Vor Jahrtausenden hat eine Königin ihre Schwester verraten und das Reich, über das sie gemeinsam herrschten, entzwei geteilt. Seitdem gibt es zwei verfeindete Elfenvölker: die Lichtelfen auf der einen Seite, deren Königin Alkariel sich noch immer danach sehnt, ihr zerbrochenes Königreich wieder zu einen; die Dunkelelfen auf der anderen Seite, die das einzige Lebewesen schützen, in deren Macht genau dies stünde. Die junge Halbelfe Vanora ist eine Nachkomme von Alkariels Schwester, und ihr Tod könnte die Teilung des Elfenreiches rückgängig machen.
Von dieser Schlüsselrolle, die ihr zugedacht ist, ahnt Vanora selbst allerdings nichts. Sie wächst bei ihrem menschlichen Vater auf, ohne etwas vom Erbe ihrer Mutter zu ahnen. Bis der Elfenritter Glendorfil auf dem Hof ihres Vaters auftaucht und sie unter seine Fittiche nimmt. Das halbwüchsige Mädchen lernt die Sprache der Elfen, Magie- und Kampfeskunst und erfährt von ihrer wahren Herkunft. Als ihr Alkariels Häscher auf die Spur zu kommen drohen, wird Vanora nach Lurness, in die Welt der Dunkelelfen gebracht. Dort versucht sie nicht nur, sich auf ihr weiteres Schicksal vorzubereiten, sondern lernt auch Eamon näher kennen, den Prinz der Dunkelhelfen – und den geheimnisvollen Nevliin …
Meine Meinung
Mit fast 1.000 Seiten legte die 1986 geborene Sabrina Qunaj in 2012 ein wahrlich wuchtiges Debüt vor. Und tatsächlich ist es ein wenig beeindruckend, an welch epischem Stoff sich die Nachwuchsautorin mit “Elfenmagie” wagt.
Der ganz große Wurf ist ihr damit dennoch leider nicht gelungen. Gerade auf den ersten hundert Seiten liest sich ihre blumige Sprache nicht ganz rund, Qunaj verliert sich in Bildern und es holpert hier und da. Das fällt allerdings nur deshalb auf, weil die Autorin an sich stilistisch schön schreibt und im Verlauf des Buches auch immer mehr in Fluss gerät. Es hätte sich gelohnt, in einer weiteren Überarbeitung in den ersten Kapiteln auf den einen oder anderen Halbsatz, der zum Stolperstein wird, zu verzichten.
Zudem scheint “Elfenmagie” nur vordergründig ein epischer Fantasy-Roman zu sein, in dem die Mächte des Lichts und der Finsternis aufeinander treffen. Im Verlauf der Handlung wird immer deutlich, dass der Autorin an der Liebesbeziehung ihrer Charaktere und deren Gefühlswelt mehr liegt als an der äußeren Actionhandlung. Andererseits erweist sich gerade das auch als Stärke des Buches: Wenngleich so mancher Charakter klassischen Rollenmustern entspricht, so sind die Figuren der Autorin doch durchaus liebenswert und spannend gelungen und es macht Spaß, mehr von ihnen zu erfahren und sie auf ihrer Reise zu begleiten. Romantasy-Schmöker im High Fantasy-Bereich besitzen Seltenheitswert, und wer nach so etwas sucht, wird hier fündig.
Sabrina Qunaj erzählt ihre fast tausendseitige Geschichte aus der Sicht mehrerer Point of View-Charaktere, wie das seit George R. R. Martin groß in Mode gekommen ist. Allerdings verfügt sie noch nicht über dessen schriftstellerische Raffinesse oder sein Gespür für beeindruckende Charakterzeichnungen. In einigen Punkten erinnert “Elfenmagie” an Bücher von Mercedes Lackey, sowohl was so manche Charaktere, stilistische Eigenheit und natürlich die Idee der telepathischen Pferde angeht. Man kann der Autorin aber nicht vorwerfen, sich einfach nur bei anderen Genre-Schriftstellern bedient zu haben. Dazu ist “Elfenmagie” zu ambitioniert und zu rund.
Wer sich auf die Geschichte einlässt und kein Actionfeuerwerk erwartet, fühlt sich unterhalten. Es ist ein Debüt mit klassischen Schwächen, dem es mit Sicherheit gut getan hätte, um einige hundert Seiten gekürzt zu werden. Wer sich unsicher ist, ob das Buch etwas für ihn ist, sollte definitiv nicht blind zugreifen, sondern einen Blick auf die Leseprobe werfen. Abschließend muss unterstrichen werden, dass Sabrina Qunaj eine Stimme in der deutschen Phantastik ist, bei der es sich durchaus lohnt, sie im Auge zu behalten.