Die gewaltige Schlacht der Jägerinnen gegen das vom mysteriösen Twilight aufgehetzte amerikanische Militär ist geschlagen – aber der Preis für den Sieg war hoch: Es gibt zahlreiche Tote und Verwundete zu beklagen – und Twilight ist es gelungen, drei von Buffys wichtigsten Verbündeten in seine Gewalt zu bekommen: Giles, Faith und Andrew.
Während die verbliebenen Scoobies beginnen, nach den verschwundenen Gefährten zu suchen, sieht sich Buffy mit einem zusätzlichen, äußerst unerwarteten Problem konfrontiert: Sie verfügt plötzlich über unglaubliche Kräfte. Sie kann fliegen, sich in irrsinniger Geschwindigkeit fortbewegen und ist stärker als je zuvor – kurz, sie ähnelt eher einer Superheldin, denn einer Jägerin.
Immerhin kommen ihr diese Kräfte wie gerufen, als es ihr endlich gelingt, den Rückzugsort von Twilight herauszufinden, der offenbar dafür verantwortlich zu sein scheint, dass auf der ganzen Welt Jägerinnen abgeschlachtet werden.
Buffy hat genug von dem perfiden Spiel, das Twilight treibt, und setzt alles auf eine Karte. Sie dringt in sein Versteck ein, um ihn zu einer finalen Konfrontation zu zwingen. Doch darauf, wer unter der Maske ihres mysteriösen Gegenspielers steckt, ist sie nicht vorbereitet …
Ein Band, der gemischte Gefühle weckt
„Im Angesicht der Dämmerung“, der siebte Sammelband der Buffy-Comicreihe, läutet deutlich das große Finale der achten Staffel ein, die im nachfolgenden Band ihren Abschluss finden wird. Den überwiegenden Raum nimmt der Mehrteiler „Dämmerung“ ein, der nach einer Idee von Joss Whedon von Brad Meltzer geschrieben wurde – und in dem Unglaubliches passiert. Unglaubliches, das einen sehr zwiegespalten zurück lässt.
Obwohl klar ist, dass die Storyline selbst von Buffy-Erfinder Joss Whedon stammen muss, gefällt diese – und vor allem die Ausführung – nur bedingt. Vielleicht ist Meltzer, der sich als Comicautor bereits einen Namen gemacht hat (der eine oder andere kennt vielleicht seine großartige, tragische Miniserie „Identity Crisis“), zu sehr Superhelden-Autor. Batman & Co. hatte er im Griff.
Meltzer trifft nicht immer den richtigen Ton
Bei den Charakteren von „Buffy“ trifft er jedoch nicht immer den richtigen Ton. Das wird vor allem in den Dialogen deutlich. Buffy & Co. sprechen bei Meltzer streckenweise wie Comicfiguren und nicht wie die etablierten Charaktere aus der Fernsehserie. Das fällt nach dem vorhergehenden Band aus der Feder von Jane Espenson erschreckend deutlich auf.
Schlimmer noch sind allerdings die mitunter absurden Wendungen, mit der die Geschichte aufwartet. Nur weil man in einer Comicreihe keinem begrenzten TV-Budget Rechnung tragen muss, heißt das, dass das Publikum mit fliegenden Monstern (und Helden) und Unmengen von Panzern überrannt werden muss. Und auch die “Super-Buffy” überzeugt nicht.
Positiv zu vermelden ist …
„Im Angesicht der Dämmerung“ jedoch als völlig schlecht abzustempeln, will auch nicht gelingen. Denn zwischendurch wartet die Geschichte mit vielen unterhaltsamen Szenen auf – mal sind diese humorig, mal sind sie emotional, mal spannend. Zu sehen, dass es beispielsweise für Buffy gar nicht so leicht ist, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ihr bester Freund ausgerechnet mit ihrer kleinen Schwester etwas angefangen hat, ist ein Augenblick, der nicht nur stimmig wird, sondern der den Nerv der Fans der TV-Serie absolut trifft.
Und auch – das Titelbild verrät es ja bereits – das lang ersehnte Aufeinandertreffen mit Buffys großer Liebe Angel ist ein Highlight des Bandes. Er wird die Gemüter der Hardcore-Fans, die sich klar in Spike- und Angel-Anhänger aufteilen lassen, sicher ebenso erhitzen, wie er es mit dem der Titelheldin im Comicband tut. Angel und Buffy wiedervereint – in Szenen, die extrem unerwartet und graphisch für einen US-Comic sind. Joss Whedon provoziert erneut – und sein Publikum ist ihm dankbar dafür! Schade, dass das nur bedingt über die durchwachsene Hauptstoryline hinwegtrösten kann.
Bonus-Stories
Immerhin, versöhnlich stimmen auch die Einzelepisode „Turbulenzen“ aus der Feder von Joss Whedon, die die trügerische Ruhe vor dem Sturm (und nach dem Sturm) nutzt, um sich auf rund 20 Comicseiten auf die Charaktere, ihre aktuelle Motivation und ihre Beziehungen untereinander zu konzentrieren, sowie die Bonus-Story „Göttinnen und Monster“. Letztere bildet ein Prequel zur achten Staffel und fokussiert sich ausschließlich auf Willow. In ihr erfährt der Leser nicht nur, wodurch sich Willows magische Kräfte zwischen der siebten und achten Staffel so verstärkt haben, sondern auch, was es mit der geheimnisvollen Lady mit dem schlangenhaften Unterleib auf sich hat. Durch die Bonus-Story und die Einzelepisode kommt der Sammelband diesmal auf stolze 160 Seiten.
Fazit
Trotzdem, die teils haarsträubenden Plotwendungen dieses Sammelbands machen im Licht von sieben TV-Jahren „Buffy“ und einer bisher überwiegend gelungenen achten Comic-Staffel leider oft wenig Sinn. Auch die Enthüllung von Twilights Motiven erscheinen nach Lesen des siebten Bandes stark konstruiert. Man kann nur hoffen, dass sie nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Und dass Joss Whedon im finalen Sammelband noch das Ruder herumreisen und plausiblere Erklärungen für die Motivation seiner Figuren findet. Sonst hätte er ein viel versprechendes und gut gelungenes Comicprojekt ausgerechnet auf der Zielgeraden an die Wand gefahren.
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Meine Rezensionen zu den bisherigen Buffy-Comics findet ihr: hier!
Meine Interviews zur achten Buffy-Staffel mit Panini und Darkhorse: hier & hier!
Diese Rezension findet ihr auch auf Media Mania.