Das Jahr 1887 soll sich für den Engländer Edward Prendick zu einem wahren Alptraum entwickeln: Zunächst erleidet er Schiffbruch, dann muss er im kleinen Rettungsboot um sein Leben fürchten und schließlich setzt ihn ausgerechnet der Kapitän des Schiffes, das ihn gerettet hat, wieder auf dem Meer aus, weil man ihn (fälschlicherweise) für einen Mörder hält.
Dass ihn ausgerechnet der mysteriöse Montgomery in letzter Minute rettet und auf die Insel seines Herrn Dr. Moreau bringt, erscheint da fast zu schön, um wahr zu sein. Da schert es Prendick zunächst auch nicht, warum Montgomery eine ganze Ladung unterschiedlicher Tiere auf die Insel bringt.
Doch schon bald fällt Prendick wieder ein, wo er den Namen Moreau bereits einmal gehört hat. Hieß so nicht ein Arzt, der vor vielen Jahren untertauchte, nachdem bekannt wurde, dass er in seinem Labor schreckliche Experimente an lebendigen Tieren betrieb? Als in der Nacht schreckliche Schreie durch sein neues Zuhause hallen, ahnt Prendick, dass er bei seiner Rettung nicht auf einem Inselparadies gelandet ist, sondern eher in der Hölle …
Die Insel des Dr. Moreau zählt zu den bekanntesten Werken von H. G. Wells (Die Zeitmaschine). Die Geschichte – obwohl bereits über 120 Jahre alt – wirkt erschreckend aktuell. Ein Wissenschaftler mit zu großer Hybris, der unter dem Deckmantel des Fortschritts ethische Grenzen überschreitet.
Vielleicht ist es deshalb nicht verwunderlich, dass die Hörspielumsetzung des Klassikers deshalb vor allem eins ist: erschreckend und brutal. In hohem Tempo preschen die Sprecher durch 78 Minuten Handlung, die sehr actionreich ist. Und schockierend, wenngleich ich sie erfreulicherweise nicht als Torture Porn empfand, wie etwa Edgar Allan Poes Die Grube und das Pendel.
Die Sprecher agieren auf gewohnt glaubhaftem Niveau, die Geräuschkulisse klingt mehrschichtig, weder über-, noch untertrieben. Dennoch hat mich das Hörspiel nicht so gepackt. Vielleicht, weil es mir lieber gewesen wäre, man hätte bei der Adaption dieser Geschichte ein wenig stärker die psychologischen Komponenten heraus gestellt als die Actionhandlung.
Ich liebe die Titania Medien-Hörspiele und in der Reihe Gruselkabinett gab’s so manches Highlight. Aber trotz der berühmten Vorlage ist “Die Insel des Dr. Moreau” leider für mich eine der schwächeren Episoden, da sie mich trotz des dramatischen Themas nicht berührt hat.
Als Hörspieltipps aus der jüngeren Geschichte der Reihe lege ich euch allerdings folgende Episoden an’s Herz: Der Ebenholzrahmen; Heimweh …