Das Leben kann so hart sein – vor allem, wenn man tot ist.
Ausgerechnet ihr heißer Flirt vom Schulball macht Madison an ihrem 17. Geburtstag den Gar aus: Er entpuppt sich als Todesengel und rammt ihr – nachdem sie einen Autounfall gerade so überlebt hat – sein Schwert in die Brust. In dem Moment jedoch, in dem Madisons letztes Stündlein geschlagen hat, schnappt sie sich das magische Amulett ihres Mörders. Und dadurch darf ihre Seele auf Erden bleiben. Während der Todesengel sich mit ihrem richtigen Körper aus dem Staub macht, erfährt Madison von einem anderen Engel, dass ihre Seele erdgebunden bleibt, so lange sie das Amulett besitzt. Es verleiht ihr nach Außen hin den Anschein ihres alten Körpers.
Genau auf dieses Schmuckstück ist jedoch ihr Mörder scharf, und deshalb nimmt Barnabas – der weiße Engel – sie unter seine Fittiche. Durch ihn erfährt sie, dass die himmlischen Heerscharen in zwei Lager gespalten sind, die sich gegenseitig übertrumpfen wollen, dass es helle und dunkle Zeitenwächter gibt, die den jeweiligen Parteien zur Seite stehen und wie absolut nervig echte Schutzengel sein können. Madison versucht, sich in magischen Fähigkeiten zu schulen und sich vor ihrem Mörder zu verstecken, der auf der Suche nach seinem Amulett seinen fähigsten schwarzen Todesengel – die schöne Nakita – ausgeschickt hat. Gleichzeitig muss sie unbedingt verhindern, dass ihr Vater oder ihre Schulkameraden herausbekommen, dass sie eigentlich tot ist. Zumindest so lange, bis sie ihren eigenen Körper zurückerobert hat. Wie sie das anstellen soll, davon hat sie allerdings keinen Schimmer!
Tote wie du und ich
Kim Harrison ist das Pseudonym der US-Autorin Dawn Cook („Die Bücher der Wahrheit“, „Die Tochter der Königin“), die unter diesem mit ihrer Urban Fantasy-Reihe um die Hexe Rachel Morgan bereits große Erfolge eingefahren hat. „Totgeküsste leben länger“, der Auftaktband ihrer Urban Fantasy-Reihe „Madison Avery“ richtet sich deutlich an ein jüngeres Publikum und erscheint folgerichtig hierzulande als Jugendbuch im Loewe-Verlag. Für „Madison Avery“ hat Harrison eine ganz neue Serienmythologie geschaffen. Die erinnert mitunter an das Konzept der US-Serie „Dead Like Me – So gut wie tot“, die man kräftig mit Engels-Mythos gekreuzt hat. Heraus kommt trotzdem eine eigenständige Mischung, die sich merklich von den typischen Engels-Plots abhebt, die derzeit im Urban Fantasy-Bereich grassieren. Engel tragen hier keine apokalyptischen Schlachten aus, vielmehr pflegen sie eine alte Rivalität, die in dem Streit fußt, ob das Schicksal oder der freie Wille die Zukunft der Welt beeinflussen sollte. Eine generelle Unterteilung in Gut und Böse, das lernt der Leser schnell, gibt es nicht. Die Ausstattung der Engel mit magischen Schwertern sorgt allenfalls dafür, dass der Action-Level des Romans hier und dort gehörig angehoben wird, auch wenn der Roman schlussendlich einfach nur nette Zwischendurch-Lektüre bietet (was ja auch mal sein muss!).
Das Mädchen mit den Totenkopfohrringen
Herzstück von „Totgeküsste leben länger“ ist allerdings Madison Avery selbst, eine unangepasste 17jährige, die nicht viel auf die Meinung anderer gibt und als extrem sympathische Ich-Erzählerin überzeugt. Madison trägt gelbe Strumpfhosen zu Turnschuhen mit Totenkopfmustern und färbt die Spitzen ihrer blonden Haare lila. Damit ist sie überraschenderweise weniger ihren Eltern oder ihren Lehrern ein Dorn im Auge, sondern ausgerechnet ihren spießigen Mitschülern. Einzig der attraktive Josh ist da eine Ausnahme, der bereit dazu ist, hinter die Fassade zu blicken.
Insofern wirbt das Buch unaufdringlich für Toleranz, während es in erster Linie eine flotte Geschichte erzählt, die dem Publikum Einblick in einen faszinierenden Urban Fantasy-Kosmos eröffnet, den man gern bereit ist, wieder zu besuchen!
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Diese Rezension erscheint mit freundlicher Genehmigung von Media Mania!