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20. Dezember 2014

Preview ARD-Märchen 2014
Von Dummlingen und Furchtlosen

Category: Filme/Serien,Rezensionen – Darkstar – 12:00

Von einem...Am vergangenen Donnerstag habe ich bereits einen Ausblick auf “Siebenschön” und “Sechse kommen durch die ganze Welt” gegeben, zwei der vier neuen ARD-Märchen der diesjährigen “Sechs auf einen Streich”-Staffel.

Heute gibt’s einen Ausblick auf die beiden anderen Verfilmungen, die am zweiten Weihnachtsfeiertag in der ARD ihre Premiere feiern.

Am 26. Dezember läuft ab 14:15 Uhr “Die drei Federn” und direkt im Anschluss “Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen”.

Die drei Federn

Ein Fürst hatte drei Söhne, aber nur eine Krone zu vergeben. Der älteste war klug, aber grausam, der zweite verfressen und ein Mitläufer, der dritte aber hatte ein so weiches Herz, dass ihn alle für einen Hohlkopf hielten. Trotzdem wusste der Fürst nicht, wer nach ihm herrschen sollte und deshalb überließ er die Entscheidung dem Zufall (und seinem fiesen Ratgeber, der den Dummling nicht ausstehen konnte). Drei Federn warf der König in die Luft und wies seine Söhne an, jeweils einer der Federn zu folgen und ihm von ihrer Reise prachtvolle Schätze zurückzubringen …

Ganz so haben es die Brüder Grimm seinerzeit natürlich nicht ausgedrückt, aber das beschreibt die Ausgangssituation des Märchenfilms “Die drei Federn” doch sehr genau. Der Dummling ist eine beliebte Gestalt in den Grimmschen Märchen. Als Zuschauer wissen wir natürlich: Er ist nicht wirklich dumm, hat ein gutes Herz und wird am Ende der strahlende Sieger sein – weil ihm magische Kräfte helfen.

Die Drei Federn

In “Die drei Federn” ist es eine große Kröte (gesprochen von Jutta Speidel), die der Dummling einst vor seinen fiesen Brüdern gerettet hat, und die jetzt in einer unterirdischen Höhle im Wald lebt. Zu ihm führt ihn die Feder, und ihm erfüllt sie Wünsche. Liebe jedoch, die kann man sich nicht wünschen. Und als der König seine Söhne ausschickt, eine Braut heimzubringen, so ist es nicht die Zaubermacht der Kröte, die den Dummling zum Sieger macht. Denn längst hat er sich in eine scheue Köhlerin verliebt, die mitten im Wald lebt und ein ebenso gutes Herz hat wie er selbst.

“Die drei Federn” ist die ARD-Märchenverfilmung aus 2014, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Als Kinder- und Familienfilm funktioniert er sehr gut. er setzt auf Magie und Zauberei und eine witzige Handlung mit so manchem Klamauk- und Slapstick-Moment, der beim jungen Publikum sicher gut ankommt. Michael Schönborn gibt den fiesen, ungeschickten Haushofmeister des väterlichen, aber kränklichen Fürsten (Sky DuMont) und sorgt für viele Kinder-Lacher. Als etwas älterer Zuschauer vermisst man an dem Film aber ebenso eine etwas ausgefeiltere Charakterisierung des Dummlings und der anderen Figuren wie auch eine etwas tiefergehende, emotional packendere Handlung. Das ist “Sechse ziehen durch die ganze Welt” wesentlich besser gelungen und auch “Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen” war trotz ähnlicher Schwächen merklich runder und insgesamt ernster.

Der Streifen ist nett geworden, aber er ist mehr ein Kinder- als ein Familienfilm und deshalb nicht mein Highlight der diesjährigen Staffel.

 Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen

Immer sagen sie: Es gruselt mir! Es gruselt mir! Mir gruselt’s nicht; das wird wohl auch eine Kunst sein, von der ich nichts verstehe.” (Gebrüder Grimm)

Ein verfluchtes Schloss, Geistererscheinungen und wandelnde Leichen – “Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen” ist ein gruseliges, düsteres Märchen, und mit diesem beschließt die ARD ihren diesjährigen Weihnachtsreigen der Märchenneuverfilmungen. Wer am 2. Weihnachtsfeiertag um 15:15 Uhr seine Kinder vor dem Fernseher parkt, sollte deshalb aufpassen, dass die Kleinen nicht allzu jung sind, sonst wird ihnen sicher doch ein bisschen unheimlich. Denn anders als den Michel, die Hauptfigur des Märchens, können sie sich sicher fürchten.

Michels Vater, ein Töpfer, ist beunruhigt darüber, dass sein Sohn vor nichts und niemandem Angst hat und sich einfach nicht Gruseln kann. Denn Angst ist wichtig, um sich nicht ungewollt in zu große Gefahr zu begeben. Michel beschließt deshalb, das Fürchten zu lernen. Weil alle Versuche in seinem Heimatdorf kläglich scheitern, zieht er hinaus in die Fremde. Bald kreuzt sein Weg zufällig den der rebellischen Prinzessin Elisabeth. Gemeinsam mit ihrem Vater und dem ganzen Hofstaat wurde sie aus der elterlichen Burg vertrieben, denn seit geraumer Zeit herrschen dort Dämonen und Gespenster. Der Herrschersitz gilt als verflucht und jeder Mensch, der nur eine einzige Nacht im düsteren Gemäuer verbracht hat, ist heute ein wimmerndes Etwas. Als der König verkünden lässt, die Hand seiner Tochter demjenigen zu geben, der die Burg von ihrem Fluch erlöst, beschließt Michel, sein Glück zu versuchen …

Fürchten ARD

In der ARD-Version des Grimmschen Märchen halten sich Gruselmomente und Humor die Waage. Viele Szenen – vor allem die Eröffnungssequenz in einem Moor und der Grusel-Showdown im verfluchten Schloss im letzten Drittel – sind wunderbar düster inszeniert und haben Flair. Der Mittelteil hingegen setzt auf helle, witzige Momente und zwei junge Menschen, die ihren eigenen Weg gehen wollen. Prinzessin Merida Elisabeth ist kein zartes Pflänzchen, sondern ein rechter Wildfang mit roten Locken, der lieber selbst mit Pfeil und Bogen schießt als von der Tribüne aus einem Wettkampf zuzusehen. Das ist nett inszeniert, mit Heiner Lauterbach als verzweifeltem König. Hier überschreitet der Film bewusst sehr oft die Grenzlinie zwischen Humor und Klamauk, offenbar mit dem Ziel, ein Kinderpublikum zum Lachen zu bringen. Das gelingt sicher, aber gerade die Kleinen werden bei den düsteren Passagen der Geschichte zu schlucken haben. Denn die sind für einen TV-Film wirklich super inszeniert! Die Special Effects sind sehr beeindruckend. Anna Thalbach liefert als geisterhaftes, dämonisches Schlossgespenst eine gruselige Glanzleistung ab.

Ein bisschen schade, dass der Film beides sein will: humorig und düster. Hätte sich die Verfilmung auf eine dieser beiden Facetten konzentriert, hätte er zwar sicher die eine oder die andere Hälfte des Publikums verloren, wäre aber in sich stimmiger gewesen.

Trotzdem: Herausgekommen ist ein netter, toll inszenierter Märchenfilm, der bei Kindern ab 6 Jahren sicher großen Anklang findet. Bleibt zu hoffen, dass die ARD auch in den kommenden Jahren ihrer Tradition, Märchen neu zu verfilmen, weiter treu bleibt.

Den Film auf DVD kaufen: hier!

Zum Teil 1 meiner Märchenfilm-Preview 2014 geht’s hier!

Mehr über die ARD-Märchen: hier!

(c) Fotos

Die drei Federn (c) ARD/BR

Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen (c) ARD/Radio Bremen, MDR, NDR

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