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28. Oktober 2009

Brandon Sanderson: Kinder des Nebels

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 23:02

Kinder des Nebels (Mistborn 1)Bereits mit seinem ersten Roman “Elantris” konnte der amerikanische Autor Brandon Sanderson beachtliche Erfolge für sich verbuchen. Erfolge, die er mit seiner Jugendbuchreihe um den Teenager Alcatraz Smedry weiter ausbauen konnte.

Nach dem Tod von Bestseller-Autor Robert Jordan wurde Sanderson gar von dessen Witwe dazu auserkoren, Jordans unvollendeten Zyklus um den „Rad der Zeit“ zu Ende zu bringen. Während in den USA gerade der erste Band dieser Reihe aus seiner Feder erschienen ist, hat Heyne den Auftaktband von Sandersons eigener Fantasy-Trilogie um die „Nebelgeborenen“ aufgelegt:

Kinder des Nebels“ entführt in eine Welt, in der ein unsterblicher Tyrann bereits seit Tausenden von Jahren das Volk, gegen das er einst gekämpft hat, knechtet und zu Sklaven macht.
Seit dieser sogenannte Oberste Herrscher die Regentschaft angetreten hat, brennt eine rote Sonne über dem Land und mit Einbruch der Dunkelheit zieht Nebel durch die Straßen. Vor diesem Nebel fürchten sich die Skaas, das Volk, das seit jenem längst verlorenen Krieg in Knechtschaft dient. Kaum einer würde es wagen, gegen seine Peiniger aufzubegehren. Die Jahre haben den Skaa den Willen genommen. Bis der Anführer einer wagemutigen, aber machtlosen Rebellenarmee an den selbstbewussten Kelsier herantritt und ihn für eine stolze Summe beauftragt, einen Befreiungsschlag zu organisieren. Dass dies eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist, stachelt Kelsier nur an. Vor Jahren war er Gefangener des Obersten Herrschers, hat in dessen Sklavengruben Dienste verrichten müssen und dort seine Frau, die Liebe seines Lebens verloren. Seither sinnt er auf Rache. Gnadenlos kämpft er gegen das Tyrannenregime an. Als er den lukrativen Auftrag angeboten bekommt, zögert er nicht lange. Er überzeugt etliche Freunde und Verbündete, ihn zu unterstützen und mit ihm eine Rebellion zu organisieren, die dem unsterblichen Obersten Herrscher das Leben kosten soll …

Brandon Sanderson lässt sich Zeit, den Leser in seine Welt und seine Geschichte einzuführen. Der Anfang zieht sich gewaltig. Das erfordert, dass man bei diesem Mammutwerk von fast 900 Seiten schon mal kräftig Geduld mitbringen muss, ehe der Autor in Fahrt kommt und Tempo aufbaut. Nach gut 100 bis 150 Seiten beginnt die Geschichte dann allerdings interessant zu werden. Das liegt vor allem an dem Magiesystem, das Sanderson seinem Publikum nach und nach vorstellt und das selbst Viellesern so bis dato noch nicht untergekommen sein dürfte: Im „Letzten Reich“, der Welt, in der die Geschichte angesiedelt ist, sind es Allomanten und Nebelgeborene, die etwas zu wirken vermögen, was Magie noch am nächsten kommt. Durch das „Verbrennen“ kleiner Metallflocken können Auserwählte sich Kräfte nutzbar machen, die über jene Normalsterblicher hinausgehen. Der Zauber hängt davon ab, welches Metall genutzt wird. Eines macht einen beispielsweise stärker, ein anderes hilft einem dabei, Menschen zu besänftigen. Allomanten können nur ein einziges Metall nutzen, Nebelgeborene gebieten über die Kräfte aller Metalle.

Eine jener äußerst seltenen Nebelgeborenen ist das Mädchen Vin – neben Kelsier die eigentliche Hauptfigur des Buches. Sie ist eine Diebin, der das Leben übel mitgespielt hat. Ein Freund von Kelsier entdeckt jedoch das Potential, das in ihr schlummert, und so wird auch Vin bald Mitglied der verschworenen Gruppe, die etwas Unmögliches möglich machen will. Anders als Kelsier ist sie eine Figur, mit der man sich identifizieren kann. Denn so charismatisch Kelsier einerseits ist, so sehr ist er auf der anderen Seite auch Antiheld. Sanderson wagt mit seinem männlichen Protagonisten viel: Bei allem Verständnis, dass man für die Figur aufbringen kann, die schrecklich gefoltert wurde und das Liebste verloren hat, was er im Leben hatte, so sind die Methoden, der er sich bedient, sowie sein Verhaltenskodex stark grenzwertig. Kelsier ist ein Mörder, und er schämt sich nicht dafür. Er tötet rücksichtslos, wenn ihm das hilft, sein Ziel zu erreichen – oder sich zu rächen. Bei der Wahl seiner Opfer ist er nicht zimperlich. Eine solche Figur als Sympathieträger in den Mittelpunkt eines Romans zu stellen ist mehr als riskant. Bei der Wahl seiner Mittel darf Kelsier einfach nicht der Held in einem Heldenepos sein. Da ist es auch keine Entschuldigung, dass Fantasy-Leser dieser Tage nach „kantigen Helden“ und „schmutzigen Geschichten“ verlangen.

Generell gehört „Kinder des Nebels“ allerdings in diese Kategorie. Alles in allem ist der Auftaktroman der Trilogie nicht uninteressant, wartet durchaus mit ausgefallenen Ideen auf, enttäuscht aber mitunter etwas, was die Charaktere der Handlung angeht. Trotzdem: Wer es vor allem düster mag und auch mit der einen oder anderen Länge in der Handlung leben kann, kommt bei diesem Roman auf seine Kosten.

Darkstars Meinung als Schulnote: Befriedigend.

Fakten:

Titel: Kinder des Nebels
Autorin: Brandon Sanderson
Reihe: Mistborn (1)
Originaltitel: Mistborn (1) The Final Empire
Übersetzung: Michael Siefener
Verlag: Heyne
Aufmachung: Taschenbuch, 896 Seiten
Preis: 15,00 EUR

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Diese Rezension erscheint mit freundlicher Genehmigung von Media Mania!

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Ein Kommentar »

  1. […] er bereits vor allem in den USA durch seine eigenen Romane (”Elantris“; “Kinder des Nebels“) eine treue Anhängerschaft gewinnen konnte und als Nachfolgeautor von Robert Jordan dessen […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Neue Multivolume-Epic Fantasy in den Startlöchern | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 27. August 2010 @ 18:33

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