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28. Oktober 2016

Wie strange ist Doctor Strange?
Kino-Review des neuen Marvel-Streifens

Category: News – Darkstar – 19:00

Doctor StrangeAm Donnerstag lief Doctor Strange in den Kinos an – und mit ihm hält die Magie Einzug ins Marvel Cineverse: Und wer könnte das Abrakadabra besser in Schwung bringen als Benedict Cumberbatch in der Titelrolle?

Im neuesten Superhelden-Blockbuster sucht Star-Chirurg Dr. Stephen Strange nach einem Autounfall verzweifelt nach Heilung für seine zerstörten Hände. Als ein Gerücht über alternative Behandlungsmethoden ihn nach Kamar-Taj führt, hofft Strange auf ein medizinisches Wunder.

Doch er stellt schnell fest: An diesem geheimen Rückzugsort lernen Schüler nicht nur, ihre eigenen Blessuren zu heilen, sie trainieren für den Kampf gegen eine dunkle Bedrohung (ohne Lichtschwerter, allerdings).

Nun muss er sich entscheiden: Kehrt er in sein altes Leben als angesehener Arzt zurück, oder schließt er sich als frisch gebackener Magier dem Kampf für die Rettung der Welt an?

Mit seiner Handlung verfolgt Doctor Strange ein inzwischen bekanntes Schema der Marvel Origin Story: Arroganter Wonderboy setzt sich durch eigenes Verschulden selbst vor die Wand und entwickelt sich danach zum geläuterten Weltenretter – natürlich immer noch mit ein paar flotten Sprüchen auf den Lippen.

Nicht nur das: Stephen Strange kombiniert gekonnt Thors extravaganten Kleidungsstil mit Tony Starks Musketierbärtchen. Die Story an sich oder die Charakterentwicklung des Helden halten aber keine großen Überraschungen bereit.

Trotzdem bietet der Film sehr gute Unterhaltung, was nicht zuletzt am starken Ensemble, den großartigen Schauplätzen, und der Bildgewalt der Special Effects liegt. Benedict Cumberbatch glänzt in seiner Rolle als Dr. Stephen Strange, wie nicht anders zu erwarten.

Mit einer Körperbeherrschung, die ihm bereits eine beeindruckende Präsenz auf der Theaterbühne beschert hat, vollführt Cumberbatch die fließenden Bewegungen des Marvel-Magiers und duelliert sich in reinster Shakespeare-Manier mit Chiwetel Ejiofor (der ihm hier übrigens in nichts nachsteht). Auch die Mischung aus trockenem Humor und schneidender Arroganz verkörpert Cumberbatch bis zum i-Tüpfelchen. Und ich muss sagen: in einer Szene schlägt Strange mit Worten noch härter unter die Gürtellinie, als Cumberbatchs Sherlock.

Leider führt die starke Präsenz von Cumberbatch dazu, dass die übrigen Charaktere im Film ein wenig blass wirken. An den Schauspielern liegt es nicht: Sowohl Ejiofor als Karl Mordo und Tilda Swinton als Älteste holen das Beste aus ihren Rollen heraus.

Nur gibt ihnen das Drehbuch nicht viel Spielraum, sich über die Stereotype des ehrenhaften aber steifen Kriegers, und der mystisch-ätherischen Kampfmeisterin hinaus zu entwickeln. Auch Mads Mikkelsen als Gegenspieler Kaecilius bleibt flach (trotz des imposanten Augenmakeups) – vielleicht auch deshalb, weil die Marvel Serien auf Netflix einen Standard für komplexe Bösewichte gesteckt haben, den die Filme bisher noch nicht erreichen.

Tilda SwintonSchade auch, dass Doctor Strange mit seinem Casting die unschöne Hollywoodtradition des whitewashing aufrecht hält. Die Besetzung von Tilda Swinton als Lehrmeisterin der Mantramagie und asiatischen Kampfkunst war vermeintlich gut gemeint, und sollte laut Marvel mit Stereotypen brechen. Bleibt die Frage, ob es für das Brechen von Stereotypen nicht eine bessere Lösung gibt, als eine in der Comicvorlage asiatische Figur mit einer weißen Schauspielerin zu besetzen.

Immerhin: Swintons Umsetzung der Ältesten ist nahezu androgyn, und bricht auf diese Weise zumindest mit Geschlechterklischees.

Wo der Film absolut punktet, ist der Bereich Special Effects. Der Vergleich mit Christopher Nolans Werk wurde bereits nach dem Trailer gezogen, aber Doctor Strange in seiner Gänze überholt Inception an Innovation und Bildgewalt um Längen. Die Verschiebung und Multiplizierung von Realitäten wird in Doctor Strange so atemberaubend umgesetzt, dass man eigentlich nur mit offenem Mund da sitzen kann.

Besonders der Umgang mit dem Medium Zeit (freeze frames, fast-forward motion, rewind effects ) entspinnt sich hier auf eine kreative Art, die mir so noch nicht untergekommen ist. Dazu kommen die aufwendigen, und mit Liebe zum Detail gestalteten Sets, wie die tibetanisch anmutende Bienenstockbibliothek in Kamar-Taj. Und auf einer etwas weniger spektakulären Ebene trägt Stranges animierter Zaubermantel als eigener Charakter erheblich zum Humorgehalt des Films bei (Ob Marvel hier den Teppich aus Aladdin besetzt hat? Immerhin, mit Disney bleibt das ja alles in der Familie).

Fazit:

Altbekannter Plot, aber abgefahrene Bildeffekte – und ein paar Zauberkampfszenen, die genial choreographiert sind. Ach ja, und es gibt eine after-credits Szene, die für einen der nächsten Marvel Filme Großes verspricht.

Also, wenn anschauen, dann unbedingt auf der großen Leinwand!

Eine Gastrezension von Dr. Kat.

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