Im 19. Jahrhundert stehen die Magier Englands, streng organisiert in der “Sozietät Widernatürlicher Philosophen”, vor einem großen Problem: Zu wenig Magie liegt in der Luft, um anständig zaubern zu können. Droht die Quelle der Magie, die im Feenland liegt, gar ganz zu versiegen? Und ist vielleicht der Königliche Magier selbst daran schuld, Zacharias Whyte, der erste Dunkelhäutige, der je in dieses Amt berufen wurde?
Zacharias Whyte sieht sich vielen Anfeindungen ausgesetzt, als er nach dem mysteriösen Tod seines Mentors dessen Platz einnimmt. Als die Intrigen seiner Gegner immer lebensgefährlicher werden, beschließt er deshalb, selbst zur Grenze des Feenlands zu reisen, um herauszufinden, warum die Quelle der Magie zu versiegen droht. Auf seiner Reise begegnet er der exzentrischen Prunella Gentleman, eine Waise, die als Lehrerin und Dienstmädchen in “Mrs. Daubeneys Schule für Hexen aus höheren Häusern” arbeitet.
Die beiden werden zu Schicksalsgefährten, deren Entscheidungen die Zukunft der Magie in England grundlegend beeinflussen sollen …
Auf Zen Chos “Die Magier seiner Majestät” war ich sehr gespannt, vor allem, weil der Roman in den USA sehr gehyped wurde und englischsprachige Blogger Lobgesänge auf den Roman anstimmten. Positiv kann ich gleich eingangs erwähnen, dass der Roman wirklich kurzweilig und schön zu lesen ist und in ein paar Bereichen punktet, auf die ich nachher noch eingehe. Generell kann ich aber in die Lobeshymnen nicht ganz einstimmen. In einigen Dingen ähnelt er Jonathan Strange & Mr Norell, wobei ich Zen Cho wesentlich zugänglicher finde als Susanna Clarke. (Deren Roman habe ich abgebrochen, kann also über die Ähnlichkeit nur bedingt berichten)
“Die Magier seiner Majestät” ist ein solider Fantasy-Roman mit einer sympathischen Figurenreige, mehr für mich allerdings nicht.
Ich selbst brauchte übrigens drei Anläufe, bis ich mich in das Buch eingefunden habe, einfach, weil für meinen Geschmack die ersten 60 Seiten doch sehr zäh zu lesen waren. Das ändert sich schlagartig mit dem Auftauchen von Prunella Gentleman, der zweiten Protagonistin, durch die die Handlung deutlich Schwung bekommt. So sehr ich mich auch darüber freue, dass mit Zacharias ein dunkelhäutiger Mann im Mittelpunkt eines Fantasy-Romans steht: Prunella ist die deutlich spannendere Figur. Gerade die Szenen mit ihr und ihre Auseinandersetzungen mit Zacharias in der ersten Hälfte des Buchs gehören für mich zu den Highlights von “Die Magier seiner Majestät”.
Ähnlich spannend wie Prunella sind die gelungenen Nebenfiguren, wie etwa der Geist von Zacharias ehemaligem Mentor, Prunellas ‘Gönnerin’ Mrs Daubeney und vor allem Mak Genggan, die alte Magierin der Insel Janda Baik, die in politischer Mission nach England reist.
Zen Cho fängt den Zeitgeist des 19. Jahrhunderts sehr gut ein: die Borniertheit des Adelsstandes, das Rassismus-Problem und die mangelnde Gleichstellung der Frau gegenüber dem Mann. (Auch wenn die Sympathieträger des Romans natürlich eine modernere Einstellung besitzen). Unterstrichen wird die Atmosphäre zusätzlich durch den passenden Schreibstil, der vermutlich nicht jedermans Sache ist.
Der klingt so:
Lady Frances Burrows Gäste hatten keine besondere Notiz von ihrem Butler genommen, als er sie ins Haus geleitet hatte, doch seine Blasiertheit, die sich darin äußerte, wie überschwänglich er nun die Tür aufstieß, erregte Aufmerskamkeit. Die, die ihre Gespräche unterbrachen und die Köpfe von den Eisschalen hoben, wurden durch seine Ankündigung allerdings angemessen belohnt.
Wem das nicht gefällt oder wer sich damit schwer tut, der lässt lieber die Finger weg vom Roman.
Nach einem lauen Anfang und einem beschwingten zweiten Viertel plätschert die Handlung ab der Mitte wieder ein bisschen vor sich her. Angesichts des Hypes, der um das Buch gemacht wurde, bleibt es deshalb hinter meinen Erwartungen etwas zurück. Trotzdem ist “Die Magier seiner Majestät” lohnenswert, weil anders, very british und mit viel Atmosphäre ausgestattet.
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