Mit ihrer “Newsflesh”-Trilogie – von der im Juli bei Audible endlich der dritte und abschließende Teil auf Deutsch erscheint – hat Mira Grant eine mitreißende Geschichte um Zombies und Blogger geschrieben, die auch oder vielleicht sogar vor allem Nicht Zombie-Fans anspricht. Um die Wartezeit bis zum Erscheinen von “Blackout” etwas zu verkürzen, habe ich zu “Apocalypse Scenario #683: The Box” gegriffen, einer Kurzgeschichte aus der Feder der Autorin, die auch als englischsprachiges Hörbuch erschienen ist:
Vor rund fünfzehn Jahren haben sich auf der Highschool eine Gruppe damaliger Außenseiter kennengelernt und miteinander angefreundet. Seither treffen sie sich jeden Freitag Abend zu Bier und Chips – und, um ein sehr makabres Spiel zu spielen: Sie sprechen Szenarien durch, mit deren Hilfe man die Menschheit vernichten könnte. Jeden Freitag ist ein anderes Mitglied aus der Gruppe an der Reihe, ein ausgedachtes Szenario vorzustellen, während die anderen nach Argumenten suchen, weshalb dieses nicht funktionieren kann.
Doch diesen Freitag ist alles anders: Die Wissenschaftlerin Cole erscheint selbst nicht zum Spiele-Abend. Stattdessen hat sie eine Box und eine Sprachaufnahme geschickt, mit der sie ihren neuen Plan vorstellt – das Apocalypse Scenario #683: Die Box. Zunächst sind ihre Freunde belustigt von Coles neuem Plan. Doch je mehr sie davon hören, desto mehr bekommen sie es mit der Angst zu tun …
Die Geschichte hat zwar nichts direkt mit der “Newsflesh”-Reihe zu tun (zumindest, soweit ich das bisher beurteilen kann), aber wer Mira Grants Romane mochte, kommt auch hier auf seine Kosten. Und wer diese noch nicht kennt, für den bietet diese kleine Thriller-Story eine gute Gelegenheit, sich mit Mira Grants Stil und den Themen, mit denen sie sich beschäftigt, vertraut zu machen.
Mira Grant kann schreiben. Jeder ihrer drei “Newsflesh”-Romane wurde für den begehrten “Hugo Award” nominiert und mit ihrem charmant-sarkastischen Erzählstil begeistert sie ihre Fans. Die vorliegende Kurzgeschichte ist zwar weniger charmant-sarkastisch als vielmehr zynisch, gefällt aber deshalb nicht weniger. Natürlich lebt “Apocalypse Scenario #683: The Box” von seiner Idee; große Plot-Twists darf man nicht erwarten.
Stattdessen schraubt Grant in den rund 20 Minuten Laufzeit das Grauen immer mehr nach oben und zieht den Hörer mehr und mehr in die Geschichte hinein. Diese funktioniert zwar für sich stehend, könnte aber auch großartig die Ausgangslage für einen ganzen Roman bilden. Am Ende des Hörbuchs ist es fast schon schade, von der ungewöhnlichen Clique Abschied nehmen zu müssen.
Die Autorin liest übrigens ihre Geschichte selbst ein. Solche Experimente können gut gehen, müssen aber nicht. Im vorliegenden Fall – und das mag auch an der kurzen Laufzeit handeln – funktioniert das allerdings wunderbar. Mira Grant erweist sich als fähige Erzählerin, die die Geschichte angenehm und mit Gespür für die richtige Atmosphäre einspricht.
Und damit kommen wir zum einzigen wirklichen Problem von “Apocalypse Scenario #683: The Box”: das Verhältnis von Preis und Laufzeit. Als Hörbuch dauert die Thriller-Kurzgeschichte gerade mal 22 Minuten. Dafür erscheint selbst der niedrige Preis 2,95 EUR etwas zu hoch gegriffen. Für diese Länge hätte ich persönlich 99 Cent für angemessen gehalten.
Dennoch: Lässt man den Preis mal außer Acht, kommen Mira Grant-Fans voll auf ihre Kosten.
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