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20. Oktober 2014

Tamara Siler Jones: Die Toten im Schnee

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 20:00

Die Toten im SchneeEine mittelalterliche Burg, mitten im Winter. Dubric Bylerly, der fast siebzigjährige Kastellan, sitzt allein in der Burgküche und verspeist sein Frühstück. Im Gegenüber sitzt ein Geist: Die aufgeschlitzte Leiche einer Küchenmagd, die ihn über den Tisch hinweg anklagend und unendlich traurig ansieht. Sie ist erst diese Nacht ermordet worden und sie will, dass er den Täter findet.

Denn Dubric Byerly kann Geister sehen. Vielmehr: Die Geister jener, die auf der Burg ermordet wurden. Sie suchen ihn so lange heim, bis er die Täter gefunden und überführt hat. Erst dann können sie Frieden finden. Dubric ist gut im Ermitteln, und meistens löst er seine Fälle schnell und unspektakulär. Doch diesmal ist alles anders. Zur Küchenmagd gesellt sich schon bald ein Milchmädchen. Schnell ist klar: Jemand ermordet überraschend skrupellos Dienerinnen. Während sich immer mehr tote Mädchen um ihn versammeln, sucht Dubric mit der Unterstützung seines Pagen Lars nach dem Mörder in den Mauern des Schlosses …

Tamara Siler Jones’ Debütroman “Die Toten im Schnee” wurde im Oktober in Deutschland veröffentlicht, hat aber eigentlich schon eine ganze Reihe an Jahren auf dem Bucke. Was ist das für ein Buch, dass 2004 im englischsprachigen Ausland erstveröffentlicht wurde, und bei uns erst über zehn Jahre später erscheint?

Toll ist auf jeden Fall die Idee, die klassische Figur des desillusionierten Ermittlers in ein High Fantasy-Setting zu stecken – und mit fast siebzig Jahren ist Dubric Byerly zudem kein Durchschnitts-Held. Was nicht heißen soll, dass er nicht sympathisch wäre, im Gegenteil. Jones Prämisse funktioniert jedenfalls gut. Es ist schön, mal nicht vom klassischen Kampf zwischen Gut und Böse zu lesen, sondern einfach einer Krimi-Geschichte im pseudomittelalterlichen Fantasy-Setting zu folgen. In den USA gibt es zahlreiche solche Romane (die High Fantasy-Romane von Tanya Huff fallen mir da als erstes ein), aber hierzulande tut man sich für gewöhnlich schwer mit so etwas.

Eine gute Idee allein macht aber noch kein gutes Buch.

Leider kann die Autorin stilistisch nicht mit der Qualität ihrer Idee mithalten. Gerade in emotionalen Szenen – aber nicht nur – gelingt es ihr nicht, den Leser atmosphärisch so in die Geschichte einzusaugen wie man sich das wünschen würde. Der Roman liest sich hier und da noch etwas zu holprig und zu pathetisch.

Ob weitere Romane der Autorin auf Deutsch erscheinen, weiß ich leider nicht. Vielleicht verbessert sich ihr Stil im Lauf der Zeit. Insgesamt drei Romane in dieser Welt hat die Autorin jedenfalls geschrieben und veröffentlicht.

Aus diesem Grund würde ich “Die Toten im Schnee” jenen Lesern empfehlen, die sich nach einem High Fantasy-Roman sehnen, in dem es mal nicht um das Ende der Welt geht. Denn das Buch ist eher Kameraspiel als Großleinwand-Panorama. Wer sich unsicher ist, sollte aber erstmal in die Leseprobe hineinschnuppern und so entscheiden, ob ihm der Stil zusagt. Denn ganz großes Kino, das muss man leider sagen, ist “Die Toten im Schnee” nicht.

Fakten:

Titel: Die Toten im Schnee
Autorin: Tamara Silar Jones
Originaltitel: Ghosts in the Snow
Aufmachung: Taschenbuch; 526 Seiten
Preis: 9,99 EUR (bzw. 8,49 EUR als ebook)

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