Ihre beschwerlichen Zeiten als Wanderhure hat sie vor Jahren hinter sich gelassen: Die hübsche Marie ist mit dem Reichsritter Michael (“Michel”) Adler verheiratet und lebt mit ihm und einer kleinen Kinderschar auf Burg Kibitzstein bei Würzburg. Sie genießt das beschauliche, unaufregende Leben aus vollen Zügen und hat nicht vor, sich erneut in Abenteuer zu stürzen – bis sie kurz vor den Toren von Würzburg der jungen Nonne Justina begegnet, die von einer Schar Edelleute unerbittlich gejagt wird.
Marie beschließt, Justina zu retten – und wird dadurch in ein aufregendes Abenteuer hineingezogen:
Justina entstammt nämlich aus einem abgelegenen Waldkloster, das jüngst von einem Trupp mysteriöser Ordensritter überfallen wurde. Die brutalen Gottesritter wollen die Äbtissin Isabelle de Melancourt dazu zwingen, ihnen zu verraten, wo ihr Vorfahr den geheimnisvollen Heiligen Gral versteckt hat, den er in Jerusalem angeblich in seinen Besitz gebracht hat. Doch Isabelle kennt selbst nicht das genaue Versteck der wundertätigen Reliquie – nur einen kryptischen Hinweis darauf. Als Michel, Marie und eine Gruppe Getreuer beim Waldkloster ankommen, können sie zwar Isabelle und einige Nonnen retten. Der Anführer der Ordensritter hat sich aber bereits auf dem Weg zum Chiemsee gemacht, um der Spur des Grals zu folgen. Gemeinsam mit der Äbtissin begeben sich auch Michel und Marie auf die Suche nach dem Heiligen Gral. Eine Schnitzeljagd quer durch die bayerischen Lande beginnt …
Maries und Michels erstes gemeinsames Abenteuer!
In der Chronologie der Veröffentlichungen ist “Die List der Wanderhure” Iny Lorentz bereits sechster Roman aus dem “Wanderhure”-Zyklus; nach der inhaltlichen Chronologie steht er an vierter Stelle. Das Schriftsteller-Ehepaar wagt einen Sprung zurück in die vielleicht glücklichste Zeit Maries: die Kinder sind noch klein, ihr geliebter Michel ist noch am Leben. Und anders als in den anderen Bänden des Zyklus trennen sich hier ihre Wege auch nicht, sondern die Liebenden stehen ein aufregendes Abenteuer Seite an Seite durch.
Erfreulich ist aus meiner Sicht allerdings vor allem, dass man keinen einzigen “Wanderhuren”-Roman gelesen haben muss, um sich in “Die List der Wanderhure” einzufinden und Spaß am Buch zu haben. Natürlich gibt es (beiläufige) Referenzen an frühere Geschehnisse, diese sind aber auch für den Laien nicht störend oder unverständlich, sondern einfach nur ein hübsches Augenzwinkern für die Fans.
Die Schnitzeljagd um den Heiligen Gral – Marie & Co. folgen Hinweisen, die sie jeweils in unterschiedlichen Reliquien finden und kämpfen hart darum, den Ordensrittern immer einen Schritt voraus zu sein – liest sich unterhaltsam und spannend und die Idee, die “Die List der Wanderhure” zugrunde liegt, ist originell. Hier hat man nicht das Gefühl, dass Autoren eine beliebte Romanwelt auf Wunsch von Fans und Verlagen zu Tode reiten, sondern dass sie tatsächlich noch eine spannende Geschichte mit dem Leser zu teilen haben.
Zudem nehmen diverse Nebenfiguren – Isabelle de Melancourt, die Nonne Justina, aber auch der feindliche Anführer der Ordensritter – ebenfalls viel Raum im Roman ein und diverse Passagen werden aus deren Sicht erzählt. So wird die Suche nach dem wundertätigen Becher zum Gemeinschaftsprojekt.
Stilistisch liest sich der Roman locker und leicht und manchmal ein bisschen altbacken, aber genau das trägt zur mittelalterlichen Atmosphäre des Romans bei. Ich hatte mich bisher noch nicht mit der “Wanderhure” beschäftigt, aber dieses Buch hat wirklich Spaß gemacht.
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