Wie kommt man darauf, Dornröschen mit dem Bachelor zu kreuzen?
Und was macht eine Heavy Metal-Göre zur perfekten Heldin für eine Märchenneuinterpretation?
Nachdem ich mir Olga Krouks “Märchen trifft auf Chick Lit”-Roman “Ewiglich … Dornröschen?” vorgenommen hatte, habe ich sie gleich um ein Interview zu ihrem neuen Roman gebeten:
Interview mit Olga A. Krouk
Wie bist Du auf die Idee gekommen, ausgerechnet DORNRÖSCHEN zum Thema Deines jüngsten Romans zu machen?
Es war nur halb so romantisch, wie die Geschichte es vielleicht gern hätte.
Der Verleger hat mich angesprochen, ob wir etwas zusammen machen könnten, und hat mir von der Idee zu einer Märchenreihe erzählt, die beim Verlag herauskommen soll. Das klang interessant, und ich wollte wissen, welches Märchen ihm denn vorschwebe.
Ich selbst habe an etwas Russisches gedacht – die russische Märchenwelt ist voll von Magie und vielleicht nicht so abgegriffen wie Grimms Geschichten. Aber dann kam „Dornröschen“ als Antwort – man möchte mit etwas Bekanntem beginnen. Tatsächlich hatte ich sehr schnell eine Idee für meine Dornröschen-Interpretation, und so sagte ich zu. Abgesehen vom Thema hatte ich allerdings in allem freie Hand gehabt und während des Schreibens den abgesprochenen Plot sogar ziemlich verändert: Die Idee war, die Handlung in unserer Welt spielen zu lassen, aber dann hätte ich Schwierigkeiten gehabt, den Hintergrund und die Auflösung am Ende gut genug vorzustellen.
Welche Schlagworte und welche Farben beschreiben aus Deiner Sicht Dein neues Buch am besten?
Hard Rock Hallelujah (lacht). Lordi im rosa Tütü würde die Geschichte farbtechnisch prima darstellen, finde ich. Du auch?
Eine irgendwie gruselige Vorstellung, aber es ist was drann! Deine Protagonistin ist ja zunächst alles andere als eine Märchenprinzessin. Was machte Ly für Dich zur idealen Heldin dieser Geschichte?
Es sollte eine lustige Geschichte werden, das war von Anfang an mein Ziel. Da ich bei einem Kurzroman nicht so viel Platz für Plotwendungen, Charakterentwicklungen etc. hatte, sollte hier die Komik im Vordergrund stehen. So habe ich als Basis einen Centric and Eccentrics – Plot gewählt („Fish out of water“ ist es natürlich auch im gewissen Sinne).
Für die Märchenwelt brauchte ich eine Figur, die am allerwenigsten dorthin passt. Beim Brainstormen mit meiner lieben Kollegin Stephanie Ross („Kiss my ass“, das Motto meines Dornröschens, stammt von ihr) bin ich auf eine Heavy-Metal-Braut gekommen, die mit dem ganzen rosaroten Märchenwahnsinn überhaupt nichts anfangen kann. Damit waren die komischen Situationen praktisch vorprogrammiert, ich musste sie ab und zu nur ein wenig zuspitzen.
Du schreibst Romantik Thrill, Urban Fantasy, jetzt Fairy Tale-ChickLit. Warum magst Du Dich nicht auf ein Genre festlegen?
Ganz provokativ: Welcher Autor kann es sich heutzutage leisten, sich nur auf ein Genre zu konzentrieren?
Am Anfang meiner Schreibzeit habe ich oft gehört, dass Agenten und Verlage ihre Autoren gerne in „Schubladen“ stecken. Wenn jemand Fantasy schreibt, soll er bitteschön auch bei Fantasy bleiben. Ich habe das Gefühl, dass der gegenwärtige Buchmarkt genau umgekehrt aussieht: Heutzutage sind Allround-Talente gefragt. Wenn Vampire nicht mehr gehen, könnte der Autor es vielleicht auch mit ChickLit versuchen? Oder wenigstens mit Love & Landscape? Wie überall, muss man auch hier flexibel bleiben, um weiterzukommen. So ist zumindest mein Eindruck.
Mein Vorteil ist, dass mir Herausforderungen unglaublich viel Spaß machen. Ich liebe sie, ich brauche sie. So bin ich sehr glücklich darüber, dass ich so unterschiedliche Richtungen ausprobieren kann und nicht an ein Genre gebunden bin.
Was schreibt sich leichter: Amüsante Szenen, Liebesszenen oder Thrillermomente?
Mein Dornröschen bezeichne ich als mein absolutes Spaß-Projekt. Das hat aber weniger mit dem Genre oder mit den konkreten Szenen zu tun (bei jedem Roman erlebe ich bestimmte Krisen, mal mehr mal weniger), sondern mit äußeren Umständen. Ich verspürte keinen Leistungsdruck. Ich musste nicht an die Vorbesteller denken oder an künftige Verkaufszahlen, Amazon-Ränge etc. Ich konnte alles machen, was ich wollte. Das ist etwas, was man als Autor bei der zur Zeit leider sehr häufigen Verkaufspolitik eher selten erlebt.
Vor welche Herausforderungen stellte Dich “Ewiglich … Dornröschen?” als Schriftstellerin?
In der Kürze liegt die Würze, sagt man. Der Verlag wollte einen Kurzroman haben. Es waren 150, höchstens 200 Seiten verabredet. Als ich das Manuskript abgegeben habe, waren es 217. Wie man sieht, fällt es mir nicht leicht, mich kurz zu fassen.
Du sagtest einmal, Musik hilft Dir, Dich beim Schreiben einzustimmen. Ly ist die Frontfrau einer Heavy Metal-Garagenband. Liefen bei dir während der Arbeit am Roman also solche Songs rauf und runter oder was hattest Du in der Playlist?
Eine Playlist im eigentlichen Sinne habe ich nicht. Es ist immer nur EIN Lied, das mich durch einen Roman begleitet und nur für diesen Roman bestimmt ist. Würde irgendwo Fairytale von Rybak spielen, wäre ich sofort in “Hexenseelen” – das funktioniert bei mir wie der pavlovsche Effekt.
Da Nothing else Matters sehr wichtig für eine der Schlüsselszenen des Dornröschen-Romans war, hat dieses Lied mich durch die Geschichte geführt :)
Bleibt “Ewiglich … Dornröschen?” dein einziger Ausflug in diese Welt, oder dürfen wir uns auf weitere ChickLit-Märchen aus Deiner Feder freuen?
Das bleibt abzuwarten. Ich wäre nicht abgeneigt :)
Nach dem Buch ist vor dem Buch: Woran schreibst Du als nächstes?
Das Dornröschen wurde bereits im Januar dieses Jahres fertig geschrieben. Seitdem habe ich einen weiteren Roman fertiggestellt, der mich emotional sehr gefordert hat.
Im Moment mache ich eine Art Schreib-Urlaub, warte auf ein paar Rückmeldungen zu den anderen Projekten und werde vermutlich erst im nächsten Jahr mit neuen Geschichten beginnen.
Wenn Du für eine Woche lang in einer Fantasy-Welt Urlaub machen dürftest oder müsstest: Welche sollte es sein und warum?
Richtig spannende Fantasy-Welten sind nur bedingt für einen schönen Familienurlaub geeignet, auch wenn Orks nicht ausschließlich kleine Kinder fressen *lacht*.
Aber als rasende Reporterin würde ich gerne in die Stadt der Finsternis (Ilona Andrews) reisen.
Vielen Dank!
Olga Krouks Website findet ihr hier!
Zu meiner Rezension von “Ewiglich … Dornröschen”: hier entlang!