Die Welt in nicht allzu ferner Zukunft. Der Wissenschaft ist es dank der Gentechnik endlich gelungen, den Krebs vollständig zu besiegen. Doch die medizinische Errungenschaft hat verheerende Folgen: Frauen werden nur noch zwanzig, Männer nur noch fünfundzwanzig Jahre alt, ehe sie zwangsläufig ein schmerzhafter Tod ereilt. Während die eine Hälfte der Menschheit verzweifelt nach einem Heilmittel forscht, glaubt die andere Hälfte, durch die Seuche würde sich die Erde nun zu Recht der Krankheit Mensch entledigen. Die Gesellschaftsstrukturen sind zerfallen, Teile von Europa sind im Meer versunken und das Wasser der Ozeane ist zu salzig geworden, als dass die letzten Fische, die darin leben, noch genießbar wären.
In dieser Welt besteht Rhines Alltag aus einem harten Kampf um’s nackte Überleben. Zusammen mit ihrem älteren Bruder verbunkert sie sich im verfallenen Haus ihrer verstorbenen Eltern und lebt von der Hand in den Mund. Bis sie eines Tages von einer Gruppe Männer in grauen Anzügen auf offener Straße entführt wird. Zusammengepfercht mit einem Duzend anderer Mädchen in einem LKW weiß sie, was jetzt auf sie zukommt: Sie wird begutachtet wie eine Zuchtstute auf dem Pferdemarkt. Erfüllt sie die Kriterien eines Hausverwalters, wird sie in eine polygame Ehe gezwungen. Findet er keinen Gefallen an ihr, wird man sie töten. So einfach ist das. Rhine hat „Glück“. Der Hausverwalter wählt sie und zwei andere Mädchen aus, damit sie seinen Sohn Linden heiraten. Gemeinsam mit ihren neuen Schwesterfrauen bietet sich ihr fortan ein Leben in Luxus: In einem prunkvollen Herrenhaus liest man ihr jeglichen Wunsch von den Augen ab und bedient sie wie eine Prinzessin. Doch Rhine kann nicht vergessen, wie sie hier gelandet ist, und der Palast um sie herum erscheint ihr wie ein goldener Käfig. Gemeinsam mit einem Diener, mit dem sie sich anfreundet, schmiedet sie einen riskanten Fluchtplan …
Lauren DeStefanos Debütroman “Totentöchter – Die dritte Generation” ist für mich wirklich die Leseüberraschung des Sommers. Vom Pressetext her klang der Roman meiner Ansicht nach recht reißerisch und gewollt schockierend, erwartet habe ich deshalb nicht viel. An einem verregneten Sonntagmorgen vor einigen Wochen habe ich doch mal zum Vorab-Exemplar gegriffen – und dann war’s um mich geschehen. Ich habe mich den ganzen restlichen Tag nicht mehr vom Buch lösen können und erst mit dem Lesen aufgehört, als ich mit dem Roman durch war. Das lag natürlich auch an der spannenden Geschichte, die wesentlich weniger platt war als ich das erwartet hätte, vor allem aber an Lauren DeStefanos süffigem Stil: „Totentöchter – Die dritte Generation“ wird aus der Sicht von Rhine in der Ich-Form geschrieben. Rhines Stimme – ein Kompliment auch an die Übersetzerin – zieht den Leser sofort in ihren Bann und führt in Windeseile durch die nicht ganz 400 Seiten starke Handlung. Diese spickt die Autorin geschickt mit einigen leicht futuristischen Details, die die dystopische Welt gleichsam schrecklich und herrlich darstellen. Auch wenn Rhines verzweifelte Fluchtplanung vordergründig die Handlung bestimmt, so hat mir persönlich vor allem gefallen, dass DeStefano sich die Zeit nimmt, das komplizierte Verhältnis der Schwesterfrauen untereinander zu durchleuchten und so mehrere schöne Einzelbeispiele liefert, wie sich die jeweiligen Entführungsopfer in ihre neuen Rollen einfinden.
„Totentöchter – Die dritte Generation“ ist nicht nur ein spannender, sondern auch sehr emotionaler Dystopie-Roman, der den Leser packt und nicht mehr loslässt. Man bangt, leidet und hofft mit der Protagonistin und kann sich – trotz des schrecklichen Settings – auch hin und wieder mit ihr freuen und staunen. Der Roman ist der Auftakt einer Trilogie. Der nächste Band soll auf Deutsch im Herbst 2012 erscheinen. Ich für meinen Teil kann es kaum abwarten. Unbedingt lesen!
Fakten:
Titel: Totentöchter – Die dritte Generation
Autorin: Lauren DeStefano
Reihe: Totentöchter 1 (von 3)
Originaltitel: The Chemical Garden Trilogy (1) Wither
Übersetzung: Catrin Frischer
Aufmachung: Hardcover, 395 Seiten
Verlag: cbt
Preis: 16,99 €
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Übrigen’s: Ein Interview mit der Autorin gibt es in der September-Ausgabe der Nautilus!
Ich hatte es in der Hand und hab’s wieder zur Seite gelegt! War wohl ein Fehler! :)
Kommentar by Corry — 20. September 2011 @ 14:21
Hab die Leseprobe in der Nautilus gelesen und war sehr angetan von der schönen Schreibe. Ich mag eigentlich keine Dystopien, aber das Buch werde ich wohl mal auf meinen Wunschzettel packen.
Kommentar by Susanne — 21. September 2011 @ 15:03
Sag mir, wie du es fandest!
Kommentar by Darkstar — 21. September 2011 @ 20:49
Heute fange ich auch an, es zu lesen
Kommentar by Olga A. Krouk — 29. September 2011 @ 18:33
Ich bin gespannt, wie er dir gefällt ,-)
Kommentar by Darkstar — 29. September 2011 @ 20:04
Bis jetzt (ca. 70 Seiten) finde ich den Roman toll, vor allem auf der sprachlichen Ebene
Kommentar by Olga A. Krouk — 30. September 2011 @ 17:28
Das ging mir auch so. Die Liebesgeschichte hat mich nicht so überzeugt, aber die “Stimme” der Ich-Erzählerin hat mich eingesogen.
Kommentar by Darkstar — 1. Oktober 2011 @ 17:16
Was mich sehr stört, sind die inhaltlichen Wiederholungen. Es sind zwar jeweils nur 1-2 Sätze, kommen aber auffällig oft vor (manchmal sind sie fast gleich in der Struktur). Wie zB. dass die Mädchen im Lastwagen erschossen wurden – das habe ich beim ersten Mal schon kapiert, das brauche ich nicht, daran noch ein paar Mal erinnert zu werden.
Abgesehen von dieser Sache wäre die sprachliche Umsetzung perfekt, denn die Autorin arbeitet tatsächlich sehr gut mit der Stimme der Ich-Erzählerin.
Kommentar by Olga A. Krouk — 2. Oktober 2011 @ 07:03