Vicki Nelson war ein äußerst erfolgreicher Cop, ehe eine Augenerkrankung sie dazu gezwungen hat, ihren geliebten Job an den Nagel zu hängen und sich fortan als Privatdetektivin durchzuschlagen. In ihrem Leben hat sie schon einiges gesehen und als sie eines Nachts die schrecklich zugerichtete Leiche eines jungen Mannes in einer U-Bahn-Station findet, weiß sie, dass der Mord nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann. Als es zu weiteren Morden in der Stadt kommt und an die Öffentlichkeit dringt, dass allen Opfern offenbar das Blut ausgesaugt wurde, greift bald die Angst vor Vampiren um sich.
Das hält Vicki natürlich für Unsinn – bis sie Henry Fitzroy trifft. Denn Henry ist nicht nur ein Vampir, sondern auch noch der uneheliche Sohn von Heinrich VIII, Stiefbruder von Elizabeth I, bisexuell – und Verfasser von historischen Liebesschnulzen. Wie Vicki ist er daran interessiert, den Mörder schnellstmöglich zu finden, denn die immer größer werdende Angst vor Vampiren macht ihm das Leben nicht gerade leichter. Während der Ermittlungen fühlen sich Vicki und er immer mehr voneinander angezogen, was Vickis Leben zusätzlich auf den Kopf stellt. Als wäre das nicht Genug, nimmt auf einmal auch Mike Celluci, ihr ehemaliger Kollege und einstiger Liebhaber, einen Platz in ihrem Leben ein.
Sie alle, wenn auch nicht unbedingt immer gemeinsam, versuchen, den wahren Drahtzieher hinter den Morden zu finden, bevor dieser seinen Plan in die Tat umsetzen kann, der bei seinem Gelingen die Stadt endgültig ins Chaos stürzen würde.
Bei der Schwemme an Vampir-Büchern, die seit geraumer Zeit den Buchhandel wahrhaftig heimsuchen ist es gar nicht so leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen. „Blutzoll“ ist ein Roman, der bereits 1991 im englischen Original erstveröffentlicht worden war, angesichts des Deutschlandstarts der TV-Serie „Blood Ties“, die auf den Büchern beruht, von Lyx neu aufgelegt wurde. Bereits vor einigen Jahren ist die fünfbändige Mysteryserie von Tanya Huff bei Feder & Schwert erschienen.
Wo Neuerscheinungen oft versuchen, das Rad neu zu erfinden hat man beim Lesen von „Blutzoll“ das Gefühl, zu den Wurzeln des Mystery-Romans zurückgekehrt zu sein – und gerade das macht den Charme des Buches aus.
Trotzdem ruht sich Tanya Huff nicht gerade auf gängigen Klischees aus: Zunächst einmal ist ihr Vampir weder ein düsterer Oberschurke, noch ein tragischer Held. Viele traditionelle Vampirmythen erweisen sich hier als Vorurteile: Huffs Vampire haben Spiegelbilder und können Gotteshäuser betreten – beschützen sie sogar. Andererseits wird ihnen die Sonne gefährlich und sie nähren sich von Blut. Gerade diese Mischung erlaubt es dem Roman, auch noch fast zwanzig Jahre nach seiner Erstveröffentlichung frisch in seinem Konzept zu wirken.
Zudem kommt ein fast nostalgisches Gefühl auf, wenn man liest, wie Vicki Nelson über ihr langes Telefonkabel stolpert – Handys gab es selbstverständlich keine. Der Plot, der für die TV-Umsetzung hier und da doch signifikant verändert wurde, kommt recht geradlinig daher und mag heutzutage etwas unspektakulär wirken. Das macht Huff jedoch durch ihre treffenden Charakter-Zeichnungen mehr als wett. Selbst ihre untote Hauptfigur Henry wirkt begrüßenswert menschlich, Vicki und Mike sind in all ihren Eigenheiten sowohl glaubhaft als auch liebenswert – und der Antagonist des Buches ist zwar nicht unbedingt ein tragischer Held, aber seine Motivation ist doch zumindest nachvollziehbar.
„Blutzoll“ ist ein Roman, der sich als Richtungsweisend für ein ganzes Genre herausgestellt hat und in gewisser Weise seiner Zeit voraus war. Es wäre schade, wenn er aufgrund seiner Geschichte, die Anfang der 90er individuell war, inzwischen jedoch eher traditionell wirkt, in der schieren Masse anderer Vampir-Bücher untergehen würde.
Fakten:
Titel: Blutzoll
Autorin: Tanya Huff
Reihe: Blood Ties, Band 1
Original-Titel: Blood Price
Übersetzung: Claudia Wittemund
Verlag: Egmont Lyx, Oktober 2008
Aufmachung: Taschenbuch, 340 Seiten
Preis: € 9,95
Diese Rezension findet ihr auch auf Media Mania.
Hallo,
deinem Schlusskommentar kann ich nur zustimmen. Ich habe die Bücher allerdings, muss ich gestehen, erst durch die Serie entdeckt, und nun bin ich beim zweiten Band, der mir wirklich gut gefällt. Trotzdem die Bücher momentan ja perfekt zum Vampirtrend passen und nichts wirklich neues beinhalten, heben sie sich dennoch von anderen Büchern ab. Wahrscheinlich liegt es am Schreibstil Tanya Huffs oder einfach daran, dass kleine und vielleicht auch etwas größere Klischees hier einfach mal nicht erfüllt werden …
Viele Grüße,
Corry
Kommentar by Corry — 9. November 2008 @ 14:22
[…] bei Feder & Schwert nachgefragt, ob der neue Urban Fantasy-Roman von Tanya Huff (u. a. “Blood Ties“) bei ihnen auf Deutsch erscheinen würde und man konnte mir leider noch keine definitive […]
Pingback by Darkstars Fantasy News » Tanya Huffs neuer Roman im Herbst bei Feder & Schwert | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 26. März 2011 @ 09:01