Geschichten können die Welt verändern …
In Kathrin Langes Paris der Fabelmacht-Chroniken ist dieser Spruch wortwörtlich zu nehmen. Denn nur in der französischen Metropole können Menschen mit einer ganz speziellen Fähigkeit die Worte, die sie auf Papier bannen, Wirklichkeit werden lassen.
Die 17jährige Mila erfährt das erst, als sie nach einem Streit mit ihrer Mutter kurzentschlossen nach Paris zu einer guten Freundin reist, um ein paar Tage Abstand von ihrem Leben zu bekommen. Bereits auf dem Bahnhof begegnet sie Nicholas, den geheimnisvollen Jungen mit den schönen Augen. Den Jungen, über den sie bereits ihr halbes Leben Geschichten schreibt. Der eigentlich nur eine fiktive Figur sein sollte und den sie trotzdem liebt.
Und der sie nicht in Paris haben will.
Als Nicholas Mila begegnet, ist er schockiert. Denn auch er hat über sie geschrieben, vor vielen Jahren. In einer Geschichte, die einen dramatischen Ausgang nimmt und Leben zerstört. Eine Geschichte, die nicht Wirklichkeit werden darf – egal, wie sehr sein Herz für Mila brennt …
Da ich Kathrin Langes Schreibe bereits in Herz aus Glas sehr mochte, war ich gespannt auf den Start ihrer Phantastik-Reihe. Tatsächlich hat mich der Stil der Autorin auch hier wieder abgeholt. Er hat mich in eine detaillreich ausgearbeitete Welt abtauchen lassen, in der sich eine packende Geschichte entspinnt.
Gut gefallen hat mir, dass die Fabelmacht bestimmten Beschränkungen unterliegt und sich Kathrin Lange nicht mit Nebensächlichkeiten aufhält. Im Buch steigert sich der Spannungsbogen kontinuierlich. Kapitel für Kapitel erfährt man interessante, neue Details, Puzzleteile, die sich nach und nach zu einem großen Bild zusammen setzen. Nicht, dass Kathrin Lange in Flammende Zeichen bereits alle Geheimnisse enthüllen würde. Auch wenn der Handlungsstrang um Milas und Nicholas Geschichte ein (vorläufiges?) Ende findet, bleiben noch einige Antworten verborgen.
Die Liebesgeschichte nimmt viel Platz im Roman ein, dominiert diesen aber nicht. Und auch, wenn Milas Weg von zwei jungen Männern gekreuzt wird, halte ich den Ausdruck “Love Triangle” hier für unangebracht. Mila hadert nicht seitenweise mit sich selbst und ihren romantischen Gefühlen, sondern konzentriert sich auf die angsteinflößenden Geschehnisse, in deren Mittelpunkt sie zu stehen scheint.
Kathrin Lange besetzt bis in die Nebenrollen ihre Romanwelt mit zahlreichen faszinierenden Charakteren: von einem geheimnisvollen Buchhändler bis hin zu einer Obdachlosen, die Passanten mit kryptischen Baudelaire-Zitaten verwirrt.
Was mich in Die Fabelmacht-Chroniken aber mit Abstand am meisten begeistert hat, ist das extrem lebendig eingefangene Setting von Paris. Der Autorin gelingt es, die Leser an die Hand zu nehmen und sie zu einem Ausflug in die Stadt der Liebenden mitzunehmen. Egal, ob Mila und Nicholas sich am Ufer der Seine, im Schatten Notre-Dames, in einem hippen Nachtclub oder auf einem der berühmten Friedhöfe treffen – Paris atmet. Man glaubt selbst dort zu sein in den Künstlervierteln, den herrschaftlichen Villen oder den heruntergekommenen Gebäudekomplexen in der Vorstadt. So stark, wie sich Mila von Nicholas angezogen fühlt, fühlt man sich als Leser vom Setting angezogen.
Das allein ist für mich bereits ein Grund, mich auf den nächsten Band aus dieser Reihe zu freuen.
Details:
Titel: Flammende Zeichen
Reihe: Die Fabelmacht-Chroniken (Bd. 1)
Autorin: Kathrin Lange
Verlag: Arena
Ausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3401603391
Online bestellen: Hardcover, ebook
Demnächst gibt’s auf dem Blog übrigens ein Interview mit der Autorin.