Wenn Prominente Bücher schreiben, stellt sich bei mir automatisch eine gewisse Skepsis ein. So auch, als ich gehört habe, dass Chris Colfer (aka “Kurt Hummel” aus Glee) einen phantastischen Roman für Jugendliche geschrieben habe. Da die Inhaltsangabe von “The Wishing Spell” jedoch so reizvoll klang – und mich die Hörprobe auf Audible überzeugte – habe ich doch nicht widerstehen können und mich für die Hörbuchversion der Fairy Tale-Fantasy entschieden. Zum Glück! Denn das Buch ist wirklich toll. Doch erstmal ein paar Infos zum Inhalt:
Seit die Zwillinge Alex (ein Mädchen) und Connor (ihr Bruder) vor einem Jahr ihren Vater verloren haben, hat es die Familie schwer. Nur ihre Liebe zu den Märchen, die ihnen ihr Vater und ihre Großmutter früher immer vorgelesen haben, spendet ihnen etwas Trost. Umso überraschter sind sie, als sie zum Geburtstag das alte Märchenbuch ihrer Großmutter geschenkt bekommen – und sie mit dessen Hilfe eines Nachts durch Zauberhand selbst mitten im Märchenreich landen. Die anfängliche Begeisterung schwindet aber ziemlich schnell, als sie mitbekommen, dass dort unzählige Gefahren lauern: Schneewittchens Stiefmutter ist nach Jahren der Gefangenschaft aus ihrem Kerker entkommen; in den Wäldern treiben Trolle, Hexen und Wölfe ihr Unwesen; Goldlöckchen ist zu einer gesuchten Verbrecherin geworden und verfluchte Orte können einem arglosen Wanderer zum tödlichen Verhängnis werden. Als Alex und Connor dämmert, dass sich ihre Mutter auch so langsam Sorgen um sie machen dürfte, machen sie sich auf, einen Weg nach Hause zurück zu finden. Ihre ganze Hoffnung ruht auf dem sogenannten „Wishing Spell“, ein Zauber, der es ihnen ermöglichen könnte, in die Realität zurückzukehren. Doch um diesen Zauber zu wirken, müssen sie zahlreiche machtvolle und gut versteckte Gegenstände finden: eine Locke von Rapunzels Haar, der Glaspantoffel von Dornröschen und die Nadel von Dornröschens Spinnrad sind nur einige wenige davon …
Mit “The Wishing Spell” hat mich Chris Colfer tatsächlich überrascht. Es ähnelt ein wenig Janette Rallisons großartigem “Echte Feen, falsche Prinzen“, auch wenn dieses mehr die Romantasy-Schiene fährt, Colfer hingegen einen klassisches Kinder- und Jugendbuch für beiderlei Geschlechter geschrieben hat. Die Geschichte, die er erzählt, ist flüssig, gut geschrieben, unterhaltsam und macht Lust auf mehr. Eindrucksvoll stellt Colfer unter Beweis, dass er durchaus schriftstellerisches Talent hat – und sich mit der Märchenwelt (nicht nur) der Brüder Grimm bestens auskennt (oder sehr gut recherchiert hat).
Anders als viele Amerikaner kennt er offensichtlich nicht nur die zuckersüßen Disney-Versionen mancher Märchen, sondern auch deren dunkle Wurzeln, und er weiß diese zu nutzen. Er stellt in seinem Buch fragen, die sich viele Märchenliebhaber sicher auch schon gestellt haben: Warum hasste die Stiefmutter Schneewittchen wirklich so? Woher kam ihr Zauberspiegel und was hat es damit auf sich? Darauf findet er eigene Antworten, teils nahe liegende, teils interessante.
Trotzdem bleibt „The Wishing Spell“ immer noch ein lichtes, humorvolles Buch, das mich nicht vom Haken gelassen hat.Colfer glänzt durch einen fabelhaften Humor. Vor allem Connors trockene, sarkastische Art hat dazu geführt, dass ich während des Hörens öfter laut aufgelacht habe. Auch seine Interpretation geliebter Charaktere hat mir gefallen: Rotkäppchen beispielsweise ist inzwischen Königin, und wird abwechselnd von Alpträumen über den Wolf und erotischen Träumen von Jack (der von den Wunderbohnen) geplagt – und ist darüber hinaus noch eine kratzbürstige Neureiche und recht hohl in der Birne.
Auch die Zwillinge selbst machen Spaß: Connor ist ein bisschen pragmatischer als seine Schwester, in der Schule eher ein Versager, in der Märchenwelt erweist er sich jedoch als echter Held – der genervt davon ist, dass seine Schwester auf dem Weg nach Hause immer und überall stehen bleibt, um Sehenswürdigkeiten in der Märchenwelt zu bestaunen, als wären sie in einem Disney-Themenpark: Rapunzels Turm zum Beispiel, oder der Ballsaal des Königsschlosses. Cinderella und Dornröschen hingegen sind dagegen etwas zu verkitscht perfekt geraten, aber immerhin bewegen wir uns in der klassischen Märchenwelt. Wer Hörbücher mag, dem würde ich unbedingt die Hörbuchversion empfehlen, denn Colfer liest seine eigene Geschichte grandios ein. Er verkünstelt sich nicht, verleiht aber den mitunter skurrilen Figuren ganz eigene Stimmen.
Auch wenn “The Wishing Spell” keine tiefschürfende Literatur ist und Colfer so manche Logiklöcher nicht ganz umschiffen konnte – und es für die Zwillinge hier und da sicher ein bisschen zu einfach war – so empfehle ich dieses Hörbuch dennoch rundherum jedem Märchenfan. Er wird Spaß daran haben. Garantiert!
Das Hörbuch bei Audible downloaden: hier!
Ah, schön, dass du das rezensiert hast. Hab mich auch schon gefragt, ob das gut ist.
Die Rezi klingt ja sehr vielversprechend. Chris Colfer scheint ein Allround-Talent zu sein.
Kommentar by Neptun — 25. September 2012 @ 17:43
[…] gut sein. “The Wishing Spell” hingegen hat mich wirklich begeistert – was man meiner Rezension sicher auch entnehmen […]
Pingback by Darkstars Fantasy News » Chris Colfer setzt YA Fairy Tale-Fantasy fort | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy - ein Fantasy Blog — 17. Juli 2013 @ 12:01
[…] seinem Debütroman “The Land of Stories: The Wishing Spell” hat mich US-Schauspieler Chris Colfer (Kurt aus Glee) total überrascht: Sein Erstling war […]
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