Europa, zu einer anderen Zeit, in einem alternativen Universum: Tief unter dem Meeresspiegel lebt das Volk der Wassermenschen.
Bereits vor Jahrhunderten haben die Stämme der See mit den Landbewohner einen Friedenspakt geschlossen und mit Blut besiegelt: Trotzdem gibt es zwischen den beiden Arten kaum Berührungspunkte.
Bis Henry an Land gespült wird. Henry ist ein Junge aus dem Meervolk, der von seinem Stamm aufgrund seiner schwächlichen Art und der Tatsache, dass sein Vater ein Landbewohner war, im Stich gelassen wurde.
Henry findet Aufnahme bei einem Menschen, der jedoch dessen wahres Erbe zunächst verbirgt. Er ahnt nicht, welches Potential sein Beschützer in seinem Status als Halbblut sieht. Denn alle königlichen Linien stammen aus einer Kreuzung zwischen Land- und Meeresbewohnern ab.
Auch Anne, die Tochter des im Sterben liegenden Königs. Sie und ihre Schwestern scheinen die einzigen potentiellen Erben der Krone von England zu sein. Wie Henry ist sie eine Figur in den politischen Schachzügen anderer …
Kit Whitfields Roman “In großen Wassern” liegt eine faszinierende und interessante Prämisse zugrunde, die vor allem Lesern von Alternate History-Romanen und von Meereswesen ansprechen sollte.
Trotzdem schafft es die Autorin leider nicht, einen mitreissenden Pageturner zu schreiben. Das liegt vor allem daran, dass ihre beiden Hauptfiguren – Henry und Anne – dem Leser seltsam fremd bleiben. Es ist nicht so, als würde Whitfield keine gelungene Charakterstudie abliefern, aber weder die Prinzessin noch der Meeresjunge sind Sympathieträger. Das macht es sehr schwer, ihrem Schicksal mit Interesse zu folgen und das Buch zieht sich in die Länge. Und das, obwohl Kit Whitfields Stil sich eigentlich recht nett liest.
Auch der Background, den sie ihrer Romanwelt gibt, ist gut durchdacht und überzeugend. Die Welt der Meeresbewohner und ihr Pakt mit den Herrschaftslinien, die politischen Schwierigkeiten und Risiken zwischen England und Frankreich, die durch die Existenz der Meereswesen noch verkompliziert werden könnten, sind überzeugend. Schade, dass es Kit Whitfield trotz all dieser Dinge nicht gelungen ist, einen Roman zu verfassen, der wirklich mitreißt.
Wer sich vor allem für ein ungewöhnliches und gut durchdachtes alternatives Setting interessiert – bis auf die Existenz der Meeresbewohner gibt es kaum Fantasy-Elemente in dem Roman – und wer auf eine actionreiche Handlung verzichten kann, darf gern zugreifen.
Für alle anderen empfiehlt es sich, vor dem Kauf in das Buch zumindest hineinzulesen. Wer mit dem Stil von Kit Whitfield nicht warm wird, der wird es ohnehin schwer haben, an “In großen Wassern” Gefallen zu finden.
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