Es ist September – und damit wieder Zeit für October (Daye), die Heldin der großartigen Urban Fantasy-Serie von Seanan McGuire. Mit The Brightest Fell erscheint dieser Tage der bereits elfte Roman und die Welt der Fae im modernen San Francisco. Die Erwartungshaltungen der Fans sind groß, und diesmal konfrontiert die Autorin ihre Leser – und Toby – mit einigen lange erwarteten Begegnungen.
Eigentlich sollte sich Toby inzwischen daran gewöhnt haben, unerwartet Besuch zu bekommen. Als jedoch wie aus dem Nichts ihre Mutter Amandine vor der Tür steht, verschlägt es ihr dennoch die Sprache. Das herzliche Wiedersehen, dass sich die Leser insgeheim erhofft haben mögen, bleibt jedoch aus. Amandine verlangt von Toby, dass diese nach ihrer verschollenen Schwester August sucht. Und um Tobys Kooperation zu gewährleisten, ist ihr jedes Mittel recht.
Und so sieht sich Toby gezwungen, Hilfe an unerwarteter Stelle zu suchen. Nicht nur bei der Luidaeg bittet sie um Unterstützung, sondern auch bei einem ihrer ältesten Feinde. Gemeinsam begeben sich die beiden auf eine Suche, die sie tief in das Herz der Sommerlande führt …
Seanan McGuire hat bereits eine große Reihe hervorragender Urban Fantasy-Romane abgeliefert – und dadurch die Erwartungshaltung entsprechend hochgeschraubt. In Anbetracht dessen habe ich The Brightest Fell deshalb mit gemischten Gefühlen gelesen. Grundsätzlich erzählt die Autorin eine spannende Geschichte mit einigen unerwarteten Wendungen und einem hohen Actionpegel. Sie führt uns an bisher unbesuchte Flecken in Faerie und zeigt uns neue Seiten an Figuren, von denen wir glaubten, sie bisher gut einzuschätzen zu können. Eine davon ist die Luidaeg, nach wie vor mein persönlicher Lieblingscharakter. Ihr Auftritt in einer Karaokebar zu Beginn des Buches zählt zweifelllos zu einem der Höhepunkte im Roman.
Andererseits habe ich über die Jahre hinweg, in denen ich mich für die Serie so stark begeistert, eine hohe Erwartungshaltung aufgebaut; einer ausführlichen Begegnung mit Amandine hingefiebert und mich mit Fans darüber unterhalten, welches Mysterium wohl über August liegt. Vieles davon offenbart Seanan McGuire in diesem Roman auch – die Antworten sind aber nicht immer die, die ich mir gewünscht hätte. Teilweise war ich von den lange herbeigesehnten Begegnungen enttäuscht, weil ich mir anderes erwartet und zusammengereimt hatte. Das kann ich schwerlich der Autorin ankreiden, ist aber der Grund, warum mich The Brightest Fell teilweise nicht ganz abgeholt hat.
Dann gab es aber auch hervorragende Kehrtwendungen, Aha-Momente, unerwartete Erlebnisse und Szenen, die einfach nur wunderbar und magisch wirkten, die die im Grunde ungerechtfertigte Enttäuschung überstrahlten. Tybalt kommt in diesem Buch recht wenig vor, dafür spielt Quentin wieder eine stärkere Rolle – ein Umstand, den ich sehr begrüßt habe und der dem Buch extrem gut tut. Mit zu den Highlights im Buch war, dass wir Tobys unerwarteten Gehilfen besser kennenlernten und Dinge erfahren haben, die sich logisch in den Gesamtkosmos einfügen.
Auch, wenn ich nicht mit allem hundertprozentig zufrieden war, ist The Brightes Fell deshalb dennoch ein gutes Buch. Ich bin gespannt, wie es mir gefällt, wenn ich es später zum zweiten – oder dritten oder vierten Mal – lese.
Für den Augenblick kann das Buch nicht mit so großartigen Romanen wie An Artificial Night oder dem Game Changer The Winter Long mithalten, aber Seanan McGuire hat mich sehr gut unterhalten und ich bin sicher, dass noch einige großartige Abenteuer vor uns liegen (die Sache mit den Selkies und der Luidaeg, das Verschwinden von Oberon, Titania und Maeve und einige andere Dinge sind schließlich noch nicht aufgelöst und auch die Winterrose wird vermutlich nicht ewig in ihrem Zauberschlaf gefangen bleiben).
Wer Toby liebt, kommt an The Brightest Fell ohnehin nicht vorbei.
Das Buch erscheint als Hardcover & ebook.
Das Vorab-Exemplar wurde mir freundlicherweise via Netgalley zur Verfügung gestellt.
Die im ebook ebenfalls enthaltene Novelle beurteile ich übrigens demnächst in separater Rezension.
OK, das hört sich sehr interessant an. Also sollte ich wohl endlich mal Winterfluch lesen! Das Buch liegt schon seit fast einem Jahr auf meinem SUB ;)
LG Agnes
Kommentar by Agnes — 10. September 2017 @ 12:15
Ja, fang es auf alle Fälle mal an – ich find es toll!
Kommentar by Darkstar — 12. September 2017 @ 20:55