Vor Jahrhunderten hat sich ein terranisches Raumschiff in den Weiten des Alls verirrt und notlandete schließlich auf einem Planeten mit rauhem Klima, einer blutroten Sonne und vier Monden. Die Überlebenden tauften ihre neue Heimat Darkover, verbanden sich mit den einheimischen Rassen und gründeten eine neue Gesellschaft. Über die Epochen entstand eine mittelalterliche Kultur, deren adelige Herrscher Psi-Kräfte entwickelten – jegliche Erinnerung an ihre terranische Herkunft ging jedoch verloren.
Zu Beginn von “Rediscovery” entdeckt ein Forschungsschiff des Terranischen Imperiums Darkover erneut. Während die Wissenschaftler und Raumfahrer auf einem der Monde ihre Basis aufschlagen, um von dort aus den Planeten zu untersuchen, ahnt eine junge Frau bereits, das eine fremde Macht aus den Sternen ihre Hände nach Darkover ausstreckt und das Schicksal ihrer Heimat für immer verändert: Leonie Hastur, 16 Jahre jung, schön, intelligent aber auch über die Maßen selbstbewusst und ehrgeizig verfügt über die stärksten Psi-Kräfte ihrer Generation.
Ein Aufeinanderprallen der unterschiedlichen Kulturen – eine hochtechnisiert und sehr rational, eine andere mittelalterlich und intuitiv – scheint unvermeidlich.
“Rediscovery” ist ein Darkover-Roman, auf dessen Cover neben Marion Zimmer Bradley auch Mercedes Lackey (“Heralds of Valdemar“) steht. Lackey, die zahlreiche ihrer frühen Kurzgeschichten an Zimmer Bradleys Anthologiereihe “Magische Geschichten” verkauft hatte, wurde seinerzeit von der Autorin und ihrem US-Verlag als “Erbin von Darkover” gehandelt, als jene Autorin, die den Staffelstab von Marion Zimmer Bradley übernehmen und neue Darkover-Romane schreiben sollte. Schlussendlich wich man von diesem Plan allerdings wieder ab, vermutlich, weil sich Lackey lieber auf ihre eigene, extrem populäre Romanreihe (“Heralds of Valdemar”) konzentrieren wollte.
“Rediscovery” wirft also nicht nur Licht auf ein entscheidendes Kapitel in der Geschichte Darkovers, sondern vermittelut uns auch eine Ahnung dessen, wie die Saga heute aussehen würde, wenn Lackey sie fortgesetzt hätte. Und das macht die mittlerweile selbst zur Bestsellerkönigin avancierte Autorin auch gar nicht schlecht. Einige chronologische Ungereimtheiten zu den anderen Romanen fallen vermutlich nur Fans auf. Die Geschichte ist in sich schlüssig, und sowohl die Passagen, die aus Sicht der terranischen Wiederentdecker spielen als auch jene, die aus Sicht von Leonie Hastur geschildert werden, machen Spaß. Auch wenn man Leonie Hastur leider nur am Anfang ihrer Ausbildung als Bewahrerin begleitet und der Roman sich über ihre entscheidenden Ausbildungsjahre ausschweigt. Das ist schade, ebenso wie es schade ist, dass man das Annähern der terranischen Zivilisation und der darkovanischen Einwohner nur in ihrem Anfangsstadium erlebt. Hier weckt der Roman, der Darkovers Wiederentdeckung zum zentralen Thema hat, eindeutig mehr Erwartungen, als er schlussendlich erfüllt. Man erwartet von dem Buch etwas anderes, als es sein will.
Nachdem ich einige Minuten gebraucht habe, um mich an Christa Lewis als Sprecherin zu gewöhnen, war ich schlussendlich von ihr sehr angetan und es ist sicher nicht das letzte Werk, das ich mir von ihr vorlesen lassen werde. Schade, dass es bis auf zwei Ausnahmen keine weiteren Hörbuch-Versionen zum “Darkover”-Zyklus gibt. Ich hoffe, hier folgen schon bald mehr.
Eignet sich “Rediscovery” zum Einstieg in den großartigen Science Fantasy-Zyklus? Eher nicht. Ich persönlich würde neugierigen Lesern empfehlen, mit “Herrin der Falken” oder u. U. auch “Das Zauberschwert” oder “Die zerbrochene Kette” zu beginnen.
“Rediscovery” ist aber ein tolles Buch, um nach Jahren wieder mal nach Darkover zurückzukehren; um es neu zu entdecken. Es ist ein eher ruhiger Roman, trotz des zentralen Themas kein spannungsgeladener Pageturner. Vielmehr eignet er sich dazu, die Darkovanische Kultur etwas näher kennenzulernen. Und natürlich ist es ein aufschlussreicher Roman für all jene, die sich für die Jugend von Leonie Hastur interessieren – jener Bewahrerin, die in Darkover an sich und in “Der verbotene Turm” insbesondere eine so wichtige Rolle spielt.
Eine Hörprobe findet ihr übrigens hier.
“Darkover: Rediscovery” könnt ihr bei Audible downloaden.