Darkstars Fantasy News


4. Mai 2011

Seanan McGuire: Nachtmahr
Ein October Daye-Roman (3)

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 18:00

NachtmahrDie Regeln gestatten dir einen Versuch, genau hier, genau jetzt. Ich weiß nicht, ob du Erfolg haben wirst. Du gehst allein. Du kannst jede Hilfe annehmen, die sich dir bietet, aber du darfst nicht darum bitten. Du kämpfst mit dem, was du hast, und dem, was dir gegeben wird, aber du stiehlst weder, noch kaufst du irgendeine Waffe. Du kannst jeden Pfad einmal nehmen, und nur einmal. Und du gehst jetzt. Ist dein Fuß klein und ohne Gewicht, kommst du hin und zurück mit der Kerze Licht

Winterfluch“, Seanan McGuires erster Roman um October Daye, hat mich seinerzeit sehr begeistert; „Nebelbann“ allerdings, das zweite Buch der Reihe, konnte mit dem starken Auftakt meiner Ansicht nach leider nicht mithalten. Da ich vom Grundkonzept der Reihe sehr angetan bin, war ich gespannt, wie sich der dritte October Daye-Roman schlagen würde. Und ich muss sagen, ich bin erleichtert und begeistert!

Nicht zuletzt, weil es diesmal ziemlich mystisch wird:

Nachdem die Kinder ihrer besten Freundin aus den Betten geraubt wurden, muss Toby tief in die dunkelsten Winkel der Sommerlande eindringen. Mit Hilfe der Luidaeg beschreitet sie einen geheimen Weg, der sie ins Alptraumreich von Blind Michael bringt: ein Erstgeborener der Feen. Einmal alle hundert Jahre sucht er mit seiner Wilden Jagd die Welt der Menschen heim, um Kinder zu entführen, die dazu verdammt sind, fortan seine willigen Diener zu sein.

„Wenn das alles ist, was du weißt, bist du erledigt, ehe du angefangen hast.“

Keiner hat es je geschafft, sich Blind Michael in den Weg zu stellen und zu überleben. Aber das will Toby auch gar nicht. Ihr geht es nur darum, die gefangenen Kinder zu retten. Dass sie dabei selbst draufgehen wird, davon künden alle Vorzeichen und das hat sie akzeptiert. Nur geschützt vom Licht einer magischen Kerze schickt sie sich an, den Kinderschrecken aus der Welt der Feen ein für allemal zu vernichten …

Nachtmahr“ macht jede Schwäche von „Nebelbann“ mehr als wett! Die Handlung ist von Anfang an packend und der Spannungsbogen knickt nicht ein; der Charme des Aufeinandertreffens der magischen Welt der Fae und des modernen San Franciscos ist spürbar – und vor allem begeistern die Figuren und die extrem gelungenen, spritzigen Dialoge und Seanan McGuires Gespür für Nebensächlichkeiten, die eine normale Szene besonders machen.

„Hat dich heute morgen jemand mit dem Idiotenstock geschlagen?“

Ich habe mich diesmal mehrmals dabei ertappt, beim Lesen innezuhalten, kurze Satzwechsel noch mal zu lesen und mich über sie zu amüsieren, ehe ich weiter gelesen habe. Und das war gar nicht so einfach, weil ich das Buch eigentlich nicht aus der Hand legen wollte. Ob nun Toby mit ihrer ironischen Ader sich mit angespannten Nerven mit der mächtigen Luidaeg, dem stichelnden Katzenfürsten Tybalt, der abgedrehten Herzogin Luna oder ihrem eigenen Doppelgänger Wortgefechte liefert (und trotz besseren Wissens nicht die Klappe halten kann), lockert dies die eigentlich diesmal sehr dramatische, mythenhafte Handlung wohltuend auf.

Nachtmahr“ würde einen verdammt guten Film (naja, Mehrteiler) abgeben und auch wenn das Setting ein anderes ist, habe ich mich vom Unterhaltungswert doch sehr an „Buffy“ in ihren besten Zeiten erinnert. Man, in „Nachtmahr“ erlebt Toby echt einen beschissenen Tag – was natürlich das Lesevergnügen des Publikums immens steigert.

Was mich nachhaltig an „October Daye“ begeistert ist – neben dem Setting und dem in diesem Band wirklich fetzigen Schreibstil – das Potential, das in dieser Reihe noch liegt:
Ob es sich nun um Octobers Konfrontation mit ihrer Tochter und ihrem Ex-Mann handelt; um das Geheimnis, das ihre Mutter Amandine umgibt; um ihre Abrechnung mit Oleander de Mereland, die sie in einen Fisch verwandelt hat oder um die Frage, was mit Herzogin Luna und ihrer Tochter Raysel in den Jahren ihrer Entführung tatsächlich geschehen ist … Ideentechnisch hat Seanan McGuire das Potential ihrer Reihe noch nicht annähernd ausgeschöpft. Bleibt zu hoffen, dass auch die deutschen Leser das erkennen und die weiteren Romane um October Daye auch bald hierzulande erscheinen werden!

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Mein & hwm’s Interview mit Seanan McGuire: hier!

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9 Comments »

  1. Du wirst mir langsam unheimlich, aber wir teilen mal wieder unsere Ansichten zum Buch und der gesamten Reihe. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann dass die Serie weiter übersetzt und fortgeführt wird. Drücken wir einfach mal die Daumen!
    Potential liegt eindeutig noch eine ganze Menge drin, auch bei den Männern ;-) Aber mich fasziniert dabei immer am meisten, wie modern und innovativ die Autorin das alles umsetzt und das meist, ohne sich bei anderen Serien zu bedienen. Obwohl mir beispielsweise Band 2 auch nicht so sehr gefallen hat, fand ich die dahinterliegende Idee absolut super.

    Kommentar by Soleil — 6. Mai 2011 @ 12:59

  2. Da gebe ich dir 100% recht. Die Idee von „Nebelbann“ war wirklich gut, aber irgendwie hat es für mich persönlich nicht wirklich funktioniert. Aber, wow, „Nachtmahr“ war wirklich großartig!

    Leider sieht es momentan schlecht aus. Ich für meinen Fall kann nicht abwarten, bis endlich das Buch herauskommt und werde mir vermutlich den vierten auf Englisch holen … kann nicht abwarten!

    Was die Männer angeht, da wollte ich in der Rezi auch was zu schreiben, habe es aber dann von der Länge her nicht mehr untergebracht: Ich bin auch recht angetan. McGuire trägt nicht zu dick auf in der Reihe, und eigentlich dachte ich, ich bevorzuge Tybalt, weil zwischen ihm und Toby die Funken so schön fliegen. Aber immer, wenn sie sich mit Softie Connor unterhält, merke ich, dass es mir auch total gut gefallen würde, wenn die beiden zusammen kämen. Hach, ich kann mich einfach nicht entscheiden – das geht mir sonst *nie* so. Ich hab immer einen klaren Favoriten. Wie sieht’s bei dir aus?

    Kommentar by Darktar — 6. Mai 2011 @ 14:36

  3. Habe ich ja gesagt, dass man den dritten unbedingt gelesen haben muss ;-) Ich hatte, glaube ich, noch nie ein Buch -so- schnell durch.
    Ich überlege auch, mir die weiteren Bände dann halt auf Englisch zu holen, weil es eben so schlecht wegen allen weiteren Übersetzungen aussieht. Aber ich hasse es, eine Serie auf Deutsch anzufangen und dann in Englisch weitermachen zu müssen. Außerdem tut es mir für Leser wie meiner Mutter leid, die nicht gut genug Englisch können, aber auch gerne wüssten, wie es weitergeht.
    Zu den Männern: Ich finde die Dreieckssache schon irgendwie nicht schlecht. Aber ich fürchte Connor ist momentan nur so spannend, weil seine Ehefrau zwischen beiden steht. Und -das- ist das interessanteste daran, dass mit der einiges nicht stimmt (siehe Großvater) ist ja klar. Mir ist er ein bisschen zu weich, gut zum Kuscheln, aber halt nichts fürs ganze Leben. Tybalt ist klar mein Favorit, aber da stehen ja auch so viele Probleme im Weg. Zumindest hat er aber hier und da ein paar Küsse verdient, wo er doch quasi ein Leben geopfert hat … ;-)
    Ich glaube, ich würde gern einmal Tobys Ex-Mann kennenlernen, immerhin hat sie mit ihm eine Familie gegründet. Dann weiß man so ungefähr, wo es sie hinzieht. Natürlich ist sie nicht mehr dieselbe wie vor der Verwandlung, aber zum Orientieren vielleicht nicht schlecht. Obwohl ich fast befürchte, dass er Connor ähnlich ist, den kennt sie ja auch schon ihr halbes Leben.
    Für eine Frau wie Toby muss erst noch ein Mann erfunden werden, glaube ich. Mit einem Alphamännchen kommt sie bestimmt nicht auf Dauer aus, weil sie selbst so Alpha ist. Sie steckt nicht gern zurück und das würde sie auf Dauer müssen. Außerdem müsste es einer sein, der nur für sie da ist, wo eben nichts zwischen ihnen steht, kein Thron, keine Familie, kein gar nichts. Und wenn er dann selbst ein Halbling wäre und kochen könnte, wär’s doch perfekt.

    Kommentar by Soleil — 6. Mai 2011 @ 16:46

  4. Genau aus dem Grund glaube ich, das Connor der Richtige für sie sein könnte. Dass er – für den Leser – gerade interessant ist, weil sie ihn nicht haben darf, das ist klar.

    Aber so Kerle wie Tybalt: Das ist Feuer, Leidenschaft und alles. Ob das für ein Leben ausreicht: ???

    Ich glaube, mit einem Kerl wie Connor, der sie aufrichtig liebt, der zu ihr steht und der damit leben kann, NICHT im Rampenlicht zu stehen und ihr den Vortritt zu lassen, käme sie langfristig besser klar ,-))

    Generell mag ich aber an der Reihe, dass das Liebesleben der Hauptfigur nicht so im Vordergrund steht ,-)

    Meine Lieblingsszene an Band 3 war übrigens die Verfolgungsjagd durch die Stadt mit May am Highway. Die hab ich inzwischen glaube ich vier mal gelesen ,-) (und überhaupt mag ich May)

    Kommentar by Darkstar — 7. Mai 2011 @ 13:37

  5. Ich kann auch gut ohne Liebesgeschichte, freue mich aber umso mehr, wenn eine drin ist. Übrigens wolltest Du es doch hier so genau wissen. Kleiner Softie *g*
    Ich mag Connor irgendwie nicht, er ist so grau und fad. Ich nehme ihm auch seine Gefühle nicht recht ab, das ist immer irgendwie mehr wie eine Erinnerung an alte (bessere) Zeiten. Ich will ja nicht wissen, was seine Frau so alles mit ihm anstellt.
    Tybalt würde mit einer Beziehung, egal ob fest oder nicht, eine Menge riskieren. Ob da dann wirklich nur das “Feuer der Leidenschaft” dahinter steckt? Am besten wäre ja das: Wir sind hier in der Faewelt und da ist niemand auf nur einen Partner beschränkt. Wundert mich ja ohnehin, dass das bisher so der Fall ist. Toby mag auf den ersten Blick nicht der Typ dazu sein, aber von mir soll sie einen ganzen Harem haben. Sie wäre durchaus in der Lage, das alles zu händeln und für die Weicheren ein kuschliges Nest zu schaffen. *augenroll*
    May finde ich übrigens auch klasse, ich hoffe, sie bleibt dabei! Die Verfolgungsjagd war kuhl gemacht, aber mir selbst ein bisschen zu lang. Aufregend aber allemal!
    Mich hat einfach dieses dornige Land und seine Geheimnisse zu sehr fasziniert und ich war froh, als Toby zurückgekehrt ist.
    Übrigens: Meine Lieblingsfigur ist die Luidaeg. Frag mich warum, ich mag sie einfach. :)

    Kommentar by Soleil — 8. Mai 2011 @ 11:46

  6. Lach! Polygame Beziehungen?! Wieso eigentlich nicht, wäre mal wirklich was anderes. Und, ja, Toby würde das schon schaukeln ,-)

    Ach, die Luidaeg mag ich auch so gern!

    Kommentar by Darkstar — 8. Mai 2011 @ 15:45

  7. […] bei Lyx erschienen unter den Titeln “Winterfluch“, “Nebelbann” und “Nachtmahr“. Wer die Reihe um die Halbfee noch nicht kennt, dem sei sie wärmstens ans Herz […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Seanan McGuire und die Welt der Unterwasser-FeenDer fünfte Toby Daye-Roman ist in den USA erschienen! | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 8. September 2011 @ 20:26

  8. […] Nach dem herausragenden dritten Teil der Reihe (meine Rezension zu „Nachtmahr“ findet ihr hier) konnte ich einfach nicht mehr abwarten und musste wissen, wie es weiter geht. Persönlich kann ich […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Seanan McGuire: Late EclipsesEin Toby Daye-Roman (4) | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 10. Oktober 2011 @ 18:13

  9. hey, sagt mal was sind eigtl die gründe dafür das es nicht auf deutsch weitergehen soll? mal ehrlich, ich würds zwar grad so schaffen auf englisch, aber es würde (dank meiner mangelhaften sprachkenntnisse) doch einiges an “charme” dabei verloren gehen, außerdem krieche ich immer in die bücher rein, und mit nem übersetzer neben mir dürfte das schwierig werden :(
    glg

    Kommentar by mia malice — 11. Februar 2012 @ 16:52

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