Happy Halloween ihr Lieben!
Gleich stürze ich mich auf die letzten Vorbereitungen zum morgen beginnenden #NaNoWriMo.
Anlässlich des Tages möchte ich aber eine Stelle aus Rosen und Knochen teilen, die sehr gut zu Halloween passt, wie ich finde:
(…)
Ein Geräusch, das ich nicht zuordnen konnte, weckte mich. Ich streckte den Kopf in die Höhe, hielt den Atem an und lauschte. Dumpf drang es von draußen herein. Je länger ich lauschte, desto sicherer war ich mir, dass es sich dabei um Kinderstimmen handelte, die sangen. Rose hatte mir im Lauf der Nacht den Rücken zugedreht. Sie schlief tief und fest und schien nichts mitzubekommen. Ich überlegte einen Moment, entschied mich dann dafür, sie nicht zu wecken. Wenigstens eine von uns sollte so viel Kraft wie möglich für den nächsten Tag sammeln. Nachdem ich vergeblich versucht hatte, mir den Schlaf aus den Augen zu blinzeln, stand ich auf, streifte mein Hemd über und lief zur Hüttentür. Ganz langsam öffnete ich sie und trotzdem klang das Knarren der Scharniere furchtbar laut. Ich warf einen Blick zurück, aber Rose schlummerte noch immer friedlich in die Decken gewickelt. Als ich durch den Türspalt schlüpfte, brandeten mir die Stimmen laut und deutlich entgegen.
… searched the moorland tarns and then
Wandered through the silent glen
She saw the mist upon the ben, but never saw her baby o
Es war ein Lied, das vom Wald her über die ganze Lichtung hallte. Aber ich sah niemanden. Noch nicht einmal die Geisterkinder, deren blaues, flackerndes Licht noch vor einigen Stunden im Dunkeln überdeutlich zu sehen gewesen war, konnte ich irgendwo ausmachen.
Ho-van, ho-van gorry o go,
Gorry o go, gorry o go;
Ho-van, ho-van gorry o go,
She’s lost her dearest baby-o
Mich schauderte. Nicht nur, weil es ein unheimliches Gefühl war, nachts auf einer verregneten Lichtung vor einem Hexenhaus zu stehen und den Stimmen von Kindern zu lauschen, die nicht da waren. Sondern auch, weil ich das Lied kannte. Sowohl die Melodie als auch die Worte, die nicht in der Sprache dieses Landes, sondern in einer fremden gesungen wurden. Einer Sprache, die ich seit Jahren nicht mehr gehört hatte. Es war das Lied, das die Frauen in meiner Heimat oft beim Spinnen vor sich hin sangen. Mein Herz setzte einen Schlag lang aus, als ob mein Körper den Bruchteil einer Sekunde vor mir begriff, was das bedeutete. Wer auch immer da sang, kannte mich. Die Stimmen wussten, woher ich kam und wer ich war …
Falls es euch gefallen hat und ihr jetzt neugierig seid, was es mit der Hütte im Wald und den körperlosen Stimmen auf sich hat:
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