Das Panopticon: Raumschiff, gläsernes Gefängnis und Arbeitsplatz von Linea Wermut. Im Turm – einer beengten Kapsel, in der sie lebt, alles steuert und überwacht – ist die sanfte Stimme des Computers ihre einzige Gesellschaft.
Knapp eintausend Gefangene stehen unter Lineas Aufsicht. Keiner von ihnen kann sie sehen – keiner weiß, wann sie zusieht.
Nur warum scheint es plötzlich so, als wüssten die Insassen genau, wann sie von ihr beobachtet werden? Linea glaubt nicht an Zufälle. Entgegen aller Widerstände versucht sie das seltsame Verhalten der Häftlinge zu ergründen. Ein großer Fehler, wie sie bald feststellen wird …
Im nachfolgenden Interview stellt Daniela Rohr ihren ungewöhnlichen Roman “Im Turm des Panopticons” näher vor:
Interview mit Daniela Rohr
Liebe Daniela, welche Farben und Schlagworte fangen die Stimmung von “Im Turm des Panopticons“ Deiner Meinung nach am besten ein?
Ein steriles, eiskaltes Blaugrün, ein leuchtendes Giftgrün und natürlich Schwarz sind ganz klar die Farben der Novelle.
Da habe ich mich am klassischen Scifi-Grusel orientiert, wie man ihn aus zahlreichen Filmen kennt. Bei den Schlagworten fällt mir spontan »Isolation«, »Überwachung«, »Paranoia« und »Stille« ein.
Worum geht es im Roman und an wen richtet sich deine Geschichte in erster Linie?
In meiner Novelle geht es um eine Wärterin, die in einem Überwachungsturm eines Gefängnisraumschiffes – dem Panopticon – sitzt und beim Beobachten der Insassen immer paranoider wird.
Die Geschichte richtet sich wohl in erster Linie an Leser, die mal für zwei bis drei Stunden in meinem persönlichen Alptraum versinken wollen. Obwohl es Science-Fiction ist, und ich natürlich alle meine Recherchekünste aufbringe, keine groben Schnitzer im Science-Bereich zu vollführen, sollen meine Geschichten auch immer für Leser verständlich bleiben, die keinen Doktor in Physik haben.
Dennoch erfordern alle meine Geschichten eine gewisse Aufmerksamkeit, weil ich gern Hinweise im Detail verstecke. Aber letztlich richtet sich die Geschichte an Leser, die Scifi mögen, weil sie einfach gern in fremde Welten eintauchen und es schätzen, wenn eine Geschichte nachhallt.
Mit welchem anderen Romanwerk würdest Du Deine Geschichte am ehesten vergleichen?
Mit Vergleichen habe ich immer so meine Schwierigkeiten. Einerseits möchte ich mir nichts anmaßen, andererseits versuche ich ja auch, mich von bereits bekannten Werken abzugrenzen und etwas Neues zu schaffen. Daher warte ich einfach, bis meine Leser mit einem Vergleich daherkommen, was sie zu meinem Bedauern noch nicht getan haben.
Verrätst Du uns bitte etwas über deine Hauptfigur?
Linea ist eine zielstrebige, selbstbewusste Frau, die gern über alles die Kontrolle behält. Ihr Job im Panopticon ist aus ihrer Sicht zwar wenig aufregend, doch ihre Stellung als allwissende Autorität, die alles sieht, hört und kontrolliert, gefällt ihr sehr.
Linea verlässt sich mehr auf ihren Verstand als auf ihr Gefühl. Selbst als sich die Ereignisse im Panopticon überschlagen und sie mehr und mehr an ihre Grenzen getrieben wird, versucht sie weiterhin, mit Logik und Verstand der Sache Herr zu werden.
Wie ist die Idee entstanden?
Ich hatte in einem der zahlreichen Artikel über die NSA-Affaire das Wort »Panopticon« gelesen und es zunächst mit dem Panoptikum verwechselt, weswegen die Metapher des Artikels in meinem Kopf nicht so recht funktionierte. Also recherchierte ich ein bisschen im Internet und war wieder um ein Wort reicher.
Ich sah mir verschiedene Bilder von Gefängnissen an, die als Panopticon gebaut wurden, und entdeckte ein Foto, auf dem sich zahlreiche Gefangene – in ihren Zellen stehend – als undeutliche Schatten abzeichneten. Das Bild gruselte mich so sehr, dass ich mir dachte, daraus könnte ich etwas machen.
Vor welche Herausforderungen stellt Dich SelfPublishing und worin siehst Du persönlich die Vorteile im Vergleich zum traditionellen Publizieren?
Ich hatte bereits bei meinem Erstling »Der Zeit-Zwirbel-Effekt und seine Knöpfchendrücker« keinen Bedarf, ihn an Verlage oder Agenturen zu schicken, um dann erstmal Wochen oder Monate auf die üblichen Absagen zu warten. Genau genommen hatte ich das Buch sogar direkt für das Self-Publishing geschrieben und keinen Gedanken daran verschwendet, es einem Verlag vorzulegen.
Außerdem fand ich es schon immer befremdlich, dass Verlage über das Cover bestimmen oder einfach mal den Titel ändern, wenn sie meinen, dass sie einen besseren hätten. Ich habe da einfach gern die Kontrolle über alle Bereiche meines Schaffens.
Da es heutzutage keinen finanziellen Aufwand mehr darstellt, ein Buch selbst zu verlegen, nahm ich das also liebend gern in die eigene Hand. Herausforderungen hatte ich tatsächlich einige zu bewältigen. Ich musste mich in verschiedene Programme einarbeiten, ein bisschen HTML lernen, und mich mit dem ganzen Prozedere auseinandersetzen, mit dem sich Verlagsautoren nicht beschäftigen müssen.
Aber es macht auch tierisch Spaß und ich sehe es inzwischen als einen weiteren wichtigen Teil meiner Arbeit an. Vor allem Covergestaltung und Buchsatz machen mir sehr viel Freude. Das Ergebnis der eigenen Arbeit dann in Händen zu halten, ist einfach unbeschreiblich schön.
Die Vorteile liegen für mich daher ganz klar in der Selbstbestimmung. Niemand schreibt mir vor, worüber ich schreiben soll. Niemand setzt mir ein Cover vor, das mir vielleicht gar nicht gefällt. Und wenn irgendwas nicht passt, liegt es ganz allein an mir, es zu ändern oder beim nächsten Mal besser zu machen. Ich ärgere mich wohl lieber über mich selbst, als anderen den schwarzen Peter zuzuschieben. Denn daran kann ich arbeiten.
Siehst Du andere Selfpub-Autoren als Verbündete, Konkurrenz um die Lesergunst oder ignoriert man sich?
Ganz klar Verbündete! Zumindest diejenigen, die auch nach Verbündeten suchen.
Seit ich mich dazu entschlossen hatte, diesen Weg zu gehen, war ich sehr angetan von der Hilfsbereitschaft, die mir zum Beispiel bei den eWriters begegnete. Natürlich hatte ich auch mal negative Erlebnisse mit anderen Autoren, aber die halten sich zum Glück in Grenzen.
Ich finde es nach wie vor sehr schön, wie man sich in der Community gegenseitig hilft. Ob es um gegenseitiges Korrekturlesen oder Tipps und Tricks bei Veröffentlichung und Marketing geht, man findet immer Hilfe, wenn man freundlich danach fragt. Und ich versuche das natürlich auch so gut wie möglich an andere Autoren weiterzugeben, meine Erfahrungen mit ihnen zu teilen und zu helfen, wo ich kann.
Wie bist Du zum Schreiben gekommen?
Ich kam zum Schreiben, weil ich eine Ausrede brauchte, um meine Tagträumerei als kreativ und nicht als »irgendwie seltsam« aussehen zu lassen. Daher begann ich schon sehr früh mit dem Schreiben – sozusagen, sobald ich mit einem Stift ausreichend Worte zusammenkritzeln konnte, um eine Geschichte zu erzählen.
Worum ging es in der ersten Geschichte, die Du je geschrieben hast?
Meine erste Geschichte, an die ich mich noch erinnere, spielte auf einem Wüstenplaneten und war für meine jungen Jahre schon erstaunlich brutal. Es ging um Freundschaft, ein bisschen Liebe, viele Tote und natürlich Wassermangel. Es sollte ein Roman werden. Allerdings war ich schon damals zu perfektionistisch veranlagt, um meine miese Schreibe in die Arbeit eines kompletten Romans zu investieren. Daher stieg ich auf depressive Gedichte um und legte den Roman erstmal auf Eis. Da liegt er immer noch. Die Gedichte zum Glück auch.
Was ist dir persönlich wichtiger: Worldbuilding oder Charakterdevelopment?
Ich lege zwar auf beides sehr viel Wert, aber wenn ich aus irgendwelchen Gründen bei einem davon Abstriche machen müsste, dann wäre es ganz klar das Universum, in dem die Geschichte spielt. Deswegen schreibe ich auch immer erst die Charakterisierungen, bevor ich mich an das Ausarbeiten des Universums mache.
Als Leser kann ich eher damit leben, wenn eine Welt nicht so gut durchdacht ist, als wenn die Charaktere eindimensionale Pappfiguren sind, deren Schicksal mich nicht interessiert.
Aber das Allerwichtigste ist mir eigentlich die Handlung.
Wenn Du mit einer fiktiven Figur – ob nun aus deinen eigenen Werken oder denen eines anderen – eine Nacht um die Häuser ziehen dürftest bzw. müsstest: Wer wäre das und warum?
Mit Iceman von den »X-Men«. Dann hätte ich immer ein kühles Bier.
Vielen Dank!
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