Darkstars Fantasy News


21. März 2015

“I am normalizing TV”
Shonda Rhimes über Vielfalt in der Popkultur

Category: News – Darkstar – 16:30

In den letzten Monaten habe ich mir viel Gedanken über “Diversity” in Fantasy-Romanen gemacht: Über eine vielfälltige Darstellung von Charakteren, nicht nur im Hinblick auf ihre sexuelle Orientierung, sondern auch im Hinblick auf ihre Hautfarbe, Nationalität, ihren Hintergrund.

Themen, an die sich trotz aller Toleranz und Schritte in die richtige Richtung Autoren und Verlage noch immer viel zu selten heran trauen. Oder welches war das letzte Fantasy-Buch, in dem ein Asiate eine tragende Rolle gespielt hat? Eine transsexuelle Figur im Mittelpunkt stand? Oder eine Afrikanerin?

Natürlich gibt es auch lobende Ausnahmen. Aber oft, wenn ich mich über das Thema austausche, werde ich gefragt: “Warum ist dir das Thema eigentlich so wichtig?” Und ein richtiger Klassiker ist in Bezug auf sexuell diverse Romane die These: “Wenn es für die Handlung nicht relevant ist, sollte bzw. braucht die sexuelle Orientierung einer Figur auch nicht erwähnt werden.” (Zu diesem Thema habe ich ja auch bereits öfter Stellung bezogen, z. B. hier).

Offenbar ist das eine Frage, die in der einen oder anderen Form auch immer wieder an Shonda Rhimes herangetragen wird, der Serienschöpferin diverser US-TV-Schlager wie etwa Grey’s Anatomy, How to get away with Murder und Scandal.

Nun kann man über die Serien sagen, was man will (Grey’s Anatomy hat seine Glanzzeiten schon lange hinter sich und mit der dritten Staffel wurde auch Scandal ziemlich over the top – und ich meine damit: noch viel mehr, als es das eh schon war), aber Shonda Rhimes großer Verdienst ist es sicherlich, dass die amerikanische TV-Landschaft wirklich wesentlich vielfälltiger geworden ist in Bezug auf Herkund, Hintergrund und Orientierung von Charakteren.

Bemerkenswert finde ich, dass sie – so will es zumindest das Gerücht – ihre Figuren in Grey’s Anatomy entworfen hat, ohne die Hautfarbe in Betracht zu ziehen und beim Casting die Figuren mit den Schauspielern besetzt hat, die ihr für die jeweiligen Rollen am passendsten schienen.

Jetzt hat sich Shonda Rhimes in einer Rede bei der Human Reights Campaign Gala in LA über das Thema geäußert – und wer sich fragt, warum es wichtig ist, dass wir Vielfalt in der Popkultur zeigen, dem sei diese Rede wärmstens ans Herz gelegt.

Unter anderem sagt sie:

I get asked a lot (…) why I am so invested in “diversity” on television. “Why is it so important to have diversity on TV?” they say. “Why is it so challenging to have diversity?” “Why does Cyrus need to be gay?”

I really hate the word “diversity”. It suggests something…other. As if it is something…special. Or rare.

Diversity!

As if there is something unusual about telling stories involving women and people of color and LGBTQ characters on TV.

I have a different word: NORMALIZING.

I’m normalizing TV.

I am making TV look like the world looks. Women, people of color, LGBTQ people equal WAY more than 50% of the population. Which means it ain’t out of the ordinary. I am making the world of television look NORMAL.

I am NORMALIZING television.

You should get to turn on the TV and see your tribe.

Die ganze Rede findet ihr hier.

Ich kann nur sagen: Danke, Shonda!

Surftipp: “Streich den Schwulen aus dem Roman!

3 Comments »

  1. Das ist wirklich eine tolle Aussage! (Die verlinkte Rede hebe ich mir auf, bis ich weniger müde und unkonzentriert bin.)

    Ich fand es schon sehr spannend die Artikelreihe bei Jim Hines zu verfolgen, wo mehrere Autoren über ihre Perspektive berichteten. Ich dachte immer, das große Problem sei, dass so viele Bücher von weißen, heterosexuellen usw. Autoren veröffentlicht werden und die eben aus ihrer Perspektive schreiben, weil sie sich nicht zutrauen z.B. die Perspektive einer farbigen Person einzunehmen. (Dabei müsste es im SFF-Bereich einfacher sein, weil man ja im Zweifelsfall noch eine neue Rasse schaffen und aus dieser Perspektive schreiben kann.) Umso erschütterter war ich zu lesen, dass selbst Leute mit einem anderen Hintergrund erst einmal aus der gewohnten Perspektive anfangen zu schreiben – und nicht auf die Idee kommen ihre eigenen Erfahrungen einzubringen. Dabei sind Romane, die eben nicht der Masse entsprechen, doch viel spannender zu lesen (aber vermutlich auch wieder schwieriger an den Verlag zu bringen).

    Kommentar by Winterkatze — 22. März 2015 @ 16:26

  2. Oh, die Artikelreihe bei Hines ist mir entgangen. Da muss ich auch gleich mal gucken! Danke für den Tipp.

    Lies unbedingt bald die ganze Rede, die ist an sich wirklich lohnend, wie ich finde!

    Kommentar by Darkstar — 22. März 2015 @ 17:22

  3. Gern geschehen! Ich fand die vielfältigen Sichtweisen, die da präsentiert werden, wirklich spannend. :)

    Kommentar by Winterkatze — 22. März 2015 @ 23:03

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