Um die Bücher von Kerstin Gier hatte ich bis Sommer letzten Jahres immer einen Bogen gemacht. Nicht, weil ich der Meinung bin, sie seien nicht lesenswert, sondern einfach deshalb, weil die meisten ihrer Werke sogenannte “Frauenliteratur” sind und ich damit einfach nichts am Hut habe. Dann kam “Rubinrot“: Ein Jugendbuch mit phantastischen Elementen, das mit einem mutigen Scherenschnitt-Titelbild auf hellrosa Untergrund auf sich aufmerksam machte. Die Inhaltsangabe klang nett, ich habe zugegriffen – und das Buch hat mich super unterhalten!
Wie sich herausstellte, war “Rubinrot” der Auftaktband einer Trilogie. Deren zweiter Band, “Saphirblau“, ist in diesen Tagen endlich auch erschienen. Und Kerstin Gier war so freundlich, sich zeitgleich mit diesem Ereignis meinen zahlreichen Fragen zu stellen. Zum Beispiel der, was eine Chick Lit-Bestsellerautorin zur Fantasy treibt.
Viel Spaß!
Interview mit Kerstin Gier
Vielleicht könnten Sie sich eingangs selbst kurz vorstellen?
Ich bin 43 Jahre alt und lebe mit meinem Mann, meinem Sohn und einer alten, schwarzen Katze in einem Dorf im Bergischen Land. Von Beruf bin ich eigentlich Diplompädagogin, aber schon seit fünfzehn Jahren lebe ich hauptberuflich vom Schreiben.
Ohne zu viel zu verraten: Worum geht es in Ihrem Jugendroman Rubinrot?
Die 16 jährige Hauptperson, Gwendolyn, erfährt, dass sie die Fähigkeit geerbt hat, in der Zeit zu reisen, sie kommt in Kontakt mit einem uralten Geheimbund – gegründet vom mysteriösen Grafen von Saint Germain – und wird auf ihren Zeitreisen von einem Jungen namens Gideon begleitet, mit dem sie nicht nur Abenteuer erlebt, sondern in den sie sich auch verliebt.
Es ist der Auftakt einer Buchreihe, richtig?
Rubinrot ist der erste Band einer Trilogie, Band 2, Saphirblau, ist gerade erschienen, und am dritten Band arbeite ich gerade. Er soll im Herbst 2010 erscheinen.
Kerstin Gier hat ja bis dato durch erfolgreiche Frauenromane auf sich aufmerksam gemacht. Wie kamen Sie „plötzlich” zur Fantasy? Und würden Sie „Rubinrot” überhaupt als Fantasy-Roman bezeichnen?
Ich lese selber sehr gern Fantasy-Romane und habe auch schon mal eine längere Geschichte in der Anthologie „Das Vermächtnis des Rings” erschienen bei Lübbe, geschrieben. Daher lag der Gedanke, es auch mal mit einem ganzen Fantasy-Roman zu versuchen, schon länger recht nah.
Zur Definition: Ich finde schon, dass ein Buch der Fantasy zuordnen ist, wenn darin sprechende Wasserspeier und Zeitreisemaschinen vorkommen, aber ich habe versucht, die Geschichte in einem vertrauten Umfeld anzusiedeln, einer Realität, mit der man sich identifizieren kann.
Welche Fantasy-Bücher mögen Sie denn?
Ich liebe Jonathan Stroud, mag die dicken Schinken von Tad Williams, und die Harry Potter-Bücher sind überhaupt die tollsten Jugendbücher, die ich jemals gelesen habe. Sie haben einfach alles: Eine großartige Story, wunderbare Charaktere, Humor, Spannung, Gefühl und ein unglaubliches Setting.
Was war Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung an diesem Projekt?
Natürlich die Zeitreisen als solche. Hoch kompliziert, dieses Phänomen. Sehr schwierig, hier alles logisch und korrekt zu konstruieren und die vielen Möglichkeiten nicht außen vor zu lassen… Quantenphysik ist nicht gerade mein Steckenpferd. Und so arbeite ich mit unzähligen Tabellen und Zeittafeln, und der Kopf qualmt den ganzen Tag…
Können Sie uns schon einen kurzen Ausblick auf die nächsten Teile geben?
In Saphirblau trifft Gwendolyn ihren Großvater als jungen Mann, freundet sich mit einem Wasserspeiergeist an und ist unsterblich in Gideon verliebt, aus dem sie aber nicht wirklich schlau werden kann.
In Smaragdgrün wird sie endlich erfahren, welche Rolle sie im Kreis der Zwölf wirklich einnimmt und kämpft um ihr Leben und ihre Liebe. Natürlich werden alle Geheimnisse gelüftet *grins.
J. K. Rowling hatte seinerzeit eine riesige Diskussion losgetreten, als sie offenbart hat, dass ihr Charakter Dumbledore schwul ist. Meine Frage an Sie: Geht so etwas in der Jugendliteratur?
Ja, warum denn nicht? Ein gelungenes Beispiel dafür ist auch die Beziehung zwischen zwei männlichen Figuren in Cassandra Clares „Chroniken der Unterwelt” – wunderbar.
Verraten Sie uns doch bitte, wie Sie zum Schreiben gekommen sind. Wie haben Sie bemerkt, Talent dafür zu besitzen?
Ich habe schon als Kind gern geschrieben und habe es geliebt, mir Geschichten auszudenken und in leere Schulhefte zu schreiben.
Was empfanden Sie bisher als Ihre größte schreibtechnische Herausforderung?
Jeder Roman ist leider eine größere Herausforderung als der vorige, was daran liegt, dass meine Ansprüche an mich selber ständig steigen.
Woher nehmen Sie Ihre Ideen?
Das Gruselige ist, dass die Ideen immer schon zuerst da sind. Manchmal wache ich morgens auf und der Kopf ist voll damit.
Und wie entwickeln Sie Ihre Figuren?
Auch die Figuren scheinen irgendwie von ganz allein zu mir zu kommen. Bevor ich anfange zu schreiben, haben sie längst in meinem Kopf Gestalt angenommen, manchmal wie ungebetene Gäste. Dann fertige ich für alle wichtigen eine Art Dossier an, mit ihrem Lebenslauf, ihren Eigenschaften und Besonderheiten.
Verstehen Sie sich mehr als Künstler oder als Handwerker, wenn es um Ihren Beruf geht?
Ich würde sagen, beides zu gleichen Teilen.
Wächst das Selbstbewusstsein einer Autorin mit jedem Roman, den sie veröffentlicht?
Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Roman aus?
Einen Roman empfinde ich als gut, wenn er mich gut unterhält. Das tut er mit einer strukturierten, spannenden Geschichte, einer angenehmen Sprache und interessanten Figuren, mit denen ich mitfühlen, mitfiebern oder mitlachen kann. Geschmäcker sind aber sehr verschieden, und so wird ein guter Roman für jeden anders aussehen.
Nehmen wir an, ein deutscher Fernsehsender würde Ihnen einen Haufen Geld anbieten für die Filmrechte an Rubinrot, um daraus eine Nachmittags-Soap zu machen. Würden Sie ja sagen?
Nein. Rubinrot soll ein schöner Kinofilm werden.
Stehen Termine für Lesungen an, auf denen man Ihnen zuhören kann?
Ja, einige. Man kann sie auf den Verlagshomepages von Lübbe und Arena einsehen, sowie auf der Homepage www.rubinrotlesen.de und demnächst (ab Ende Februar) unter www.kerstingier.com.
Gibt es einen Plot, den Sie eines Tages umsetzen möchten, für den Sie sich aber im Augenblick nicht bereit fühlen?
Nein.
Woran arbeiten Sie zur Zeit?
Mit Hochdruck an Smaragdgrün, denn es muss schon im Juli fertig sein.
Wenn Sie eine fiktive Persönlichkeit treffen könnten – ob aus Ihren Büchern oder denen eines anderen – wer wäre das und warum?
Furchtbar gern den Grafen von Saint Germain, den echten. Ich würde zu gern ein längeres Gespräch mit ihm führen. Praktischerweise konnte er fließend deutsch.
Gibt es eine Interview-Frage, die Sie schon immer mal gern gestellt bekommen hätte, die Ihnen aber bisher nicht unterkam? Und falls ja, wie würde die lauten – und was wäre Ihre Antwort?
Frage 20 war toll.
Vielen Dank für das Interview und Alles Gute für die Zukunft!
Danke gleichfalls.
Kerstin Giers Website findet ihr hier!
Meine Rezension zu “Rubinrot” hier.
Die Romane bei Amazon bestellen: hier.
Rubinrot soll ein schöner Kinofilm werden – das klingt ja fast als gäbe es bereits eine entsprechende Planung.
Kommentar by Feenfeuer — 23. Januar 2010 @ 17:14
Ein sehr schönes Interview! Nur der Hinweis auf den Kinofilm hätte gerne noch etwas vertieft werden können. ;)
Kommentar by Nina [libromanie] — 29. Januar 2010 @ 23:56
Also, wenn das als Kinofilm rauskommt heul ich. Rubinrot ist, finde ich, momentan noch so eine Art Geheimtipp. Wenn das in die Kinos kommt, dann endet das hinterher noch genauso wie das mit den Bis(s) – Büchern: Mit einem furchtbarem Hype.
Außerdem hat man so nicht mehr die eigene Vorstellung von den Charakteren, da man (zumindest ist das bei mir so) dann beim Lesen nur noch die Schauspieler vor seinem inneren Auge sieht.
Ich freu mich schon total auf Smaragdgrün, ich sitzt jetzt schon als rum und warte, dass es endlich soweit ist und dieses Buch erscheint.
LG, MusicJunkie91
Kommentar by MusicJunkie91 — 24. Februar 2010 @ 23:16
[…] Rezension zu “Rubinrot” findet ihr hier und mein Interview mit Kerstin Gier dort! Tags: « Leipziger Buchmesse: Genial […]
Pingback by Darkstars Fantasy News » Kerstin Gier: Saphirblau | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 21. März 2010 @ 16:32
Ich liebe die beidn Bücher ich freu mich auch schon auf Smaragdgrün ich hab Saphirblau schon in 1/2 Tagen gelesn das war sowas von spannend dass ich garnich aufhörn konnte zu lesn und jez wart ich auf Smaragdgrün. Ich wünschte mir das würde früher erscheinen.
Kommentar by Jemand — 23. Mai 2010 @ 10:49
Wird es wirklich einen Film von Rubinrot – Liebe geht durch alle Zeiten geben?
Kommentar by Jemand — 23. Mai 2010 @ 10:50
Ja, Rubinrot wird als Kinofilm verfilmt. Kommt 2012 in die Kinos…
Auf arena.de findet ihr Infos
Kommentar by just me :-) — 19. Juli 2010 @ 11:57
Sie hätte sagen müssen: Frage 21 war toll :D:D
Hach ich liebe dich bücher abgöttisch..
Ich kann es kaum erwarten, und das mit film find ich auch echt schade…
Kommentar by Mrs de Villiers :P — 24. August 2010 @ 11:11
ich weiß nicht obs stimmt, aber ich hab grad wo gelesen, dass lucy und paul gwens echte eltern sind, das kommt wohl in smaragdgrün raus. kann aber auch alles nur gerücht sein…
Kommentar by pepita — 28. September 2010 @ 12:58
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Pingback by ? Das neue Traumpaar der Fantasyliteratur ? | — 1. August 2011 @ 07:43