Toby ist gerade gemeinsam mit ihrer Mitbewohnerin May und ihrem Kumpel Danny beim Einkaufen, als sie an den Hof der Königin der Nebel kommandiert wird. Leicht genervt – Toby ist nicht gerade ein Fan der Feenkönigin – folgt sie der „Einladung“ und wird dort offiziell zu ihrem eigenen Entsetzen zur Gräfin ernannt und erbt das Lehen ihrer verstorbenen Freundin Evening Winterrose. Toby ist sofort klar, dass etwas faul an der Sache ist – nicht zuletzt, weil auch Tybalt, der König der Katzenfeen, entsprechend entsetzt von Tobys neuem Adelstitel ist. Doch beide haben nicht viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn die magischen Bewohner des japanischen Teegartens benötigen ihre Hilfe: Tobys Freundin Lily schwebt in Lebensgefahr. Eine geheimnisvolle Krankheit rafft sie in Windeseile dahin – und das, obwohl Undinen eigentlich nicht krank werden können. Während Toby verzweifelt nach einem Heilmittel sucht, erkranken um sie herum weitere Feen aus ihrem engen Bekanntenkreis. Bald muss sie sich mit der erschreckenden Frage auseinander setzen, ob ihre seit Jahrzehnten verschwundene Erzfeindin Oleander de Mereland hinter der Anschlägen steckt – oder sie selbst und sie (wie unzählige Wechselbälger vor ihr) beginnt, den Verstand zu verlieren …
Da sich der Lyx-Verlag aufgrund eher enttäuschender Verkaufszahlen derzeit unsicher ist, ob er Seanan McGuires Toby Daye-Serie weiter führt, habe ich mir „Late Eclipses“, den vierten Band der Reihe, im US-Original gekauft. Nach dem herausragenden dritten Teil der Reihe (meine Rezension zu „Nachtmahr“ findet ihr hier) konnte ich einfach nicht mehr abwarten und musste wissen, wie es weiter geht. Persönlich kann ich nicht begreifen, weshalb Toby hierzulande kein Erfolg beschieden ist. Nicht nur inhaltlich ist die Reihe wahnsinnig toll, auch die deutschen Cover haben mir persönlich ziemlich gut gefallen. Allen, denen es wie mir geht und die sich in Toby verliebt haben, kann ich versichern, dass „Late Eclipses“ mindestens genau so gut wie sein Vorgänger ist und – ich hätte nicht gedacht, dass ich das so empfinden würde – vielleicht sogar noch einen Tick besser.
„Late Eclipses“ startet stark und knickt über die komplette Handlung nicht mehr ein! Die meisten Bücher – auch die, die mir gefallen – haben Stellen, die mich nicht ganz so sehr fesseln wie die Hightlights des Romans. In „Late Eclipses“ gönnt McGuire weder Toby noch dem Leser eine Verschnaufpause. Sie jagt ihre Hauptfigur in rasantem Tempo durch eine extrem spannende Geschichte voller großartiger Momente und Szenen. Ob es sich nun um Szenen im Teegarten, in Shadow Hill, dem geheimen Hof der Katzen oder am Hof der Königin handelt: Die Autorin versteht es, fortwährend den viel zitierten (und viel zu selten erreichten) „sense of wonder“ zu schaffen. Gott, wie ich das San Francisco der Feen gern mal auf der Leinwand sehen würde! (Überhaupt würde die Toby Daye-Reihe eine gute Urban Fantasy-Serie abgeben).
Aber natürlich sind es nicht nur die phantastischen Szenerien, die im Kopf entstehen, die den vierten Toby Daye-Band zu einem Pageturner werden lassen. Es steht viel auf dem Spiel diesmal, nicht nur für Toby, sondern auch für andere liebgewonnene Charaktere. Das Leben einiger vertraut gewordenen Figuren hängt am seidenen Faden – und nicht alle erleben in „Late Eclipses“ den Showdown. Neben einer spannenden Thriller-Handlung voller überraschender Momente überzeugt McGuire bei den Dialogen und der Interaktion der Charaktere. Dabei habe ich wieder einmal festgestellt, wie sehr mich Toby selbst an Buffy erinnert, mit ihrem Herz am rechten Fleck und ihren snarky comments. Für mich ein zusätzliches Highlight: Eine der Figuren der Reihe outet sich in „Late Eclipses“ und der Autorin gelingt dies auf sympathische, passende Weise, ohne dass sie eine große Sache macht.
Es gibt in „Late Eclipses“ weniger Szenen, die in der magischen Anderwelt spielen als in „Nachtmahr“ / „An Artificial Night“, aber das macht das Buch nicht weniger magisch! Tatsächlich erfährt man viel Neues über die Feen von San Francisco.
Wer die Serie noch nicht kennt, sollte sich selbst dringend den Gefallen tun, mal hineinzulesen. Wer die ersten drei Bände bereits mochte, der wird von „Late Eclipses“ begeistert sein. Lesen!
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Ein Interview mit Seanan McGuire findet ihr hier!
Und hier gibts meine Rezensionen zu den ersten drei Bänden der Reihe.