Rache, Verrat, ein Teufelspackt und mittelalterlicher Spuk – in seinem Roman “Teufelsacker” erweckt Carsten Steenbergen (“Steamtown“) das dunkle deutsche Mittelalter in einem Mystery-Krimi zum Leben. Worum es in dem Buch genau geht, darüber habe ich hier bereits berichtet.
Im Interview verrät Carsten unter anderem etwas über die Hauptfigur von “Teufelsacker” und wie die Idee zum Roman entstanden ist …
Welche drei Schlagworte beschreiben Deinen Roman am besten?
Da muss ich nicht lang überlegen: Uralte Legende, Teufelsbeschwörung und Kirchengeheimnisse.
Was hat Dich inspiriert und was hat Dich überzeugt, aus Deiner Idee einen Roman zu entwickeln?
Die Idee zu “Teufelsacker” ist aus einem Hörspiel entstanden, dass ich vor einigen Jahren schreiben durfte.
Ich weiß, normalerweise läuft umgekehrt. Erst das Buch und dann das Hörspiel bzw. Hörbuch. In diesem Fall entwickelte ich ein Konzept für eine ganze Reihe schauriger Hörspiele, die in unterschiedlichen Jahrhunderten der Stadt Mönchengladbach spielen sollten. Unter anderem deswegen, weil die Stadt selbst irgendwie kaum unheimliche Sagen und Geistergeschichten parat hat. Und womit fängt man dann besser an als mit der Gründungslegende dieser Ortschaft?
Im Grunde war dafür alles vorhanden: Eine Abtei, eine weitbekannte Bibliothek, einen berühmten Dombaumeister (Gerhard von Rile, siehe auch Kölner Dom) und jede Menge Wasserspeier unbekannten Alters. Schon während der Arbeiten am Drehbuch fielen immer mehr Puzzleteile an ihren Platz, die ich aber nicht alle in dem zeitlich begrenzten Hörspiel unterbringen konnte.
Faszinierend fand ich vor allem die Zusammenhänge zwischen kirchlichen Doktrinen und den tief verwurzelten abergläubischen Vorstellungen von Geistern, Unholden und anderer dämonischen Wesen. Das verlangte einfach nach mehr Raum. Und den konnte ich nur in einem eigenen Roman finden. Ich schrieb also ein Expose und bewarb mich damit bei einer Literaturagentur. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.
Verrate uns bitte etwas über die Hauptfigur Deines Romans …
Heinrich ist der etwas verwöhnte Sohn des örtlichen Landvogts und hält sich im Jahr 1256 in der Abtei zu Gleidebach auf, um dort für seine späteren Aufgaben alle nötigen Kenntnisse zu erlernen: Latein, Schreiben, etwas Mathematik und Politik. Also alles, was ihm gerade eigentlich am wenigsten Spaß bereitet.
Angeleitet wird er dabei von Bruder Cornelius, seinem zugeteilten Mentor. Als Katharina, die Tochter des Bauern Bruno, für die er heimliche Gefühle hegt, mit einer schrecklichen Nachricht und einem Hilfegesuch zur Abtei kommt, regt sich in ihm plötzliches Verantwortungsgefühl. Vor allem, weil sich sonst niemand für den Vorfall auf dem Acker des Bauern zu interessieren scheint.
Allerdings ahnt er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es sich dabei um einen leibhaftigen Korngeist handelt, der auf brutale Art und Weise Menschen umbringt. Je mehr er sich jedoch einbringt, desto tiefer wird er in eine unglaubliche Veschwörung verstrickt, die Jahrhunderte zurückreicht. Schließlich muss er nicht nur um Katharinas Leben kämpfen, sondern die ganze Ortschaft vor einem tödlichen Unheil bewahren. Heinrich wächst also ordentlich über sich hinaus.
Gibt es Klischees, die Dein Roman bewusst bedient, weil das Publikum sie liebt? Oder gab es ein Klischee, dass Du um jeden Preis vermeiden wolltest?
Ich habe versucht, mich so weit wie möglich von irgendwelchen Klischees fern zu halten. Das fing bereits damit an, dass ich keinen typisch trockenen, schweren Historienwälzer schreiben wollte, sondern einen spannenden, unheimlichen Roman, bei dem man trotzdem etwas über die damaligen Vorstellungen lernen kann.
Aus dem gleichen Beweggrund handelt “Teufelsacker” auch nicht von den in den letzten Jahren so oft bedienten Figuren der Vampire, Werwölfe oder Zombies. Wichtig war für mich, dass etwas Althergebrachtes, heute schon Vergessenes wie der Korngeist (oder Bilmesschnitter und Willeweis) in den Vordergrund gerückt wird, was den Menschen damals ziemlich große Furcht eingeflößt hat. Und dass das möglichst authentisch rüberkommt. Die Recherche zu “Teufelsacker” war daher recht umfangreich.
Was hat Dir beim Schreiben die meisten Schwierigkeiten bereitet?
Am Schwierigsten war vermutlich, die ganzen Verwicklungen und Zusammenhänge, sowohl figurenbezogen als auch historisch im Zaum zu halten. Auch wenn ein Roman mehr Platz als ein Hörspiel zur Verfügung hat, sollte es ja kein 1.000-seitiger Wälzer werden. Irgendwann muss man sich dann schweren Herzens von diversen Details und weiteren Ideen trennen, damit es nicht ausufert. Ändert aber nichts daran, dass die Geschichte zú schreiben wahnsinnig Spaß gemacht hat.
Wie bist Du überhaupt zum Schreiben gekommen? Worum ging es in Deiner ersten Erzählung?
Der Auslöser für den eigenen Schreibstart war vor ungefähr 7 Jahren tatsächlich eine Art Fanfiction-Roman, der mich nach Jahrzehnten der Lesesucht schlichtweg aus den Socken gehauen hat.
Leider nicht, weil der Roman so großartig war. Im Gegenteil. “Dummerweise” lies ich mich vor Zeugen dazu hinreißen, zu behaupten, dass ich es allemal besser könnte. So in der Pflicht, begann ich meinen ersten eigenen Roman, einem klassischen Fantasyroman, in dem es um zwei verfeindete Völker und einen bösen Magier ging, und scheiterte mit Fahnen und Trompeten nach nur 50 Seiten. In denen es übrigens dauerhaft kalt und verregnet war.
Das änderte aber nichts daran, dass mich der Schreibvirus gepackt hatte. Ich beschloss, etwas kleiner anzufangen und schrieb Kurzgeschichten. Danach Hörspiele und nun Romane. Ich kann also nicht auf den klassischen Werdegang eines Autors zurückblicken, der schon immer Geschichten erzählte. Aber so hat es bisher auch ganz gut funktioniert.
Mit welcher fiktiven Figur würdest Du gern mal einen Abend lang um die Häuser ziehen?
Am liebsten einmal mit Sherlock Holmes.
Sein Auge für das Detail ist ungeschlagen und vielleicht könnte man sich davon das ein oder andere mitnehmen. Seine verschrobene Art und seine Egozentrik dürfte zudem für einige Überraschungen sorgen. Könnte also ein spannender Abend werden.
Nach dem Buch ist vor dem Buch: Woran arbeitest Du gerade?
Wie immer an mehreren Projekten. Eins allein wäre ja auch langweilig. Zum einen soll es einen weiteren Phantastik-Roman geben, allerdings nicht aus dem Bereich der klassischen Highfantasy. Aktuell wird hierzu mit einigen Verlagen gesprochen.
Dazu schreibe ich an weiteren Kurz-Thrillern, zunächst im eBook-Bereich.
Und dann steht ein etwas umfangreicheres Hörspiel-Projekt in den Startlöchern. Detektiv-Geschichten für Kinder und Jugendliche. Ein Projekt, auf das ich mich sehr freue.
Und last but not least gehen bald die ersten beiden Kapitel von “Steamtown” als Hörbuch an den Start. Meine beiden Kollegen Tom und Stephan Orgel und ich konnten den grandiosen Detlef Tams als Sprecher gewinnen. Erdenstern steuerte den Soundtrack dazu. Da freuen wir uns sehr darüber.
Vielen Dank!
Carsten Steenbergens Website findet ihr hier!
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