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7. März 2010

Diana L. Paxson: Sword of Avalon

Category: Hörbücher,Rezensionen – Darkstar – 18:53

Sword of AvalonIn “Sword of Avalon” wird eines der faszinierendsten Geheimnisse der Artus-Sage entschlüsselt: Wer schmiedete das legendäre Schwert Excalibur – und warum?

Anderle, der jungen Hohepriesterin von Avalon, gelingt es dank einer Vision, den neugeborenen Sohn ihrer Cousine zu retten, als der Anführer eines feindlichen Stamms dessen Eltern tötet und ihm so sein Geburtsrecht als Stammesführer nimmt. Anderle weiß: Der Junge, den sie fortan Woodpecker nennt und der beim dunklen Volk der Sümpfe aufwächst, ist der prophezeite Sohn der hundert Könige, ein Verteidiger des Landes und Erbe alter atlantischer Magie. Eines Tages wird er für Britannien eine große Rolle spielen. Weniger ahnt sie, welche Rolle Woodpecker im Leben ihrer eigenen Tochter Tirilan spielen soll. Anderle möchte aus Tirilan die nächste Hohepriesterin von Avalon machen, diese träumt jedoch nicht davon, der Göttin zu dienen. Sie möchte mit Woodpecker lieber eine Familie gründen.

Die Hoffnungen von Mutter und Tochter werden jäh zerstört, als Woodpeckers Erzfeind ihn eines Tages doch aufspürt und den Jungen als Sklaven ins ferne Griechenland verkauft. In Tirynis lernt Woodpecker Prinz Velantos kennen, einen Meister der Schmiedekunst. Als auch Tirynis von feindlichen Eroberern zerstört wird, schlagen sich die beiden ungleichen Gefährten nach Nordeuropa durch: Ein paar Jahre leben sie an der Küste der Nordsee, wo Woodpecker zum Krieger ausgebildet wird. Dann kehren beide nach Britannien zurück. Gemeinsam mit den Priesterinnen von Avalon nehmen sie den Kampf auf gegen den Ursurpator und fordern Woodpeckers Geburtsrecht zurück. Es ist eine Schlacht, die sie Anderles Visionen zufolge nur gewinnen können, wenn es einem Meisterschmied gelingt, aus einem vom Himmel gefallenen Stern ein Schwert zu schmieden, wie es zuvor noch keines gegeben hat …

Endlich wieder ein wirklich guter Avalon-Roman!

Sword of Avalon” stammt aus der Feder von Marion Zimmer Bradleys langjähriger Freundin, Schwägerin und Mitarbeiterin Diana L. Paxson. Eine gute Wahl, hat Paxson nicht nur selbst bereits mehrere eigene Romane veröffentlicht, sondern auch seit “Die Wälder von Albion” als Co-Autorin der Avalon-Romane fungiert. Der Fairness halber muss man eingestehen: Paxsons Romane sind von stark schwankender Qualität. Während beispielsweise ihr Roman “Die Keltenkönigin” wirklich wunderbar ist (einer meiner absoluten Favoriten unter den historisch-phantastischen Romanen), ist ihre Nibelungen-Nacherzählung “Die Töchter der Nibelungen” zwar in Ansätzen interessant, in der Gesamtheit jedoch eher enttäuschend. Auch die beiden zuletzt erschienenen Avalon-Romane – “Die Ahnen von Avalon” und “Die Hüterin von Avalon” – waren nicht gerade Meisterleistungen; letzterer gar so schlecht, dass ich, ein großer Fan der Reihe, ihn nicht zu Ende gelesen habe.

Ganz anders “Sword of Avalon”! Ihr neuester Roman hat mich in mehrfacher Hinsicht überzeugt! Nicht nur stilistisch wirkt die Erzählung sehr angenehm, auch inhaltlich und atmosphärisch hat sie mich gefesselt.

“Sword of Avalon” führt sein Publikum weit zurück in die Zeit von ca. 1.200 vor Christus. Der Roman spielt damit viele Jahrhunderte vor den anderen Avalon-Büchern, sieht man von “Die Ahnen von Avalon” ab, in dem erzählt wird, wie die Überlebenden von Atlantis auf den britischen Inseln ein neues Zuhause finden. Die Bronzezeit neigt sich ihrem Ende zu und erst vor wenigen Jahren sind die mächtigen Mauern der Stadt Troia gefallen. Die Adler Roms werden noch lange nicht den Boden Albions betreten, zahlreiche Stämme haben die Insel in verschiedene Territorien aufgeteilt. Sie werden von weiblichen Oberhäuptern regiert: Es sind die Königinnen, die die Geschicke des Landes lenken und ihren königlichen Gefährten wählen. Die vorherrschende religiöse Macht liegt in den Händen der Priesterin von Avalon.

Von Atlantis über Troia nach Avalon

“Sword of Avalon” zeitlich so zu verorten ist ein geschickter Schachzug. Er erlaubt es Paxson, Bezüge zu mehreren wichtigen Romanen von Marion Zimmer Bradley herzustellen und dadurch die typische MZB-Atmosphäre aufzubauen: Die Rede ist von Das Licht von Atlantis, die Avalon-Romane und Die Feuer von Troia. In “Sword of Avalon” wird klar, welche Bedeutung die religiösen Rituale und Glaubensvorstellung der Flüchtlinge von Atlantis für die Priesterschaft von Avalon haben. Obwohl das Buch in erster Linie eine spannende Geschichte erzählt (bis auf einen kleinen Durchhänger zu Beginn des zweiten Drittels), sind es die mit viel Liebe zum Detail geschilderten Szenen mystischer Rituale, die dem Roman seinen unverkennbaren Flair verleihen: Sei es, wenn die Hohepriesterin von Avalon in der dunkelsten Nacht des Jahres gemeinsam mit anderen Priesterinnen die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits begleitet; sei es, wenn eine Gruppe Kinder heimlich jenes Stückchen Sumpfland erforscht, auf der Artus Jahrhunderte später den Königshirsch töten wird; sei es, wenn eine junge Priesterin in Trance mit den drei Schicksalsgöttinnen die Fäden des Schicksals webt … Es sind jedoch keine Über-Frauen, die “Sword of Avalon” beherrschen, sondern glaubhafte Charaktere; und ebenso glaubhafte Männercharaktere spielen eine nicht minder bedeutsame Rolle.

Was uns zu den Figuren von “Sword of Avalon” bringt:

Gelungene Charaktere, eingebettet in spannender Handlung

Es ist erfreulich, dass Anderle eine ganz andere Hohepriesterin ist, als wir sie ihr sonst in den Avalon-Romanen begegnen. Anderle ist keine 18 Jahre alt, als sie ihr Amt antritt. Das macht sie zu einer impulsiveren Hohepriesterin, als man das sonst gewohnt ist – und zu einer sehr sympathischen. Auch wenn der Roman nach dem ersten Drittel einen Zeitsprung macht und uns Anderle älter und gereifter begegnet, ist sie dank ihrer mutigen, selbtbewussten Art die faszinierendste Figur des Romans. Ihre Tochter Tirilan hingegen grenzt sich dadurch zu anderen zentralen Frauenfiguren aus den Avalon-Romanen ab, dass sie eben nicht daran interessiert ist, sich der Priesterkaste anzuschließen, sondern von einem bodenständigeren Leben träumt. Die beiden zentralen Männerfiguren – Woodpecker und Valentos – machen ebenso wie die beiden Frauen im Verlauf des Romans eine Entwicklung durch. Woodpecker wird vom ungestümen jungen Krieger zum strategischen Anführer, Valentos vom gefallenen Prinzen zum selbstlosen Märtyrer.

Ihrer aller Schicksal bewegt den Hörer. Lorna Raver leistet als Sprecherin des Hörbuchs sehr gute Arbeit ab. Sie hat ein Gespür für die Atmosphäre von Avalon und es gelingt ihr, den Roman in einer Art und Weise vorzulesen, dass auch Nicht-Muttersprachler der Handlung gut folgen können.

Fazit

Meiner Meinung nach ist “Sword of Avalon” einer der besten Romane der Reihe; er hat mir ähnlich gut gefallen wie “Die Wälder von Albion”, meinem Lieblings-Avalon-Roman nach dem unerreichbaren Meisterwerk “Die Nebel von Avalon”.

Bei Audible downloaden: hier!

Dort kann man auch in eine Hörprobe ‘reinhören!

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3 Comments »

  1. Das hört sich ja gut an. Schön, dass auch mal erzählt wird, wie Excalibur entstand.
    “Die Ahnen von Avalon” haben mich auch ziemlich enttäuscht besonders weil ich direkt davor “Die Nebel von Avalon” gelesen habe (wiklich ein klasse Buch!).
    Generell gefällt mir aber bei allen Büchern die Darstellung des Lebens in der jeweiligen Zeit sehr gut.

    Kommentar by Nuray — 7. März 2010 @ 19:25

  2. Da schließe ich mich glatt an. Und genau diese Darstellung des damaligen Lebens ist hier meiner Meinung nach sehr gut gelungen.

    Kommentar by Darkstar — 7. März 2010 @ 19:32

  3. […] meine Rezension von Diana L. Paxsons Sword of Avalon Lust auf den neuen Band der Avalon-Saga gemacht hat, aber nicht zum amerikanischen Original greifen […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Neuer Avalon im Herbst auf Deutsch | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 10. März 2010 @ 21:20

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