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16. Mai 2015

Lucy Hounsom: Naris
Die Legenden von Mond und Sonne

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 11:15

NarisIn den letzten Jahren sind sie [in Deutschland] rar geworden: High Fantasy-Romane mit weiblichen Hauptfiguren, die etwas weniger “grimdark” sind, dafür etwas magischer und charakterorientierter. Bücher im Stil von Juliet Marillier oder Diana L. Paxson findet man hierzulande derzeit leider selten.

Umso erfreuter war ich deshalb, als mir “Naris – Die Legenden von Sonne und Mond” in die Hände fiel, das Debüt einer englischen Buchhändlerin, deren Herz eindeutig für die Fantasy schlägt – auf ihrem Blog findet man zahlreiche Reviews zu Fantasy-Romanen. Zum Review-Schreiben wird sie jetzt vermutlich weniger oft kommen, denn “Naris” ist der Auftaktband einer Trilogie – und kann sich sehen lassen. Bereits das Cover deutet es an: Es wird magisch – und eine junge Frau steht im Mittelpunkt der Handlung:

Kyndra, ein junges Mädchen, wächst in einem abgelegenen Dorf auf. Wie alle jungen Menschen an der Grenze zum Erwachsenenaltern soll sie der Tradition folgend am “Tag der Zeremonie” durch ein uraltes Artefakt erfahren, welcher Bestimmung sie folgen soll. Doch etwas geht schrecklich schief: Nicht nur wird Kyndra bereits Stunden vor der Zeremonie von seltsamen Visionen geplagt, als sie das Artefakt in die Hand nimmt, geschieht das Unfassbare: Das Wasser in der Schale, die sie hält, verwandelt sich in Eis und das Artefakt birst.

Kyndra ist ebenso entsetzt wie die anderen Dorfbewohner. Doch noch ehe jemand beschließen kann, was als nächstes geschieht, überstürzen sich die Ereignisse: Die gefährlichen Stürme, die ganze Landstriche vernichten, drohen Kyndras Heimatdorf zu überziehen – und zwei geheimnisvolle Fremde tauchen auf, ein Mann und eine Frau, die über seltsame Kräfte verfügen. Die blinde Bregenne scheint durch das Licht des Mondes Magie wirken zu können, während ihr junger Begleiter Nediah seine Kraft aus dem Strahlen der Sonne zu schöpfen scheint. Sie zwingen die unwillige Kyndra dazu, mit ihnen das Dorf zu verlassen und eine Reise anzutreten, auf der sich der jungen Frau nicht nur ihr künftiges Schicksal offenbart, sondern auch die Wahrheit über ihre eigene Vergangenheit. Denn wie Bregenne und Nediah verfügt auch Kyndra über mächtige Kräfte. Gemeinsam durchqueren sie den halben Kontinent einer phantastischen Welt. Ihr Ziel: Naris – eine von Legenden umwobene Festung, deren Lage und tatsächliche Existenz ein gut gehütetes Geheimnis ist …

In einem Interview auf Piper-Fantasy.de verrät Lucy Hounsom, dass ihr die Idee zu “Naris” bereits vor vielen Jahren gekommen ist, als sie 17 war und Romanzyklen wie Das Schwert der Wahrheit und Das Rad der Zeit verschlungen hat. Jetzt, Jahre später, hat sie einen Roman geschrieben, von dem sie hofft, dass er “den Idealen des Mädchens treu” bleibt, das sie damals war, auch wenn sie über das Schreiben inzwischen viel dazu gelernt hat.

Ich finde, das ist ihr gelungen. Die Figuren selbst könnten geistige Geschwister der klassischen Fantasy-Epen der 80er Jahre sein – von Eddings Belgariad-Saga über die Shannara– und Drachenlanze-Romane hinweg.  “Naris” liest sich flüssig, spannend und atmosphärisch und fängt den Flair dieser alten Klassiker gut ein, wirkt aber dabei (größtenteils) nicht altbacken. Lucy Hounsom erweckt gekonnt eine High Fantasy-Welt zum Leben, die tatsächlich in der Tradition klassischer 80er Jahre Welten steht, aber auch etwas Eigenes besitzt. Fliegende Schiffe, Lufthäfen, Kyndras Heimatdorf und die verschollene Festung Naris – die Autorin beschreibt dies gekonnt und lässt so Bilder vor dem Auge des Leser entstehen. Besonders gut gefallen hat mir das Magiesystem, dass von den Kräften der Himmelskörper abhängt und dadurch gewissen Beschränkungen unterliegt. Wer mit dem Licht des Mondes Magie wirkt, ist machtlos, wenn die Sonne am Himmel steht. Ebenfalls sehr gelungen fand ich die Tatsache, dass die Handlung dieses klassischen Coming Of Age-/Magieschüler-Abenteuers im letzten Drittel nochmal einen neuen Dreh bekommt.

Insgesamt ist “Naris – Die Legenden von Mond und Sonne” wohl weniger vergleichbar mit den Romanen von Juliet Marillier & Co. als ich zunächst dachte. Das ist aber nicht schlimm. Wenn ich einen Vergleich ziehen müsste, würde ich sagen, Leser, die von Trudi Canavans Romanen begeistert sind, kommen auch hier auf ihre Kosten.

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2 Comments »

  1. Das mit dem Rad der Zeit spricht zwar unheimlich für das Werk, aber da ich schon recht zwiespältige Meinungen gelesen habe, kann ich mich einfach nicht überwinden, das viele Geld für den Roman auszugeben. Vielleicht gibt es ihn irgendwann über Tausch oder gebraucht.

    Kommentar by Soleil — 22. Mai 2015 @ 17:59

  2. Wie gesagt, ich finde es auch etwas mehr “Trudi Canavan” als “Rad der Zeit”, auch wenn dieser 80er Jahre Flair irgendwie da ist …

    Kommentar by Darkstar — 23. Mai 2015 @ 00:26

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