Nachdem ich’s zwar lange vorher angekündigt, nun aber beinahe doch übersehen hätte, hier nochmal der Wink mit dem Zaunpfahl: Der Auftaktband von Mercedes Lackeys Reihe um die “Fivehundred Kingdoms” – hierzulande “Die verzauberten Reiche” – ist bei Blanvalet erschienen. Aus dem Originaltitel “The Fairy Godmother” hat man “Gute Fee in Ausbildung” gemacht und den Roman dann noch mit einem der unpassendsten Titelbilder 2008 garniert.
Ich hoffe wirklich, dass durch diese Kombination nicht das völlig falsche Publikum zugreift bzw. – noch schlimmer – das passende Publikum wegschaut und es bei diesem ersten Band der Reihe in deutscher Veröffentlichung bleibt.
Der geneigte Fantasy-Fan darf sich nämlich weder vom etwas unglücklichen Titel noch vom undienlichen Cover täuschen lassen. Es erwartet den Leser keine Mystery-Lektüre á la “Hex and the City” sondern eher klassische Fantasy, die tatsächlich im Märchenland angesiedelt ist und gängige Klischees mit Spaß kombiniert und inspiriert auf den Kopf stellt:
In den verzauberten Reichen gibt es verlorene Prinzessinnen, mutige Ritter, feuerspeiende Drachen, Einhörner, zauberische Spiegel und was man sonst eben noch im Märchenland erwartet. Außerdem existiert darüber hinaus allerdings etwas, das “die Tradition” genannt wird: eine körperlose Kraft, die dafür Sorge trägt, dass die Schicksalspfade der Menschen immer wieder traditionellen Märchen- und Sagenmotiven folgen.
Die Hauptperson Elena zum Beispiel wurde von der Tradition dazu ausersehen, die nächste Cinderella zu werden. Sie leidet unter ihrer bösen Stiefmutter und deren Töchtern, muss die ganze Arbeit im Haus erledigen, hat aber ein gutes Herz. Das Dumme ist nur: Der einzige noch freie Prinz im Königreich ist ein Säugling!
Trotzdem taucht eines Tages Elenas gute Patenfee auf, um ihr zu helfen. Diese kann ihr zwar keinen Prinzen beschaffen, bietet Elena jedoch an, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen – und ihr Lehrling zu werden. Als Elena dieses Angebot annimmt, weiß sie nicht wirklich, auf was sie sich einlässt, und schon bald steckt sie mittendrinn im magischen Kampf gegen die Tradition: Gegen böse Hexen, arrogante Prinzen, liebeskranken Fabeltieren und Feen mit Todessehnsucht.
Die Geschichte ist nett und schön verpackt, wird mit Sicherheit jedoch keine Literaturpreise gewinnen. Das Buch lebt von seiner originellen Idee, aus der man vielleicht ein bisschen mehr hätte machen können – gerade zum Schluß hin. Trotzdem ist es nette Unterhaltungslektüre für Zwischendurch und für Märchenfreunde allemal ein Leseabenteuer.
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