Du magst deinen Körper nicht? Kein Problem: Mit ReBirth bekommst du einen anderen.
In einer nicht allzu fernen Zukunft macht der Wissenschaftler Lyle beinahe aus Versehen eine revolutionäre Entdeckung. Er entwickelt eine Hautcreme, die den Alterungsprozess tatsächlich aufhält und ihre Anwender verjüngt. Bald reißen sich alle um ReBirth, und das schon, ehe es überhaupt auf den Markt kommt.
Dumm nur, dass diese Hautcreme eine unerwartete Nebenwirkung hat. Sie besitzt die Fähigkeit, die eigene DNA zu überschreiben und jene, die mit ihr in Berührung kommen, in einen Klon des Menschen zu verwandeln, der die Hautcreme “geprägt” hat. Die Menschheit wäre aber nicht die Menschheit, und geldgierige Industriekonzerne wären keine geldgierigen Industriekonzerne, wenn man nicht auch hierbei ein Geschäft wittern würde. Bald überschlagen sich verschiedene Fraktionen damit, wie – und für wieviel Geld – man ReBirth einsetzen könnte.
Obwohl Lyle alles mögliche tut, um die verheerende Katastrophe aufzuhalten, die sich anbahnt, muss er beinahe machtlos mit ansehen, wie die Welt um ihn herum auf eine absolut irrwitzige Weise den Bach runter geht.
Bitterböse Unterhaltung
Wenn ihr Dan Wells Debüt Ich bin kein Serienkiller kennt, dann wisst ihr ja, dass der Autor ein Händchen dafür hat, aus einer absurden Idee eine packende Handlung zu weben.
Dabei lässt sich Die Formel gar nicht so leicht in eine Schublade einordnen: Ein bisschen Wissenschaftsthriller, ein bisschen SciFi, ein bisschen Gesellschaftskritik, jede Menge Ironie und ein Quentchen Irrsinn.
Nicht zuletzt wegen Dan Wells packender Schreibe wird das zu einem hochgradig süchtig machenden Gemeng. Ich jedenfalls hatte das Buch in kürzester Zeit durch und konnte es gar nicht aus der Hand legen. Und das, obwohl Wissenschaftsthriller normalerweise überhaupt nicht mein Ding sind.
Ich wollte das nicht, aber ich bin hier und dort einen kleinen Kompromiss eingegangen und habe gelegentlich ein Zugeständnis gemacht, und jetzt füllen wir Hunderttausende von Ampullen mit ReBirth, das wir illegal verkaufen wollen. Susan wurde zusammen mit einem Dutzend anderer Menschen entführt, und wahrscheinlich habe ich zur Gründung einer Sekte beigetragen.
Wells Einfälle sind einerseits überspitzt absurd, andererseits erschreckend realistisch – und von Kapitel zu Kapitel steigert sich der Wahnwitz, verschlimmert sich für alle Beteiligten die Katastrophe. Die Menschen verändern sich im Angesicht der Extremsituationen teilweise unerwartet, aber trotzdem glaubhaft. Lyle ist übrigens nur eine von mehreren Handlungsträgern, aus deren Sicht wir Zeuge des sich anbahnenden Weltuntergangs werden. Keine der Figuren ist schuldlos, (fast) keine durch und durch böse. Eingewoben in die Handlung sind verschriftlichte Talkshow-Mitschnitte, Zeitungsberichte und Transkripte von Telefonaten korrupter CEOs. (Extrapunkte gibt es dafür, dass ein paar queere Thematiken positiv angeschnitten werden.)
Mir kommt es so vor, als hätte sich Wells beim Schreiben dazu entschlossen, einfach aufs Gas zu treten und ohne Rücksicht auf Geschwindigkeitsbegrenzungen und Verkehrsschilder seinen Handlungsverlauf entlangzurasen. Das tut dem Buch gut und das macht es zu etwas Intensiven und Besonderen. Eine Art Geschichte, wie man sie weder oft liest, noch oft lesen kann. Aber eine Geschichte, die einen gleichzeitig erschreckt und amüsiert und die sich deutlich von Wells restlichen Büchern abhebt.
Über nachfolgende Feststellung bin ich selbst etwas überrascht. Aber für mich ist Die Formel das bisher beste Buch von Dan Wells.