Darkstars Fantasy News


5. April 2008

Der “Spiegel” schreibt über “Buffy”

Category: Leseprobe,News – Darkstar – 18:37

BtVS Season 8“Totgesagte leben länger, zumal wenn sie zuvor schon zweimal gestorben sind. Aber die erneute Auferstehung von Joss Whedons Teenagerheldin “Buffy the Vampire Slayer” verdient besonderes Augenmerk (…)”

Eine meiner besten Freundinnen (Hallo, Sabine!) hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass “Spiegel Online” in der Kulturecke einen sehr schönen Artikel über Buffy und die achte Staffel gepostet hat, die unter anderem zu den Leseproben vom Panini-Verlag verlinkt.

Das schöne ist, dass der Artikel von jemandem (seines Namens David Kleingers) verfasst wurde, der offensichtlich Buffy wirklich begriffen hat. Denn wer Buffy begriffen hat, wird sie auch lieben …

der Artikel:

(…) nach sieben TV-Staffeln kehrt die holzpfahlbewehrte Ikone intelligenten Sturm und Drangs als Comicfigur zurück. Die offiziell als achte Staffel annoncierte Heftreihe des US-Verlags Dark Horse erscheint nun auch in deutscher Sprache; allemal Anlass genug, die hohen Erwartungen seitens heißglühender Fans und kulturtheoretischer Verehrer zu überprüfen und zurück in den Höllenschlund der Geschichte zu blicken: Welcome back to the Hellmouth.

Genau dort, am Anfang und Ende ihres Weges riss Buffy ein riesiges Loch in die Erde und ein noch größeres in unsere Herzen: In der allerletzten Szene der Serie stand die Titelheldin vor dem klaffenden Abgrund, der mal ihre kalifornische Heimatstadt Sunnydale war.

Hinter Buffy Anne Summers lag die jüngste und heftigste von vielen Apokalypsen, die das einst gegen seinen Willen auserwählte Mädchen im Lauf der Zeit überstehen musste, um sich endlich vom fremdgesteuerten Schicksal einer einsamem Streiterin für das Gute befreien zu können. Neben ihr standen überlebende Freunde und Mitstreiter aus sieben Jahren Kampf gegen Monster, Dämonen und die weitaus unberechenbareren Schrecken einer amerikanischen Jugend. Und vor ihr lag eine ungewisse Zukunft, die sie schweigend mit einem Lächeln begrüßte.

Mit Herz und Seele am Rand der Hölle

Für uns aber war dies der lange gefürchtete Moment des Abschieds vom wohl Besten und Wahrhaftigsten, das die ansonsten reichlich bräsigen Neunziger in Sachen dramatischer Popfiktion hervorgebracht hatten. Das Finale ließ noch einmal – wie so oft – die Tränen rollen, während man sich der maßgeblichen Motive und Charaktere im “Buffyverse” erinnerte, das von 1997 bis 2003 zu atemberaubender Größe expandierte und so rein gar nichts mit dem üblichen Fantasy-Geschwurbel gemein hatte.

Und wäre er nicht ein ebenso charmanter wie überzeugter Atheist, man hätte damals gerne die eine oder andere Kerze für Joss Whedon angezündet. Als Erfinder und Chefautor von Buffy – das Wort Vater verbietet sich schlichtweg im Zusammenhang mit diesem grandios emanzipatorischen Projekt – befreite er seine revolutionäre Schöpfung aus dem Orkus einer misslungenen Kinokomödie aus dem Jahr 1992 und führte sie im Fernsehen ihrer wahren Bestimmung zu: als Weltenretterin allen Opferklischees zu trotzen, den Entrechteten eine blitzgescheite Stimme zu geben und den Verhältnissen metaphorisch und buchstäblich in den Hintern zu treten.

Ausgehend von der entwaffnend schlüssigen Prämisse, dass in der Schule im wortwörtlichen Sinn die Hölle wartet und im Grunde jedes Individuum, welches die Wirren der Adoleszenz durchleidet, ein Held ist, schwang sich die Serie zu nie geahnten erzählerischen Höhen auf.

Vampire und andere Latex-Visagen waren dabei letztlich nur Spiegelungen der zwischenmenschlichen Konflikte, die das mutige Stehaufmädchen Buffy und ihre Gang überstehen mussten. Ob nun die bezaubernde Magierin Willow, die ihr lesbisches Coming-out erlebte, Buffys steiflippiger Ausbilder Giles, ihre renitente Ziehschwester Dawn oder der chronisch unterschätzte Normalo Xander – jede der innig geliebten Figuren sprengte immer wieder das Rollenkorsett und überraschte mit neuen Facetten.

How to pimp your Bildungsroman

Vertraut sind dagegen Ton und Look in “The Long Way Home”, der ersten abgeschlossenen Episode der Comic-Fortsetzung. Autor Whedon und Grafiker Georges Jeanty schließen unmittelbar an das Ende der Realserie an und zeigen die Folgen von Buffys letztem Coup: Nachdem sie zusammen mit Willow die patriarchale Ordnung ihrer eigenen Mythologie ausgehebelt hat und nun statt einer Auserwählten über tausend potenzielle Monsterjägerinnen die Erde bevölkern, sieht sich Buffy mit einer neuen Herausforderung konfrontiert.

Denn ihre feministische Offensive ruft eine Reaktion auf den Plan, die in Gestalt finsterer Generäle und eines maskierten Schattenwesens mit dem schönen Namen Twilight gegen die All-Girl-Armee antritt. Zudem droht die erlangte Macht die jungen Slayer zu korrumpieren, so dass schon in den letzten TV-Staffeln angelegte Themen wie Solidarität, Selbstbestimmung und die strittige Definition von Heldentum zurück aufs Tableau gelangen.

Daneben gibt es etliche unerwartete Wiedersehen, Dawns exponentiell gesteigertes hormonelles Erwachen und Buffys vieldiskutierte Liebesnacht mit ihrer Slayer-Kollegin Satsu, also genügend Stoff für cultural studies-Seminare und Nerd-Foren.

In früher Bestform präsentiert sich der Comic in der Folge “The Chain”, die das anonyme Schicksal einer Doppelgängerin Buffys beleuchtet. Whedon, der seit einigen Jahren auch für Marvels “Astonishing X-Men” verantwortlich zeichnet und in Bälde auch die pubertierenden “Runaways” des Verlags auf sein ureigenes Bildungsromanniveau pimpen soll, hat offensichtlich weder seinen Dialogwitz, noch seine spürbare Empathie für die Figuren verloren.

Dabei hält er sich ehern an seine selbst etablierten Grundsätze. Denen zufolge ist es herzlich egal, wie fantastisch ein Szenario ist, allein entscheidend ist dessen Erdung durch glaubwürdige Psychologie und Moral. Und: There’s always consequences – die Auswirkungen des eigenen Handelns holen Buffy und ihre Freunde immer wieder ein.

Was würde Buffy tun?

Das waren und bleiben die singulären Qualitäten dieser großartigen Erzählung: Selbst der absurd hohe body count mancher Episoden bereitete nicht im geringsten auf die emotionalen Verheerungen vor, die der natürliche Tod von Buffys Mutter auslöste. Und kein “Monster of the Week” konnte je so viel Schaden anrichten, wie jene verirrte Kugel, die Willows Freundin Tara das Leben nahm. So wie die Vampire Angel – der später seine eigene Serie bekam – und Spike, die sich beide hoffnungslos in ihre Gegnerin Buffy verliebten, hat Whedons Opus der Herzensbildung eben das, was so vielen cleveren Medienformaten fehlt: Seele.

Darum können Ignoranten auch gerne weiter von eskapistischem Kinderkram faseln, der fühlende Rest der Welt hingegen fragt sich endlich wieder: WWBD – What Would Buffy Do?

Danke, David Kleingers!

Den Link zum Original-Artikel und zur Leseprobe findet ihr unter “Quelle”.

Quelle:

Spiegel Online: “Hölle auch, sie kämpft weiter!” 

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