. Heutzutage lese ich einige per App. Aber aus Papier ist es nicht zu toppen. Comics sind für mich ein unterschätztes Kulturgut. Sie sind radikale Erweiterung des Denkens und die beste Bewerbung alternativer Lebensentwürfe.
Wie war das, als dir die Rolle des kleinen psychopathischen Waschbären Rocket Racoon angeboten wurde?
Dass die bei diesem miesen Bastard auf mich kommen, hat mich erstmal geschockt *lacht*
Aber dann kommen Freunde zu einem und sagen »Junge, das ist der absolute Kultcomic. Und du darfst auch noch den Waschbären sprechen. Mach das, oder ich kündige dir die Freundschaft.«
Inzwischen empfinde ich es als eine Ehre, diese liebenswerte Ratte zu sprechen.
Man kennt dich ja eher aus anderen Rollen, wie beispielsweise als Davout Hossein im Film »Der Medicus« oder als Yalcin Gümer aus dem Hamburger Tatort. War Rocket als Figur nicht ein zu krasser Bruch dazu?
Aber genau das macht Schauspiel aus. Die Brüche im eigenen Schaffen. die eigenen Facetten nebeneinander zu legen: Ernsthaftigkeit, Humor, Fiesling. Diese Diversität, die erfüllt einen. Wobei Rocket unter den Rollen schon ein herausragender Drecksack ist.
Würdest du gerne mal als Schauspieler in einem Superheldenfilm mitspielen wollen?
Ich würd nicht nein sagen.
Es würde wahrscheinlich viel Greenscreen bedeuten und man müsste den ganzen Tag mit animierbaren Attrappen spielen. Aber es hat schon was.
Wer wärst du lieber: Held oder Schurke?
Gerne beides abwechselnd. Aber weil ich bisher oft den Sympathikus geben durfte, erfüllt es eine gewisse Befriedigung, wenn man eine Sackratte wie Rocket Raccoon aus sich rausrotzen darf. Ich kann Dir versichern, Er ist kein niedlicher Waschbär, der sein Obst im Bächlein wäscht.
Also sollte Rocket besser nicht im Streichelzoo landen?
Nee, den willste nicht als Kuscheltier haben! Der beißt dir die Beine ab.
Hast du bei der Synchronisation versucht, dich an Bradley Cooper zu orientieren oder wolltest du eher dein eigenes Ding durchziehen?
Was bestimmte Stimmungen, Lautstärken usw. angeht, war Bradley Cooper für mich eine Inspiration, an der ich mich orientieren konnte. er macht das großartig!
Aber ich habe eine andere Stimmlage und einen anderen Klang, mehr Whiskey. Zudem schnackt sich das Englische anders als die deutsche Sprache. Man muss einen eigenen Zugang finden. Auch wenn ich Freund von Originalton bin, die Synchronfassung ist stark geworden.
Wie war es, zu synchronisieren?
Nach dem Medicus, bei dem ich mich selbst auf Deutsch nachsprechen musste, war das erst meine zweite Erfahrung.
Du lachst, du springst, du jauchzt, du hüpfst, du kotzt, du rülpst im Studio.
Das ist grosses Affentheater. Komisch war die Arbeit, wenn die Szenen aus besonderen Sicherheitsgründen so verschlüsselt wurden, dass man nur einen Mund gesehen hat.
Zum Abschluss noch eine letzte Frage: Wenn du dir eine Superkraft aussuchen müsstest, welche wäre das?
Ich würde gerne die Zeit anhalten, aber gleichzeitig selbst weitermachen können. Und zurückspulen. Und vorspulen. Und alles in Zeitlupe abspielen. Aber shit, das ist mehr als eine Kraft. ich bräuchte eine Fernbedienung.
Das wäre es doch: Fernbedienungsman!
Vielen Dank!
Die moageeks Filmreview zu “Guardians of the Galaxy” findet ihr: hier!