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17. Dezember 2010

Der Meisterdieb (2010)

Category: Filme/Serien,Rezensionen – Darkstar – 20:46

Der Meisterdieb (2010)Wie „Das blaue Licht“ zählt „Der Meisterdieb“ zu den weniger bekannten Märchen der Brüder Grimm. Im Grunde genommen geht es um einen jungen Mann, der in sein Heimatdorf zurückkehrt und freimütig zugibt, nicht nur das Handwerk eines Diebes gelernt zu haben, sondern auch ein Meister darin zu sein. Im Folgenden lässt er sich auf einen Handel mit seinem Paten, dem Grafen ein: Sollte es ihm gelingen, drei schier unlösbare Aufgaben zu bewältigen, darf er sein Leben behalten.

Die ARD, die den „Meisterdieb“ gemeinsam mit dem NDR 2010 neu verfilmt hat, siedelt das Märchen an der norddeutschen Küste an – ein ungewohnter, aber erfrischend anderer Schauplatz für dieses Genre. Zum Film selbst passt es wunderbar. Alles ist etwas weniger pompös als in den anderen ARD-Märchen. (Das bedeutet jedoch nicht, dass die Ausstattung weniger gelungen ist).

Im Mittelpunkt des Film steht außerdem keine traditionelle Liebesgeschichte, sondern eher die teils schwierige Beziehung von Eltern und Kindern. Denn seine Eltern sind zunächst alles andere als angetan, als der missratene Sprössling von einst als gemachter Mann vor der Tür steht – und ihnen offenbart, dass er seinen Wohlstand als Dieb erworben hat. Nur nach und nach nähern sich die drei wieder aneinander an und akzeptieren sich so, wie sie sind. Dem gegenüber steht das sehr schwierige Verhältnis des rabiaten Grafen zu seiner Frau und der gemeinsamen Tochter. Letztere will nicht in eine traditionelle Rolle schlüpfen, in der sie keine eigene Meinung hat und ihre Tage mit Nähen und Sticken verbringt, sondern sich weiter bilden, die Welt erleben. Ein Wunsch, der ihren Vater fuchsteufelswild macht – in ihrer Mutter aber das Bedürfnis weckt, das eigene Bild von sich selbst und der Welt neu zu überdenken.

Insgesamt sind das also sehr schöne Botschaften. Etwas störend wirkt da nur, dass der Meisterdieb auch in der Verfilmung schlussendlich ein Meisterdieb bleibt. Das ist eine Moral, die ich nur schwer schlucken kann und die dem Film leider auch einen Stern kostet. Hier wäre etwas mehr Abstand zur Vorlage angeraten gewesen.

Der Meisterdieb - Robert und der GrafAndererseits weiß die Inszenierung des “Meisterdiebs” wirklich zu gefallen: Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind behutsam und glaubhaft ausgearbeitet, was nicht zuletzt an den überzeugenden Darstellern liegen dürfte. Das Drehbuch ist rund, die Ausstattung – wie man es von der Reihe gewohnt ist – kann sich sehen lassen. Zudem ist es schön, dass das Märchen von der Stimmung her anders ist als die vielen mittelalterlichen Liebesgeschichten, so sehr ich diese auch mag.

Zauberei und Magie wird im „Meisterdieb“ nicht gewirkt. Stattdessen beweißt der junge Robert Köpfchen. Das Duell, dass er sich mit seinem Paten liefert, sorgt für ordentlich Spannung; die Idee, dieses durch Western-Elementen zu erzählen (das zeichnet sich in der Inszenierung und in der Musik ab), ist originell, funktioniert und macht die märchenhafte Stimmung nicht kaputt! Schade nur, dass das Making Of mit gerade mal 15 Minuten etwas knapp ausfällt. Andererseits reichen der Verfilmung immerhin die 60 Minuten, die sie zur Verfügung hat, um die Geschichte befriedigend zu erzählen.

Durchaus hochkarätig (und sehr überzeugend) besetzt mit Armin Rohde und Ann-Kathrin Kramer als unterschiedliches Grafenpaar und Max von Thun als Meisterdieb Robert überzeugt „Der Meisterdieb“ als etwas anderer, gelungener Märchenfilm mit nur kleinen Schwächen.

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Ein Kommentar »

  1. […] Märchen ein großes Publikum finden. So hatte beispielsweise unser letztes NDR-Märchen, “Der Meisterdieb“, der auch eher zu den unbekannten Stoffen gehört, die höchsten Markanteile aller […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Interview zur ARD-Verfilmung von “Allerleirauh” | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy - ein Fantasy Blog — 16. Dezember 2012 @ 13:00

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