Gemeinsam mit ihren Freunden ist es Zoey Redbird gelungen, die abtrünnige Hohepriesterin Neferet und den Dämonen Kalona aus dem House of Night in Tulsa zu vertreiben. Doch eine Ruhepause ist der jungen Hohepriesterin nicht vergönnt. Zunächst einmal muss Zoey sich den Respekt der verbliebenen Bewohner des Internats – Lehrer wie Schüler – sichern. Und das ist gar nicht so leicht, wenn man noch ein Teenager ist. Zudem herrscht zwischen ihr und den Roten Jungvampyren unter der Führung von Stevie Rae noch immer keine absolute Einigkeit und auch zwischen ihr und ihrem derzeitigen Freund krieselt es.
Als wäre das noch nicht genug, wird Zoey Nacht für Nacht von beunruhigenden Träumen heimgesucht, in denen ihr Kalona begegnet und sie an ihr früheres Leben als seine Gefährtin erinnert. Er versichert ihr, nicht auf der Seite des Bösen zu stehen. Und langsam beginnt Zoey, ihm zu glauben …
Und es wird wieder schwächer …
Wer davon begeistert war, dass das Mutter-Tochter-Autorengespann in “Gejagt“, dem vorhergehenden Band von “House of Night”, endlich ein actionreiches Erzähltempo angeschlagen hatte, muss in “Versucht” feststellen, dass es damit offensichtlich leider schon wieder vorbei ist. Obwohl es eigentlich positiv anzumerken ist, wenn ein Autor sich die Zeit nimmt, einen Konflikt entsprechend nachzubereiten und auf die emotionalen Folgen eingeht, übertreiben es Cast & Cast hier. Auf den ersten paar Audio-CDs passiert fast nichts. Jedenfalls kaum etwas, dass man nicht schon hinlänglich aus früheren Bänden der Reihe kennt.
Zoey und die Männer – ein altbekanntes Thema
Die Situation verschärft sich dadurch, dass die Autorinnen erneut den Fehler begehen, sich allzu sehr auf Zoeys wechselhaftes Liebesleben zu konzentrieren. Dabei hatte man vermutet, dass die beiden Schriftstellerinnen endlich erkannt hätten, dass sie es damit übertreiben. Wurden noch in den beiden letzten Bänden die diversen Partner der Jungvampyrin dezimiert – was es dieser erlaubte, sich um die akute Bedrohung zu kümmern – sind plötzlich sämtliche potentiellen Liebhaber wieder auf dem Plan: von ihrem Freund Eric über ihren Ex-Freund Heath bis hin zu Stark, dem attraktiven Jungvampyr, auf den sie ebenfalls bereits ein Auge geworfen hatte. Hinzu kommt, dass sie sich nun auch zu ihrem eigentlichen Gegner Kalona hingezogen fühlt. Was auf sehr junge Leser dramatisch und faszinierend wirken mag, wirkt für ein älteres Publikum extrem aufgesetzt, pubertär und ermüdend. Zoey wird in deren Augen nicht zu einer faszinierenden, begehrenswerten Person, sondern zu dem oberflächlichen Ding, für das sie sich selbst schon gehalten hat. Die meisten anderen Charaktere – vor allem die Zwillinge und Damien – bleiben deshalb weiterhin recht eindimensional.
Neue POVs
Immerhin beschreiben P. C. & Kristin Cast die Handlung diesmal erstmals nicht mehr ausschließlich aus Zoeys Sicht. In “Versucht” streuen die beiden Passage ein, die von Stevie Rae, Heath und dem Vogeldämonen Rephaim erzählt werden. Letzterer ist Kalonas Lieblingssohn, der in der Schlacht im vorhergehenden Band gegen Zoey und Co. schwer verletzt wurde. Stevie Rae entdeckt den wehrlosen Feind, bringt es aber nicht übers Herz, ihn zu töten. Aus einem Impuls heraus versteckt sie ihn vor ihren Freunden, um ihn zu retten.
Erst zum Schluss wird die Handlung wieder etwas spannender: Zoey & Co. machen sich auf den Weg nach Europa, wo sie Neferet und Kalona von Angesicht zu Angesicht stellen und die Macht untergraben wollen, die sie gerade innerhalb der Vampyrgemeinde aufbauen. Die dramatische Wendung, die “Versucht” ganz zum Schluss nimmt, lässt immerhin die Hoffnung aufkommen, dass der nachfolgende Band besser ist als der vorliegende.
Wer bisher jedoch von “House of Night” nicht überzeugt war, kann sich “Versucht” eigentlich sparen. Die Serie scheint einfach nicht langfristig besser zu werden.
Leider.
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Meine Rezensionen zu den anderen Teilen der Reihe: hier!
Ich bin beeindruckt, wie treu du trotz der Schwächen der Serie bleibst! :)
Kommentar by Corry — 8. Juli 2011 @ 14:00
Lol, ja – ich frag mich das auch zwischendurch, aber irgendwie hats dann doch was, dass man drann bleibt. Wobei ich mir nach diesem Band nicht mehr sicher bin.
Kommentar by Darkstar — 8. Juli 2011 @ 20:44