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4. August 2015

C. L. Wilson: Der Winter erwacht

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 12:00

Der Winter erwachtEuer Sohn hat mir meine Königin geraubt, einen der größten Schätze meines Reiches und meinen Erben. Ihr werdet mir wieder geben, was ich verloren habe.

Seit der Kronprinz von Sommergrund die Braut des Königs von Winterfels entführt und dabei dessen Bruder getötet hat, befinden sich die Nachbarkönigreiche in unversöhnlichem Krieg. Als Wynter Atrialan seine magischen Kräfte entfesselt und das Land seiner Feinde mit Eis und Schnee überzieht, muss sich sein Gegner geschlagen geben.

Um einen dauerhaften Friedenspakt zu schließen, fordert der Winterkönig viel: die Hand einer der drei schönen Töchter des Königs. Was er nicht ahnt: Der Sommerkönig hat noch eine vierte Tochter. Ungeliebt und in abgetragene Kleider gehüllt lebt Chamsin kaum besser als eine Dienerin verborgen in den abgelegensten Winkeln des Schlosses. Doch eine treue Amme hat sie auf ihr königliches Erbe gut vorbereitet und Chamsin, die Sturmprinzessin, verfügt ebenfalls über mächtige Magie …

C. L. Wilsons Der Winter erwacht ist nicht nur ein romantisches Fantasy-Märchen, sondern auch der Auftakt eines zweiteiligen High Fantasy-Abenteuers, das mit dem Roman Wenn der Sommer stirbt fortgesetzt und abgeschlossen wird. Beide Titel sind gleichzeitig erschienen und werden zudem durch ein schönes Doppelcover miteinander verbunden, die aneinander gelegt ein Bild ergeben.

Von Wilson hatte ich zwar bereits als Autorin der Tairen Soul-Romane (Im Bann des Elfenkönigs etc.) gehört, bis dato aber noch nichts von ihr gelesen. Da kam mir der Zweiteiler gerade recht, zumal ich mir ohnehin (auf Anraten von Soleil) immer mal wieder vornehme, es mit Fantasy Romance zu probieren.

Als ich mit Der Winter erwacht anfing, dachte ich zunächst allerdings, ich würde nicht weit kommen. Das lag an Wilsons Stil, der anfangs teils doch sehr altbacken und pathetisch daher kam und damit abschreckend auf mich wirkte:

“Musst du wirklich gehen?” Die siebzehnjährige Chamsin Coruscate umklammerte die Hand ihres geliebten Bruders, als könne sie ihn allein durch ihr Festhalten am Fortgehen hindern.

So beginnt das Buch.

Dann war aber die zweite Hälfte des Prologs inhaltlich so stark, dass ich der Geschichte doch eine Chance geben wollte – und bereits zur Mitte des zweiten Kapitels hatte mich der Roman dann am Hacken. Für mich lässt sich Der Winter erwacht mit den italienischen TV-Fantasymärchen der 90er Jahre (Prinzessin Fantaghiró, Der Ring des Drachen) vergleichen, wobei Wilsons Stil hier dem Niveau der Special Effects der TV-Filme entspricht: nicht wirklich schlecht, aber auch nicht bombastisch. Darüber hinweg tröstet eine wirklich märchenhafte Geschichte.

Meine Inhaltsbeschreibung oben kratzt nämlich nur an der Oberfläche. Zwischen den Buchdeckeln gibt es noch viel mehr zu entdecken:

So verfügen die Mitglieder des Adels – in unterschiedlich ausgeprägter Stärke – über faszinierende Magie: Die Sommerländer verfügen über Wettergaben, die von der Sonne abhängig sind. Nicht umsonst werden Chamsins Schwestern Frühling, Sommer und Herbst genannt und ihr Bruder, der das Talent besitzt “jedes gefiederte Geschöpf nach Lust und Laune zu kontrollieren”, der “Falke”.

Der Legende nach wurde vor vielen Jahrhunderten das magische Schwert des Sommerprinzen von einem der Winterkönige gestohlen und verborgen gehalten – auch wenn sich die Sagen, weshalb das geschehen ist, je nach Region stark voneinander unterscheiden.

Wenn der Sommer stirbtIm Mittelpunkt aber stehen die Charaktere – und dieser Roman ist Chamsins und Wynters (Liebes-)Geschichte. Aus ihrer beider Sicht wird die Handlung auch abwechselnd erzählt. Wynter ist nicht das grausame, kaltherzige Biest, für das man ihn nur nach Lesen der Inhaltsangabe vielleicht hält. Wir lernen ihn als sanften, diplomatischen jungen Mann kennen. Nach der Ermordung seines Bruders wird er von Rache verzehrt, aber sein freundliches Wesen ist immer noch vorhanden, auch wenn er das seinen Feinden zunächst nicht zeigt. Chamsin hingegen, tief verletzt von der Ablehnung ihres Vaters ihr gegenüber, besitzt über ein aufbrausendes Wesen und lässt sich nicht einschüchtern. Die perfekte Ausgangslage also für eine stürmische Liebesromanze.

Die steht dann ab ungefähr der Hälfte des ersten Bandes auch ziemlich im Mittelpunkt. Ich persönlich hätte mir da ein bischen mehr “anderen Handlungsanteil” erwünscht, aber das Buch will eben eine Romance sein, und die bekommt man auch.

Nebenbei bemerkt: In den USA ist der Zweiteiler unter dem Titel “The Winter King” als ein Roman erschienen. Bisher habe ich nur Teil 1 gelesen, und natürlich endet der mit einem Cliffhanger. Auch, wenn die Geschichte im Grunde recht trivial ist, hab ich mich unterhalten gefühlt und ich mochte Figuren und Setting.

Schön deshalb, dass die Autorin bereits an einem weiteren Roman arbeitet, der in dieser Welt spielt. Er soll The Sea King heißen und in den USA 2016 erscheinen. Im Mittelpunkt steht dann Chamsins Schwester, deren Schicksal sich mit dem König von Seehafen verstrickt – einem winzigen Küstenkönigreich, das ebenfalls an Sommergrund und Winterfels angrenzt.

Wunderbar, dass es mal endlich nicht um Drachen, Trolle oder Vampire ging.

Ich bleibe dabei: Wer romantische Fantasy-Märchen im Stil von Fantaghiró & Co. mag, sollte hier zuschlagen.

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2 Comments »

  1. Ich musste gerade ein bisschen schmunzeln, denn vor meiner Tür haben die beiden Bücher auch überraschend gestanden und ich habe beide schon vor einigen Tagen gelesen. Und: Ich wollte sie Dir empfehlen, denn mir haben sie ganz hervorragend gefallen, wenn das erste auch etwas mehr als das zweite. Allerdings glaube ich, dass Dir das zweite besser gefallen könnte. Wir werden sehen :)
    Was beim lesen allerdings wichtig ist: Man muss sich auf Genre und Geschichte ein bisschen einlassen, nimms mir nicht übel, aber ein kleines winziges Bisschen klingt es ein bisserl herablassend. Und über die “altbacken” Sache sollten wir uns auch mal unterhalten. ;-) Aber es freut mich, dass Du es gelesen hast und bin gespannt, was Du zum zweiten Buch zu sagen hast.

    Kommentar by Soleil — 5. August 2015 @ 11:28

  2. Hallo Soleil,

    upps, herablassend wollte ich nicht klingen, wirklich nicht. Danke für den Hinweis. Kannst du mir noch sagen, welche Stelle du jetzt genau meinst, ich bin nämlich schon “betriebsblind” und finde sie nicht in meiner Rezension. Da würdest mir sehr helfen.

    Und altbacken – ja, das wurde besser, aber gerade am Anfang hab ich gebraucht, bis ich in den Stil hineingefunden hab.

    Ansonsten hab ich mich auch sehr gut unterhalten gefühlt und freu mich auf Band 2, den ich allerdings erst in ein paar Wochen lesen können werde.

    Kommentar by Darkstar — 5. August 2015 @ 13:41

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